Lehrermangel

  05.07.2018 Leserbriefe

Es ist wieder einmal so weit. Wie schon oft in den letzten Jahren geht der Hilfeschrei durch die Presse: «Wir haben zu wenig Lehrer» und dies vor allem dieses Mal im Kanton Zürich. Bedingt durch den Beruf meines Vaters besuchte ich während den neun Schuljahren fünf Schulen in den Kantonen Schaffhausen, Thurgau und Zürich. Das war für mich kein Problem und überall fand ich schnell wieder Anschluss, obwohl wir gewöhnlich 30 bis 36 Schüler pro Klasse hatten. Im Kanton Thurgau besuchte ich sogar eine Gesamtschule mit ungefähr 50 bis 60 Schülern, geleitet von einem Lehrer, an den ich heute noch oft denke und den ich immer verehrte.

Nach der obligatorischen Schulzeit waren wir weder dümmer noch gescheiter als die heutigen Schüler. Wir lernten ebenso viel wie die heutigen Schüler, obwohl unsere Lehrer ein gerütteltes Mass an Arbeit zu leisten hatten. Heute besteht eine Schulklasse aus viel weniger Schülern, damit sich die Lehrer um alle kümmern können. Unsere Lehrer haben sich auch um uns gekümmert, oft mit grossem Einsatz. Wenn man die Schülerklassen heute etwas reduzieren würde, hätten wir vielleicht plötzlich wieder genügend Lehrer, bei gleichem Pensum. Früher waren die Lehrer – vor allem im Dorf – nebenbei noch Dirigent des Männerchors, der Musikgesellschaft, usw. Gelegentlich übten sie auch noch Tätigkeiten in der Gemeinde aus und führten die örtliche Bibliothek. Heute findet man kaum noch Lehrer, welche Nebentätigkeiten ausüben. Vielleicht könnte man über diese Probleme nachdenken, anstatt über den Lehrermangel jedes Jahr von neuem zu jammern.

HANS C. WEGELIN, FRICK


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