Schuhe, Oldtimer und James Dean

  20.06.2018 Möhlin

Thomas und Therese Efler haben ihre Leidenschaften verwirklicht

Oldtimer treffen auf Bequem-Schuhe: Oder anders ausgedrückt: Sammelleidenschaft paart sich mit Schuhliebe. Zu finden ist diese ungewöhnliche Symbiose in der Salinenstrasse 12 in Möhlin bei Therese und Thomas Efler.

Hildegard Siebold

Was verbindet Schuhe und Oldtimer miteinander. Eigentlich nichts, ist der erste Gedanke. Wenn man den Schuhladen von Therese Efler betritt, lösen sich derlei Gedanken aber erst einmal in Luft auf. Sie machen purem Staunen Platz. Augenblicklich wird das Auge gefangengenommen von einem bunten Sammelsurium. Inmitten der blitzenden Karossen von wunderschönen Oldtimern finden sich Kartons und Regale mit Schuhen und nochmals Schuhen. Dazu kommen alte Blechschilder und Radios aus längst vergangenen Zeiten. Alles scheint kreuz und quer zu sein und doch eine ganze eigene Ordnung zu haben. Das Auge wird nicht satt, zu schauen und immer Neues zu entdecken, liebevolle Details eröffnen sich beim genaueren Betrachten und mit jedem Blick wird die ausgefallene Pracht des Ladens deutlicher. Mischa begleitet den Gang durch den Laden. Er ist ein kleiner Hundemischling, der bei Therese und Thomas Efler ein Zuhause gefunden hat – neben den vier eigenen Hunden, die sie eh schon hatten.

Mit Leib und Seele
Die Liebe zu Hunden hat sie mitgebracht, eine Liebe, die irgendwann die Liebe zu den Schuhen weckte. Früher hat sie neben ihrem Job im Büro als Hunde-Ausbilderin gearbeitet. Dabei lernte sie einen Schuhmacher kennen, der neben seiner Werkstatt in der Hauptstrasse in Möhlin einen Laden mit Bequem-Schuhen führte. Bei ihm fing sie an, auszuhelfen. Als er krank wurde und sein Geschäft aufgeben musste, hat sich Therese Efler mit Leib und Seele dem Schuhladen verschrieben. Sie hatte ursprünglich Verkäuferin gelernt und jetzt hatte sie wieder den ihr so wichtigen Kontakt zu Menschen. Die Liebe zu Oldtimern hat er mitgebracht, oder vielmehr die Sammelleidenschaft. «Ich habe Dinge gesammelt, seit ich laufen konnte», verrät Thomas Efler. Das hat er vom Vater, dem Pianisten Peter Efler, der in seinem Heimatland Österreich bekannt ist als «Der zweite Mozart» und nach Engagements auf der ganzen Welt heute noch als Musikprofessor an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien tätig ist. «Mein Vater sammelte auf seinen Konzertreisen Speisekarten von feinen Restaurants, Bierdeckel und kistenweise Zigarettenpfeifen», erzählt Thomas Efler.

Später begannen Vater und Sohn alte Radios zu sammeln und zu reparieren. «Der erste Radio, den mein Vater wieder in Gang brachte, war der meiner Grossmutter, mit dem sie in Kriegszeiten heimlich Nachrichten gehört hatte», verrät Thomas Efler. Gut 800 Radios kamen so im Laufe vieler Jahre zusammen und Thomas Efler würde sie liebend gerne ausstellen, nur der passende Ort fehlt ihm noch. Als er 15 war, kaufte er seinen ersten Oldtimer. Einen Citroën 2 CV Döschwo für 200 Franken. Gemeinsam mit dem Nachbarjungen peppte er ihn auf, vier Wochen später folgte ein alter VW Käfer. Jede Woche gingen die beiden ins Grümpeli, eine kleine Deponie im Wald, um sehr zum Leidwesen der Eltern alles mitzunehmen, was irgendwie noch brauchbar war. Und weil Autos und Velos Thomas Efler einfach schon immer faszinierten, tauschte er sein Jura-Studium irgendwann gegen einen Job bei der Horlacher AG in Möhlin ein und arbeitete in Bereich der Elektrofahrzeug-Entwicklung.

Oldtimer und Schuhe
Therese Efler war dort als Sekretärin angestellt. Vier Jahre später heirateten sie, am 9. 9. 1999. Und wie könnte es anders sein: Zum Aperitif lud das Hochzeitspaar ins Müllmuseum im badischen Wallbach, das einst aus der Sammelleidenschaft seiner Besitzer entstand. Im Schuhgeschäft stehen die Oldtimer heute in Reih und Glied, einer neben dem anderen. Noch viel mehr der ausgefallenen Gefährte finden sich in der Halle ausserhalb der einstigen Fensterfabrik Mahrer, die Therese und Thomas Efler 2010 ganz spontan kauften, um all ihre Träume zu verwirklichen. Sie retteten damit eine alte Liegenschaft, die vor dem Abriss stand. Aus dem früheren Kuhstall wurde das Café Bonita im Outfit amerikanischer Diner-Clubs zu Zeiten von James Dean, aus der ehemaligen Fenster-Fabrikation wurde der Laden für Bequem-Schuhe samt Oldtimershow. Und hier schliesst sich der Kreis und beantwortet die Eingangsfrage: Oldtimer und Bequem-Schuhe passen einfach hervorragend zueinander – und sie bieten jede Menge Stoff für Geschichten. Denn Bequem-Schuhe sind vor allem für die ältere Generation mit orthopädischen Problemen ein wichtiges Schuhwerk. Und das ist jene Generation, die zu Oldtimern einen ganz speziellen Bezug hat. «Der eine oder andere hat selbst mal so ein Auto gefahren und schon entstehen spannende Gespräche», sagt Thomas Efler. Der beste Ort dafür ist das Café Bonita von Therese Efler, in dessen Biergarten die Eflers im Sommer original Schützengartenbier aus St. Gallen ausschenken. Therese Efler träumte schon immer von einer Café-Ecke in ihrem Schuhgeschäft. Apropos James Dean: Da werden bei allen Erinnerungen an den Frauenschwarm doch noch Gedanken an sündig schöne High-Heels neben Bequem-Schuhen wach. Aber kein Problem: Auch die gibt es im Schuhgeschäft von Therese Efler, nebst peppigen Flip-Flops für heisse Sommertage und natürlich hat sie für die sportlichen Kunden auch Wanderund Turnschuhe im Angebot. Eines jedenfalls wird im Gespräch mit beiden ganz deutlich: Sie, die in Rheinfelden geborene und aufgewachsene Schweizerin, und er, der gebürtige Österreicher, der sie mit seinem «Wiener Schmäh» eroberte, sind eine ebenso gelungene Symbiose, wie Bequem-Schuhe, Oldtimer und James Dean.


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