Schiessscheiben aus dem 19. Jahrhundert

  16.06.2018 Laufenburg

Das Museum Schiff ist seit kurzem im Besitz eines weiteren Stücks Laufenburger Geschichte. Bei der Sanierung und dem Umbau des alten Grundbuchamtes hat die kantonale Denkmalpflege drei alte Holztafeln entdeckt, die sich nach genaueren Untersuchungen als historische Schiessscheiben aus dem 19. Jahrhundert herausstellten. (nfz)


Historische Schiessscheiben entdeckt

Zufallsfund im Dach des alten Grundbuchamts in Laufenburg

Die kantonale Denkmalpflege entdeckte bei den Rückbauarbeiten beim alten Grundbuchamt in Laufenburg drei alte Holztafeln. Wie sich nun herausstellte, handelt es sich dabei um historische Schiessscheiben.

Das alte Grundbuchamt in Laufenburg ist längst saniert, umgebaut und mit dem Anbau zum Zentrum Hinterer Wasen umbenannt worden. Wie die kantonale Denkmalpflege auf ihrer Website nun seit kurzem bekannt gibt, wurden während der Rückbauarbeiten drei alte Holztafeln im Dachgeschoss des alten Grundbuchamtes gefunden. Nach der Entdeckung der drei Tafeln begann ein reger Austausch, um was es sich da wohl handeln könnte. Sind es einfach nur alte Fensterläden oder eventuell ehemalige Holzverkleidungen, die einst verputzt waren und darum zur besseren Haftung mit einer Vielzahl von Holzstiften bestückt waren? Erst nachdem eine dicke Staubschicht auf den Tafeln entfernt war, konnten die einfache Bemalung und die un-regelmässig verteilten Holzdübel in einen Zusammenhang gebracht werden. Es handelt sich um Schiessscheiben.

Die Schiessscheiben dienten bis zu ihrer Entdeckung als Bodenbelag des Kehlgebälks im Dachstuhl des alten Grundbuchamts. Aufgrund der intensiven Forschungsarbeit für die Kunstdenkmälerinventarisation in Laufenburg war bekannt, dass das alte Grundbuchamt 1834 ursprünglich als Armenhaus gebaut wurde. Das steinerne Baumaterial dafür stammte von dem ab 1830 abgebrochenen äusseren Wasentor mit seinen beiden seitlichen Rundtürmen. Es liegt die Vermutung nahe, dass auch diese ehemaligen Schiessscheiben einst im äusseren Wasentor gelagert waren und im Zuge der Wiederverwendung des Baumaterials im neuen Armenhaus verbaut wurden.

Das Schiesswesen in der Stadt Laufenburg
Aus den Schriftquellen ist bekannt, dass es in Laufenburg ab 1571 eine «Gesellschaft der Büchsenschützen» gab, ab 1572 wird auch eine «Gesellschaft der Bogen- und Armbrustschützen» erwähnt. Der Schiessplatz der Büchsenschützen wird aufgrund der Quellen im südlichen Bereich vor der Stadt oberhalb der Burgmatte, d.h. vor dem Wasentor verortet. Den Schiessplatz der Bogen- und Armbrustschützen vermutet man im östlichen Bereich der Stadt vor dem 1874 abgebrochenen Markttor. Ab Ende des 16. Jh. wird eine Schiesshütte erwähnt, die 1670 durch einen Neubau ersetzt wurde. Ab 1706 beherbergte dieses Schützenhaus mit Schiessstand auch ein Wirtshaus. Bis ins ausgehende 19. Jh. blieb dieses Schützenhaus das Vereinslokal der Laufenburger Schützen. Der damalige Neubau eines Schützenhauses ist heute noch im ehemaligen Gasthaus Schützen erhalten geblieben.

Ab 1876 erfolgte die Projektierung der Bahnlinie Koblenz-Stein durch die Schweizerische Nordostbahnen. Das Trasse führte allerdings direkt durch die bestehende Schiessanlage resp. durch die Schusslinie, so dass ab 1883 der Beschluss gefasst werden musste, eine neue Schiessanlage im «Blauen» zu errichten. Die Schützengesellschaft wurde für den Verlust ihrer Schiessanlage von der Bahngesellschaft mit einer Abfindungssumme von 2500 Franken abgegolten.

Schiessscheiben vermutlich aus dem 19. Jahrhundert
Die aufgefundenen Schiessscheiben wurden dem Museum Schiff in Laufenburg übergeben. Eine Recherche zu Alter und genauer Verwendung ergab, dass es sich vermutlich um Scheiben handelt, die zwischen dem späten 18. Jh. und dem Ende des 19. Jh. zu militärischen Übungszwecken verwendet wurden.

Aus verschiedenen Schriftquellen und Bilddokumenten weiss man, dass die Scheiben auf der Schiessanlage ursprünglich frei an Stangen befestigt waren. Die Scheiben bestanden aus Holz von etwa 2 Zoll Dicke. Wahrscheinlich waren sie doppelt, d.h. zwei Bretter quer übereinander genagelt. Der Schuss musste nämlich nicht mehr, wie es früher verlangt wurde, die Scheibe durchschiessen, um gültig zu sein, sondern er blieb jetzt in der dicken Holzscheibe stecken. So konnte das Blei bequem eingesammelt und wiederverwendet werden. Das Scheibenbild war gewöhnlich rund – im Laufenburger Fall hochrechteckig – und weiss gestrichen. Das «Schwarze» mass 16 bis 18 Zoll. Damals wurden noch kein Kleister und keine Aufkleber verwendet, um die Schusslöcher der abgegebenen Treffer wieder abzudecken. Dafür aber verfügte der sogenannte Zeiger über etliche hundert Holznägel, sogenannte Scheibennägel, die er nach jedem Schuss mit dem Hammer in die Schusslöcher schlug. (mgt)


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote