Konstruktive Lösungen entstehen im Dialog

  08.07.2018 Laufenburg

Susanne Hörth

«Altstadtentwicklung ist nicht einfach Quartierentwicklung, sagt Kurt Brandenberger. Gemeinsam mit Edita Soldati, Franziska Bodmer und Martin Suter bildet er den Vorstand des Bewohnervereins Altstadt Laufenburg. Einen Präsidenten gibt es in dem seit 2005 bestehenden und rund 40 Mitglieder zählenden Verein nicht. Dessen oberstes Ziel ist es, sich für das Leben, Wohnen und Miteinander in der Altstadt zu engagieren und ganz besonders auch, die Interessen dieses speziellen «Quartiers» nach «aussen» zu vertreten. Und hier setzt die eingangs gemachte Bemerkung von Kurt Brandenberger an. «Wir haben Rahmenbedingungen für Liegenschaftsbesitzende und Wohnende, die man ausserhalb nur ungenügend kennt.» Dazu gehört unter anderem, dass in der historischen Mittelalterstadt bei Baubewilligungsverfahren spezielle Vorgaben gelten und auch immer die Fachkommission für Stadtgestaltung und manchmal auch die Denkmalpflege ein Wörtchen mitzureden haben. In der Altstadt ist alles eng, dicht beieinander. Grosse Begegnungsplätze gibt es kaum. Wie aber können die schmalen Gassen zwischen den Häuserzeilen – dieser eigentliche, öffentliche Raum – privat genutzt werden? Was muss ich tun, wenn ich in der Badstube grillieren möchte? Wie werden Grossevents von Kleinanlässen abgegrenzt? «Wir wünschen uns Richtlinien vom Stadtrat», so Franziska Bodmer, «das schafft Vertrauen und Klarheit für alle, die den öffentlichen Raum nutzen wollen.» Das Anliegen ist beim Stadtrat deponiert, die Behandlung auf das 4. Quartal verschoben.

Das 20-Millionen-Investitionskonzept
«Die Altstadtbewohnenden wissen am besten, welches die wirklichen Probleme in der Altstadt sind.» Diese Aussage untermalt Kurt Brandenberger damit, dass die Mitglieder des Bewohnervereins im Hintergrund bei verschiedensten Planungen der Stadt sehr viel strategische und praktische Arbeit geleistet haben. Etwa beim Leitbild. Bei diesem amtete Kurt Brandenberger als Projektleiter. Beim Nutzungs- und Entwicklungskonzept Altstadt leiteten Mitglieder des Bewohnervereins die Arbeitsgruppe und steuerten wichtige Grundlagen bei. «Dabei ist ja auch eine Datensammlung über alle Liegenschaften in der Altstadt entstanden, welche dann eine Basis für das 20-Millionen-Investitionskonzept des Stadtrates schuf», so Brandenberger. Nur mit dem Bau von schönen Wohnungen, Plätzen und Gassen ist der Erfolg des 20-Millionen-Investitionskonzepts jedoch nicht gewährleistet, ist er überzeugt.

Seine Vorstandskollegen nicken zustimmend: « Um die Altstadt – wie im Nutzungs- und Entwicklungskonzept vorgesehen – zum nachgefragten Wohn- und Lebensraum zu machen, braucht es den Dialog und eine gesellschaftliche Entwicklung.» Als Problem beim Investitionskonzept erachtet der Bewohnerverein, dass es schwierig sein wird, Leerstand zu reduzieren und marode Liegenschaften zu sanieren und gleichzeitig das Renditeversprechen einzuhalten. Alle diese Zielsetzungen zu erreichen und erst noch die erhofften zweieinhalb Prozent Rendite zu erzielen sei kaum erreichbar. Nach zweieinhalb Jahren seit der Lancierung des Projektes sei es an der Zeit, sich über die gesetzten Ziele und ihre Realisierungschancen zu unterhalten.

«Die Zukunft der Altstadt ist die Wohnstadt, das wurde im Konzept von 2014 eindeutig klargelegt und von Stadtrat auch zur Umsetzung freigegeben. Weitere Nutzungen, wie Tourismus, Gewerbe sind ebenfalls wichtig, tragen aber zu wenig finanziellen Ertrag bei, um als Hauptnutzung dienen zu können. Wenn es gelingt, das als beste Option genannte gemischte Wohnen umzusetzen, dann haben wir etwas erreicht», betont Martin Suter.

Nach mehr als zwei Jahren Bautätigkeit liegen die Nerven blank
Der Vorstand greift zwei weitere Beispiele auf, bei welchen sie einen Dialog mit den Verantwortlichen vermissen. Zum einen geht es dabei um den Wärmeverbund Altstadt. Bei diesem steht die Planung der zweiten Etappe an. Laut Informationen im Verein, sei errechnet worden, dass die Anschlussbeteiligung deutlich höher sein muss, als diejenige, die mit Altstadtbewohnenden in der ersten Bauetappe erreicht wurde. Was bedeutet das für die weiteren Etappen und die Anschlussgebühren? Die Antworten, so der Bewohnerverein, fehlen. Das zweite Beispiel betrifft die Werkleitungssanierung in der Altstadt. Nach zweieinhalb Jahren Bautätigkeit im Hinteren Wasen würden dort die Nerven blank liegen. Verstärkt werde das durch den Gedanken, dass die Arbeiten in der Altstadt noch mehrere Jahre andauern werden. Könnten mehrere parallel arbeitende Bauequipen hier Abhilfe schaffen? fragt man sich in der Altstadt.

Der Vorteil einer mitdenkenden, mitgestaltenden, und engagierten Gemeinschaft in der Altstadt werde in den strategischen Überlegungen des Stadtrates nicht genügend gewürdigt und genutzt, bedauert der Bewohnerverein. «Wir wollen deshalb offensiver werden, wir möchten bessere Lösungen für unsere Altstadt. Eine Altstadt von offensichtlicher Schönheit, aber auch mit attraktivitätsdämpfenden Randbedingungen, in der wir auch künftig wohnen und leben wollen.» Und: «Wir wollen konstruktiv mitschaffen.»


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