«Eine Konzertbühne mitten im See»

  29.07.2018 Persönlich

Die junge Cellistin Natalia Dauer hat viele Visionen

Natalia Dauer ist eine junge, aufstrebende Cellistin. Die Preisträgerin der Volksbank Hochrein Stiftung ist die Initiatorin des Festivals «Junge Klassik» in Laufenburg, das 2015 Premiere feierte. Die Konzertreihe für Nachwuchstalente aus der Region setzt im Rahmen der Laufenburger Kulturtage «Fliessende Grenzen» vom 11. bis 13. August erneut hörenswerte Akzente.

Hildegard Siebold

Natalia Dauers Elternhaus steht in Bad Säckingen, idyllisch gelegen direkt am Waldrand. Das zierliche, barfüssige Persönchen im blauen Sommerkleid strahlt sofort eine einnehmende Herzlichkeit aus. Wie begeisterungsfähig und übersprudelnd die 21-jährige ist, wird jedoch erst nach und nach spürbar. Eines aber wird ganz schnell klar: Das Cello ist ihre grosse Liebe. Mehr noch: Es ist ihr Leben. «Der Klang fasziniert mich, die Wärme, die Emotionen, die Vielfältigkeit, der tiefe Bass, die wunderschöne Mittellage, die Höhe, fast wie die einer Geige», sprudelt es aus ihr heraus. Das hat sie sofort fasziniert, seit sie im Alter von drei Jahren mit den Eltern in einer Kirche in Basel erstmals ein Cello hörte. «Das möchte ich einmal spielen», hat sie ihrer Mutter Angela gesagt. «Du bist zu klein, vielleicht irgendwann», antwortete diese. Von ihr, einer Italienerin, hat Natalia das Temperament geerbt. Ohne Frage aber haben die Eltern, ihr Vater Gaston ist gebürtiger Bayer, ihre Kinder immer sehr unterstützt, was das Musische betrifft.

Wie alles begann
Natalias sieben Jahre ältere Schwester Aloisia hat sich längst einen Namen als Violinistin gemacht. Bruder Luciano spielt Horn und Gitarre, Bruder Emanuel Trompete, Schlagzeug und Gitarre. «Wir gingen immer alle zusammen in die Jugendmusikschule», erzählt Natalia. Dort begann sie mit vier Jahren mit dem Klavierspiel. Und erhielt nebenher von Schwester Aloisia Geigenunterricht. Aber das Cello liess sie nicht los. Zu ihrem sechsten Geburtstag schenkte ihr die Mutter eine Cello-Stunde bei einer Musik-Studentin der Musikakademie Basel. Zuerst wurde das Cello beim Geigenbauer abgeholt, dann ging es direkt nach Basel. Die Nonnas von Natalia schenkten ihr die Miete für das Cello. «Es hat mir so viel Spass gemacht, ich war so klein», erinnert sich Natalia schmunzelnd an ihre erste Stunde. Von da an ging sie regelmässig zum Cello-Unterricht, gewann ein Jahr später ihren ersten Wettbewerb als Solistin bei «Jugend musiziert». Als sie 2007 die Möglichkeit erhielt, bei Professor Ivan Monighetti an der Musikhochschule Basel unterrichtet zu werden, griff sie zu. Er sah ihre Musikalität und sie überzeugte ihn. Sein Unterricht verlangte viel, von da an hatte das Cello die höchste Priorität. Natalia wechselte aus eigenem Antrieb vom Gymnasium auf die Realschule und später zu einem Fernstudium, weil sie keinen akademischen Weg einschlagen wollte. Damals begegnet sie auch ihrem grossen Vorbild Sol Gabetta. So wie sie wollte sie einmal spielen können. Es folgten Konzerte als Solistin und als Kammermusikerin in Deutschland, der Schweiz, in Österreich und Slowenien. 2012 gewann sie den ersten Preis beim schweizerischen «Jugend musiziert». Seit 2015 ist sie Preisträgerin der Volksbank Hochrhein Stiftung. Daraus formte sich ihre Idee, mit 18 Jahren die Konzertreihe «Junge Klassik im Schlössle» in Laufenburg zu begründen. «Ich wollte jungen Künstlern eine Bühne bieten», erklärt sie. Denn allzu viele Auftrittsmöglichkeiten gebe es insbesondere am Hochrhein nicht. Sie stiess mit ihrer Idee auf offene Ohren. Überwiegend treten in Laufenburg die Preisträger der Volksbank Hochrhein-Stiftung auf. Sehr viel internationaler sind die jungen Künstler der neuen Konzertreihe «Junge Klassik auf Schloss Beuggen», die von ihr in diesem Jahr als Erweiterung des Laufenburger Festivals ins Leben gerufen wurde.

Energiebündel Natalia
Für die Cellistin, die seit 2016 Bachelor-Studentin von Ivan Monighetti ist, sind ihre Konzerte eine Möglichkeit, Menschen zu berühren mit ihrem Instrument. Darauf liegt ihr Fokus. Dabei komponiert und arrangiert sie auch gerne und später einmal möchte sie dirigieren. Aber das Cello wird immer «die erste Geige» in ihrem Leben spielen. Und auch wenn sie eigentlich in der klassischen Musik beheimatet ist, geniesst sie es ab und an, mit Jazzund Popbands einfach wild drauf los zu spielen. Am 27. Juli ist sie dabei auf einem Konzert von Konstantin Wecker im bayerischen Fronreute. Für Natalia Dauer ist Musik vielfältig. Sie will sich inspirieren lassen, neue Ideen sammeln, offen sein, sich niemals begrenzen. So wie ihr zweites grosses Vorbild Giovanni Sollima. «Er bringt Jimmy Hendricks aufs Cello», schwärmt sie. Im Sommer 2019 schliesst sich ihr Bachelor-Studium ab. Dann folgt das Master-Studium, hin auf dem Weg zu ihrem Traum. Natalia möchte mit ihrem Cello um die Welt reisen. Dabei weiss die junge, eigenwillige und zielstrebige Frau des Sternzeichens Steinbock sehr genau, dass zum Träume verwirklichen auch eine grosse Portion Glück gehört. «Musikerin ist der komplett falsche Beruf, um reich zu werden», scherzt sie.

Aber sie brauche nicht diesen Druck, unbedingt Karriere zu machen. Sie möchte frei sein, unabhängig, damit ihre Liebe zur Musik nie verloren geht. Sie möchte mit ihrer Musik Botschafterin sein, Projekte unterstützen. Und sie möchte einmal eine Konditorei eröffnen mit einem süssen Orchester im Schaufenster: Natalias süsse Welt. Und einen Bauernhof kaufen, um ihrer Liebe für Tiere Ausdruck zu geben. Und das Bad Säckinger Bergsee-Restaurant zu einem Begegnungszentrum in mediterranem Stil mit Konzertbühne mitten im See umbauen. «Ich bin einfach ein Energiebündel, vielleicht beruhige ich mich ja irgendwann einmal», lacht sie voller purer Lebensfreude. Gott möge das verhüten: Was für eine unglaubliche junge Dame.


Junge Klassik 2018 im Schlössle Laufenburg

Samstag, 11. August, 19.30 Uhr: Cello meets Cello; Sonntag, 12. August, 17 Uhr: Klangwelten; Montag, 13. August, 15 Uhr: Kinderkonzert Karneval der Tiere.


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