Eine Zeitreise mit dem Nachtwächter

  13.07.2018 Rheinfelden

Janine Tschopp

Als einer von 266 Ferienspass-Kursen stand die Führung mit dem Nachtwächter im Angebot. So treffen sich 19 Kinder am Mittwochabend beim Rathaus in Rheinfelden. «Ich finde es cool, in der Nacht unterwegs zu sein», sagt Lily (8). Arjen (7) hat sich für den Kurs angemeldet, weil er «den Nachtwächter etwas Cooles» findet. Und Tiago (9) denkt, dass Kroatien an diesem Abend verliert. Aber er freut sich auch auf einen spannenden Ferienspass.

Der Nachtwächter nimmt die Kinder mit auf eine Reise ins 17. Jahrhundert. «Es gab damals viele kriegerische Ereignisse», erklärt er. Eine seiner Hauptaufgaben war das Schliessen der Stadttore. Zudem hatte er im Städtli für Ruhe zu sorgen. An diesem Mittwochabend ist es alles andere als ruhig in Rheinfelden, da viele Fussball-Fans draussen den Halbfinal der Weltmeisterschaft verfolgen. «Fussball und Fernseher wurden erst später erfunden», lacht der Nachtwächter.

Als die Schweden wieder abzogen
«Hier stand der Feind», erklärt der Nachtwächter aussen vor dem Tor beim Storchennest. 1000 Mann aus Schweden wollten das Städtli angreifen. Er zeigt die Einschüsse in der Mauer. Der Nachtwächter erzählt die Sage vom Schneider, der sich als Ziege verkleidete, und so den Schweden vortäuschte, dass die Rheinfelder noch viel zu essen hätten. Worauf die Schweden wieder abzogen. «Seither ist die Ziege ein heiliges Tier in Rheinfelden.»

Der Nachtwächter zeigt den Kindern den Ort an der Jagdgasse, wo der Pranger stand und das Schelmengässli und erklärt, dass es zu seinen Aufgaben gehörte, das Gesindel im Städtli zu vertreiben. Trotzdem sei er kein angesehener Mann gewesen. Anfang 20. Jahrhundert hätte es keinen Nachtwächter mehr gebraucht, da alles moderner wurde. Auch seine Hauptaufgabe, das Schliessen der Stadttore, sei weggefallen, und die Nachtwächter seien «langsam abgeschafft» worden. «Dann kannst du ja gar kein Nachtwächter sein», kombiniert Linda (9). «Ich bin eigentlich schon lange gestorben, aber für euch Kinder extra nochmals ins Städtli gekommen», ist seine Antwort.

Am Ende der Tour sagt der Nachtwächter zu den Kindern: «Was ich euch heute Abend gezeigt habe, habe ich damals jeden Tag gemacht, allerdings ohne Fussballmatch im Städli.» Ob mit oder ohne Fussball: Den Kindern hat’s gefallen. «Besonders die Geschichte mit den Schweden», sagt Tiago. Lily war vom Nachtwächter insgesamt fasziniert, und Linda sagt nach dem Ferienspass: «Es ist toll, dass wir jetzt einmal wissen, wie es früher war.»


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