Verstand und Vernunft sagen Ja zu einem Kiesabbau

  08.06.2018 Leserbriefe

Am 11. und 13. Juni wird an den Ortsbürger- und Einwohnergemeinde-Versammlungen über ein wegweisendes Geschäft für die mittel- und langfristige Entwicklung unserer Stadt abgestimmt. Dies aber objektiv nur, wenn wir an dieser wichtigen Abstimmung aktiv und konstruktiv teilnehmen.

Als passionierter Waldgänger kenne und schätze ich unsere weitläufigen und attraktiven Naherholungsgebiete rings um Rheinfelden und suche sie als stolzer Rheinfelder Bürger wöchentlich mehrmals auf. Das rund 800 Hektaren umfassende Waldgebiet ist eines der grössten im Kanton Aargau. Das «Grossgrüt» wird wegen den fehlenden schattenspendenden Bäumen und dem schlechten Wegnetz als Naherholungsgebiet im Vergleich nur wenig genutzt. Auch als Wildtierkorridor ist dieser Teil eher ungeeignet, weil die Distanz von Waldrand zu Waldrand relativ gross ist und die Tiere das offene Gelände eher meiden.

Unbestritten ist, dass in und um Rheinfelden auch in absehbarer Zukunft eine rege Bautätigkeit stattfinden wird. Dies benötigt Kies, welcher derzeit im 20 Kilometer entfernten Kieswerk Eiken aufbereitet wird, was aus ökologischer Sicht sehr fragwürdig ist! Mit dem vorgeschlagenen Projekt wird dieser Verkehr wegfallen und bis 2026 auf sehr viel kürzeren, unbewohntem Wegen zum neuen Kieswerk «Chleigrüt» abgewickelt. Der Aushub aus der Kiesgrube «Grossgrüt» wird erst ab 2027 etappenweise realisiert mit sofort anschliessender Wiederauffüllung und Renaturierung. Der Kies-Transport wird mittels eines sehr viel umweltfreundlicheren Rollbandes vorgenommen. Es ist doch sinnvoll, wenn wir diesen Kiesabbau kontrolliert in unserer unmittelbaren Nähe vornehmen, an einem Ort, wo er in genügender Menge vorhanden ist und wir diesen Kies nicht aus weiten Distanzen mit umweltbelastenden Transporten heranschaffen lassen müssen (z.B. aus dem Elsass).

Eine weitere Tatsache ist, dass bei einem grossen Teil der Bauvorhaben sauberes Aushubmaterial anfällt, welches in sogenannten Deponien abgelagert werden muss. Die Kiesgrube «Grossgrüt» ist aus all den vorgenannten Gründen geradezu prädestiniert dafür, denn diese Deponien sollten möglichst in unmittelbarer Nähe vorhanden sein, um auch hier einen möglichst umweltbewussten, kurzen Transportweg zu garantieren.

«Gouverner c’est prévoir» – «Regieren heisst vorausschauen»! Es wäre unverantwortlich von unserer Stadtbehörde, wenn sie diesem Leitsatz nicht folgen würde. Auch wenn sich unsere finanzielle Situation zurzeit als recht komfortabel darstellt, muss dies nicht auf ewige Zeiten so bleiben. Es ist deshalb vorausschauend klug, wenn wir unseren einzigen Bodenschatz lang-fristig einplanen und ein faires Angebot von Holcim Schweiz nicht aus Komfortgründen einfach so ausschlagen. Es wäre geradezu fahrlässig, auf eine jährliche Entschädigung von nahezu einer halben Million Franken zu verzichten. Dies entspricht einem Steuersatz von 2%, welchen wir auch in guten und nicht nur in schlechten Zeiten gut gebrauchen können.

Noch etwas zu Holcim: Wir haben es hier mit Holcim Schweiz zu tun und nicht mit dem Weltkonzern Lafarge-Holcim, welcher zugegebenermassen ethisch und moralisch nicht über alle Zweifel erhaben ist. Deshalb ist es absolut moralisch vertretbar, mit dem Schweizer Konzern, welcher nach schweizerischem Recht und Kriterien auftritt, in Verhandlung zu treten. Aus allen obgenannten Gründen empfehle ich unseren verantwortungsbewussten Stimmbürgern diesem Dienstbarkeitsvertrag zuzustimmen und damit auch eine nötige Portion Vernunft und Verstand in den Entscheid einfliessen zu lassen.

HANSJÜRG BRUN, RHEINFELDEN


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