tierisch mitgehört(h) - Vogelscheuche

  12.06.2018 Laufenburg

Susanne Hörth

Unser Chriesibaum ist eine Augenweide. Auch wenn er noch nicht so gross ist – er ist noch im Jugendalter – entwickelt er sich zu einer prachtvollen Schönheit. Im Frühling stand er in voller Bluescht und bereitete den fleissigen Bienchen, Hummelchen und den anderen vielen Insekten ein wahrhaftig brummendes Volksfest. Aus Blüten wurden Schnorniggelis. Der Hagel im Mai schlug einige von ihnen ab, liess andere platzen. Glücklicherweise konnten trotzdem viele den eisigen Kügelchen trotzen und runden in der warmen Juni-Sonne zu prachtvollen Früchtchen heran. «Wann können wir die essen», wollte mein Enkel wissen. «Erst wenn sie reif und dunkelrot sind.» Nicht daran halten tun sich aber die Vögelchen. So wie die Bienchen im Frühling veranstalten sie jetzt ein lustiges Chriesifäscht in unserem Baum. Häng doch eine Vogelscheuche dran, so mein kleiner Berater. Dass nun tatsächlich eine Vogelscheue vorhanden ist, passiert ohne mein Zutun. Ein Vogel, genauer eine Elster, verjagt seine Artgenossen. Sie hat den Baum für sich entdeckt. Und was ganz krass ist, sie scheucht nicht nur die kleinen Flatterpiepser weg. Gehe ich zu nahe an den Baum heran, hat sie doch tatsächlich begonnen, die halbreifen Chriesi abzureissen und sie auf mich herabzuschmeissen. Versuche ich sie zu vertreiben, fliegt sie kurz auf, um sich gleich darauf auf dem Boden niederzulassen. Dann hüpft sie bis zu drei Meter an mich heran, plustert ihr schönes Gefieder auf, schaut mich kurz an und scheint zu sagen: «Das hat man halt davon, wenn man so tierlieb ist.»


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