Schützenswert oder nicht?

  19.06.2018 Möhlin

Möhlin: Ryburger Club will Eigentümer am Abbruch hindern

Das Haus sei von unschätzbar historischem Wert, heisst es in einer vom Präsidenten des Ryburger Clubs eingereichten Einsprache gegen den geplanten Abbruch. Der Eigentümer, der neue Wohnungen plant, zeigt sich irritiert, dass ein Verein mitmischen will.

Ronny Wittenwiler

Um das Gebäude an der Ryburgerstrasse 32 in Möhlin ist eine Debatte entbrannt; über die ästhetische Deutungshoheit einerseits, über die Legitimation der Einflussnahme andererseits.

Worum geht es?
Roland Häsler, Eigentümer, möchte das Haus durch einen viergeschossigen Neubau ersetzen. Mittels Einsprache zuhanden des Möhliner Gemeinderats kommt ein Veto vom Präsidenten des Ryburger Clubs, Beat Waldmeier. Das rund vierhundertjährige Gebäude müsse stehenbleiben. «Einst Poststation, war hier von 1850 bis 1927 ein Schulhaus. Nach dem Bau des Fuchsrainschulhauses waren hier Metzgereien», sagt Waldmeier zur NFZ, spricht von einem «unschätzbar historischen Wert», von einem «kulturellen Verlust im Zentrum Ryburg», den ein Abbruch zur Folge hätte. Eine Kopie der Einsprache liess Waldmeier dem Aargauer Heimatschutz zukommen. «Von denen bin ich enttäuscht: bis heute keine Reaktion.»

Das sagt der Eigentümer
«Dass ein Verein derart Einfluss nimmt, dünkt mich sehr speziell», zeigt sich Eigentümer Roland Häsler irritiert. «So etwas löst man eigentlich über dafür vorgesehene Institutionen wie politische Parteien und Kommissionen.» Selbstverständlich habe er auch mit privaten Einsprachen absolut kein Problem. «Aber wenn jemand Wohnungen baut, kann er doch nicht auch noch jeden Verein im Dorf um Erlaubnis bitten.»

Man fordert Mitspracherecht
Die Statuten des Ryburger Clubs würden einen sorgsamen Umgang mit dem Erbe der eigenen Geschichte vorsehen, sagt Waldmeier. Darauf nimmt die Einsprache besonders Bezug: «Die Erstellung eines modernen Neubaus mit Flachdach und grossen Fensterfronten zerstört das jetzige Ortsbild massiv. Der Ryburger Club ist bestrebt, eine Lösung zu finden, welche für alle Parteien stimmt.» Man beantrage deshalb das Mitspracherecht und die Mitgestaltung des Projekts. Umbau statt Abbruch, Beibehaltung eines Satteldachs, so in etwa das Credo.

«Ein Satteldach beeinträchtigt die Sicht der umliegenden Hausbesitzer. Zudem sind Attikawohnungen massiv teurer, das würde sich auf die Mieten niederschlagen», sagt Häsler, der sich nicht selten Kritik ausgesetzt sieht, weil er in Bauprojekte investiert. Natürlich mache er das nicht, um am Ende einen Verlust einzufahren. Den Vorwurf aber, es gehe ihm allein ums Geld, lässt er nicht gelten. «Sonst könnte ich genauso gut an einen auswärtigen Investor verkaufen, der ohne Rücksicht auf ein abgestimmtes Dienstleistungsangebot einen Bau hinstellt.»

Im Zuge der gesamten Arealentwicklung dort im Zentrum Ryburg sind insgesamt drei Gebäudekomplexe geplant mit rund zwei Dutzend Wohnungen und Räumlichkeiten für Dienstleister. «Wir haben mit Volg und einer Apotheke bereits Vorverträge abgeschlossen und führen Gespräche mit Ärzten», sagt Häsler. «Ziel ist ganz klar, dass wir hier im Ryburg auch eine Arztpraxis haben.»

Die Einsprache des Ryburger Clubs bezieht sich ausschliesslich auf die Liegenschaft an der Ryburgerstrasse 32. «Uns geht es darum, ein Zeichen zu setzen», sagt Waldmeier.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote