Jetzt geht die Pfarrerin

  27.07.2018 Frick

Reformierte Kirchgemeinde Frick: kaum ein Stein bleibt auf dem anderen

An der Kirchgemeindeversammlung sprach sich Kurator Markus Fricker gegen die Wiederwahl von Johannes Siebenmann als Pfarrer aus. Das solle den Weg für einen Neubeginn ebnen. Jetzt zieht Pfarrerin Verena Salvisberg ihrerseits einen Schlussstrich unter eine für sie sehr belastende Zeit und verlässt Frick per 1. Dezember. Siebenmann hat aus der Zeitung davon erfahren.

Simone Rufli

«Nach 13 Jahren Pfarramt in Laufenburg habe ich mich auf die geteilte Verantwortung in Frick gefreut», schreibt Pfarrerin Verena Salvisberg in der August-Beilage der Zeitung «reformiert», die am Mittwoch erschienen ist. «Auf ein Am-gleichen-Strick-Ziehen im Dienste der Gemeinde und der Menschen. Leider ist es in den fünf Jahren, in denen ich in Frick tätig bin, nicht gelungen, ein richtiges Arbeitsbündnis zu schliessen. Das hätte es aber gebraucht, um an ein geregeltes Wirken überhaupt zu denken.» Das Arbeitsbündnis von dem Salvisberg schreibt, hätte mit Pfarrkollege Johannes Siebenmann und der Kirchenpflege geschlossen werden sollen. Von der Wiederwahl des Pfarrers hat Kurator Markus Fricker an der Kirchgemeindeversammlung Ende Juni dringend abgeraten (die NFZ berichtete). Sowohl der Kurator als auch zahlreiche andere Versammlungsteilnehmer hatten Siebenmann an jenem Abend die Fähigkeit zur Zusammenarbeit rundweg abgesprochen. Seine Arbeitshaltung wurde kritisiert und das fehlende Miteinander gerügt. Nachdem der Kurator in der Juli-Beilage der Zeitung «reformiert» seine Gründe für die Nicht-Wiederwahl-Empfehlung noch einmal detailliert dargelegt hatte, hätte Johannes Siebenmann nun seine Sicht in der eben erschienenen August-Ausgabe publizieren sollen. Mit Betonung auf hätte. «Es hiess, mein Text sei zu lang und es werde mir nun in der September-Beilage die Gelegenheit zur Stellungnahme geboten», erklärt Siebenmann auf Anfrage der NFZ. Und er sagt auch: «Ich habe aus der Gemeindebeilage vom Rücktritt von Verena Salvisberg erfahren.» An seinem Entscheid, sich erneut der Wahl zu stellen, ändere sich nichts. «Werde ich wiedergewählt, kommt es auf eine andere Art zu einem Neuanfang.» Kurator Fricker nannte auf Nachfrage der NFZ die Distanziertheit zwischen ihm und Siebenmann als Grund dafür, dass er den Pfarrer nicht vorgängig informiert hatte. Er bedaure Verena Salvisbergs Entscheid sehr, so Fricker. «Ich hoffe nun aber umso mehr auf eine Tabula rasa bei den Wahlen und damit auf einen vollständigen Neubeginn für die Kirchgemeinde.»

Verena Salvisberg verwies im Telefongespräch auf ihre schriftlichen Ausführungen. Sie habe sich jahrelang vergeblich um ein Arbeitsbündnis bemüht. «Unter anderem sehe ich die Aufgabe einer Pfarrerin darin, Räume und Orte zu schaffen, in denen sich Menschen wohl fühlen, sich engagieren und entfalten können... Ich als Pfarrerin hätte diese Räume und Orte auch gebraucht», schreibt sie in ihren «Gedanken zum Rücktritt». Die anhaltende Erfolglosigkeit ihrer Bemühungen jedoch hinterliess Spuren. Gesundheitlich angeschlagen musste sie im letzten Jahr krankheitshalber ein paar Wochen pausieren.


Überraschung: Salvisberg geht

«Ich blicke mit Dankbarkeit und vielen schönen Erinnerungen zurück», betont Verena Salvisberg trotz allem. Doch was sie jetzt brauche, sei ein Neuanfang. «Eine Gemeinde, in der ich mich und meine Kompetenzen ins Spiel bringen kann.» In der Gemeinde Roggwil im Kanton Bern hofft sie, diesen Ort für sich und ihre Familie gefunden zu haben.

Und wie geht es nun in Frick weiter?
Am 4. September (19.30 Uhr) findet im Kirchgemeindehaus im Beisein von Pfarrer Siebenmann und unter der Leitung von Pfarrer Peter Weigl (Brugg) ein Diskussionsabend statt. Am 23. September kommt es zur Gesamterneuerungswahl der kirchlichen Ämter für die Amtsperiode 2019- 2022. Theoretisch sei es möglich, dass sich bis fünf Wochen vor der Wahl, eine Person für die frei werdende Stelle meldet, so der Kurator. Diese Person müsste – wie Johannes Siebenmann auch – 20 Unterschriften von Mitgliedern der Kirchgemeinde vorlegen. Danach müsste die Wahlfähigkeit vom Kirchenrat bestätigt werden. Bei Siebenmann erübrigt sich eine Bestätigung durch den Kirchenrat, weil er bereits vier Jahre im Amt ist. Fricker rechnet allerdings nicht mit dem Eingang eines Wahlvorschlages für die Nachfolge Salvisberg vor der Gesamterneuerungswahl. Er rechnet damit, dass nach dem 23. September eine Pfarrwahlkommission gebildet wird. Am liebsten sähe er es, wenn diese Kommission dann die Besetzung von zwei neuen Pfarrstellen in Angriff nehmen könnte. Das wäre dann der Fall, wenn Johannes Siebenmann nicht wiedergewählt würde. (sir)


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