Es war einmal ein Junge aus Möhlin

  17.07.2018 Möhlin

Die verrückte Geschichte des Ivan Rakitic

Fast auf den Tag genau dreizehn Jahre sind es her, als die NFZ mit einem jungen Mann aus Möhlin über dessen Träume gesprochen hatte. Was aus diesen Träumen geworden ist, man glaubt es kaum.

Ronny Wittenwiler

Die Fussball-Weltmeisterschaft ist Geschichte. Frankreich, nach 1998, gewinnt zum zweiten Mal die weltweit wohl bedeutendste Sporttrophäe. Und ja, längst ist bekannt, dass da am Sonntag in Moskau einer auf dem Platz gestanden war, der in der Schweiz, im Fricktal und ganz besonders in Möhlin bestens bekannt ist: Ivan Rakitic.

Beinahe wurde er Weltmeister, aber eben, die Franzosen, sie verhinderten am Ende den ganz grossen Coup der Kroaten mit Mittelfeldmotor Rakitic. Was wurde nicht alles geschrieben über den heute 30-Jährigen. In Möhlin aufgewachsen. In Möhlin zur Schule gegangen. Dort beim FC Möhlin die ersten fussballerischen Erfahrungen gesammelt. Auch der Boulevard macht sich kurz vor Anpfiff zum WM-Finale auf nach Möhlin und entdeckte bei der Spurensuche unter anderem, bei welchem Möhliner Bäcker Ivan Rakitics Bruder Brot einkauft…

Rakitic damals: «Ich bin noch jung und habe Zeit»
Fast auf den Tag genau dreizehn Jahre sind es her, als die NFZ den jungen Ivan Rakitic zum Interview traf. Soeben hatte er damals, Juli 2005, seinen ersten Profivertrag beim FC Basel unterschrieben. 17 Jahre ist da Rakitic, und wenn man sich vor Augen führt, dass er vergangenen Sonntag mittendrin war am weltweit bedeutendsten Sportanlass, dann sind seine Aussagen von damals Ingredienzen einer total verrückten Geschichte. Rakitic erschien zum Gespräch, nachdem der FC Basel mit einem mühsam erkämpften 1:0 gegen Schaffhausen in die neue Saison gestartet war. Das Tor schoss Ivan; Ivan Ergic. Der andere Ivan, Rakitic, sass auf der Tribüne, figurierte nicht im Kader. «Ich werde für meinen Einsatz hart arbeiten. Der Trainer schenkt mir Vertrauen. Ich bin noch jung und habe Zeit», sagte Rakitic. Irgendwie sollte er Recht behalten. Und wie. Ein sympathischer junger Mann stand da Rede und Antwort, äusserst zurückhaltend. Der Trainer von Rakitic war Christian Gross, dieser verglich ihn von der Spielanlage her mit Grössen wie Paul Scholes (Manchester United) und Frank Lampard (Chelsea). Natürlich, sagte Rakitic, natürlich würden solche Aussagen schon ein wenig stolz machen, er fühle sich geehrt. Doch ausruhen auf solchen Vorschusslorbeeren wollte sich der junge Rakitic nicht, er schob Extraschichten, oftmals im Kraftraum, denn physisch wollte er zulegen: Der Neo-Profi verglich seine «grossen» Teamkollegen als gestandene Männer – «dagegen bin ich noch ein Bub.»

Schlagzeilen, die tatsächlich wahr wurden
Schritt für Schritt wolle er nehmen, sagte er, als man ihn nach Schlagzeilen fragte, die er gerne mal über sich lesen wolle. «Rakitic schafft den Sprung in die FCB-Stammelf», schlug er vor.

«Rakitic entscheidet Champions-League Final!» – bei diesem Vorschlag lächelte er milde und meinte: «Das wäre traumhaft.» Zehn Jahre später, am 6. Juni 2015, schoss er für den FC Barcelona das 1:0 zum späteren 3:1 Sieg gegen Juventus Turin – und gewann die Champions League. Doch bis dorthin folgten zuerst die wohl überlegten, kleinen Schritte. Noch vor der Unterschrift unter seinen ersten Profivertrag beim FC Basel versuchten bereits die ganz Grossen der Gilde den jungen Rakitic wegzulocken, Chelsea London etwa. Doch Rakitic, der Junge aus Möhlin, aufgewachsen in der Überbauung Fröschmatt, wollte zuerst in Basel Fuss fassen.

Zwei Jahre später, 2007, kam es zu einem weiteren Treffen mit ihm. Da hatte er sich bereits in die Stammelf beim FC Basel gespielt. «Bei einem solchen Verein mit einem so grossen Stadion einen Profivertrag unterschreiben zu dürfen, das ist sicherlich ein Traum, der in Erfüllung gegangen ist. Ich bin überglücklich.» «Damals», erinnerte er sich, «damals in der Schule habe ich schon gesagt, dass ich Fussballprofi werden will. Klar, haben manche halt gelacht. Und jetzt ist es doch soweit. Das ist das Grösste für mich.»

Auch er konnte nicht wissen, dass das bloss der Anfang war. Es war einmal ein Junge aus Möhlin. Was aus ihm geworden ist: Man glaubt es kaum.


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