Dunkle Wolken am Horizont

  31.07.2018 Fricktal

Ronny Wittenwiler

Der Möhliner Landwirt Rudolf Urich, wohl stellvertretend für alle Berufskollegen, wünscht sich vor allem eines: Regen, und das nicht zu knapp; eine Woche lang, «das wäre gut». Für Gemüsekulturen, landwirtschaftliche Lebensader besonders im Fricktal, ist die anhaltende Hitze Gift. «Bei Temperaturen über dreissig Grad kann das Gemüse nicht mehr richtig wachsen. Dieser Hitzestress macht sich im Ernteertrag bemerkbar», sagt Urich. Die Rede ist vom Mais, von Zuckerrüben, und die Bohnen, sagt Urich, würden derzeit wunderschöne Blüten treiben. «Das ist ein Indiz für den Hitzestress. Sie kämpfen quasi ums Überleben, indem sie ihre eigene Vermehrung vorantreiben.» Und sonst? Braune Matten. «Die Futterproduktion mit Gras ist praktisch eingestellt.» Irgendwann, sagt Urich, bringe auch das ständige Bewässern nichts mehr und man müsse eine Kultur wohl oder übel sterben lassen.

«Die Nächte sind jetzt besonders wichtig»
Alarm geschlagen hat auch der Schweizerische Fischerei-Verband SFV. «Die Zeichen stehen auf Tragödie», liess Geschäftsführer Philipp Sicher bereits am 20. Juli über eine Medienmitteilung verlauten – und die Situation hat sich seither nur noch zugespitzt. «Natürlich bereitet uns die aktuelle Situation Sorgen», sagt auch Rolf Bürgi, Präsident vom Fischerei Verein Bezirk Rheinfelden. Auch er, genau wie die Exponenten vom Fischerei-Verband, erinnert an den Hitzesommer 2003. Der Rhein erwärmte sich damals bis auf 27 Grad, an manchen Abschnitten kam es zu einem Massensterben bei den Äschen. «Wir hatten damals zum Glück weniger tote Fische zu beklagen», sagt Bürgi. «Bei Tauchgängen im Rhein konnte ich beobachten, wie sie von der Grundwasserströmung mit eiskaltem Wasser profitieren konnten, wo sie sich zurückgezogen hatten.» Für Bürgi ist klar: «Ohne Aussicht auf Niederschlag sind jetzt vor allem die Nächte besonders wichtig. Wenn es nachts nur schon ein wenig abkühlt, schlägt sich das rasch auf die Wassertemperatur nieder. Vergangene Woche kühlte der Rhein von 24,5 auf 22 Grad runter.» Gerade dort, wo kaum Fliessgeschwindigkeit und damit Sauerstoffknappheit herrsche, entscheide dieser Tage jedes einzelne Grad über Leben und Tod.

Ein kleiner Funke reicht bereits
Während also viele Exponenten nichts zu feiern haben, zog auch Laufenburg die Reissleine – mit einem Feuerwerk- Verbot. Auch andere Gemeinden haben nachgezogen. «Grundsätzlich ist der 1. August immer speziell», antwortet Andreas Fahrni, Kommandant der Stützpunktfeuerwehr Frick, auf die Frage, ob er dieses Mal den Tag angespannter als sonst verbringe. «Eine Rakete kann jederzeit irgendwo auf einem Balkon landen. Aber natürlich macht es die anhaltende Trockenperiode nicht einfacher. Momentan kann ein kleiner Funke bereits ein Feld zum Brennen bringen.» Wichtig ist Fahrni der Appell an den gesunden Menschverstand. «Vielleicht eher mal auf einen Zuckerstock als auf eine Rakete zurückgreifen – und das nicht im Garten, sondern auf Asphalt.» Und: In Zeiten wie jetzt müsse sich die Feuerwehr auch Gedanken darüber machen, wie künftig Übungen gestaltet werden sollen. Man könne den Steuerzahler nicht zum Wassersparen aufrufen, das Autowaschen verbieten – und dann ein paar Wochen später bei Feuerwehrübungen einfach so mal tausende Liter Wasser rauslassen. «Da ist auch von uns Fingerspitzengefühl gefragt.»


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