Landverkauf gibt zu reden

  08.06.2018 Sisseln

Am 14. Juni entscheidet Sisseln, ob gemeindeeigenes Industrieland an die Recycling Energie AG verkauft werden soll. Die Firma plant eine Biogasanlage. Neben Vorfreude auf höhere Steuereinnahmen gab es auch Kritik an den Plänen des Gemeinderates – vor allem wegen der Verkehrssituation.

Simone Rufli

«Alle reden von der Energiewende, Sisseln könnte zur Energiewende beitragen.» Werner Humbel, Geschäftsleiter der Recycling Energie AG Niederwil, zog sämtliche Register, als er am Mittwochabend im Werkhof in Sisseln seine Pläne für den Bau einer neuen Biogasanlage in der Gemeinde präsentierte. Die Recycling Energie AG wurde im Januar 2009 gegründet – als damals grösste Biogasanlage der Schweiz. Seit September 2011 ist die Anlage in Nesselnbach am Netz und versorgt 5000 Haushaltungen in der Stadt Zürich mit Ökostrom. Es ist die grösste Anlage der Schweiz, die aus Lebensmittel- und Speiseresten Biogas, Biodiesel, Strom und Fernwärme erzeugt. Das Aargauer Unternehmen ist rein national tätig und gedenkt, das zu bleiben, wie die beiden Geschäftsleiter, Werner Humbel und David Regetz, betonten. «Die Parzelle im Sissler Industriegebiet Grossmatt lässt uns zwar keinen Spielraum für spätere Erweiterungen, sie ist für uns aber trotzdem ideal, wegen des nahen Autobahnanschlusses.»

Mit je neun Hin- und Wegfahrten pro Tag halte sich der Lastwagenverkehr in engen Grenzen, betonten die Geschäftsleiter. «Während der rund 18 Monate Bauzeit werden sich LkW-Fahrten durchs Dorf zwar nicht vermeiden lassen. Ist die Anlage aber einmal in Betrieb, wird sie nur noch durch meine eigenen Chauffeure angefahren und die werden aussen herum fahren, dafür garantiere ich», so Humbel. Die Recycling Energie AG müsste das Industrieland zu mindestens 325 Franken pro Quadratmeter kaufen, so der Antrag der Gemeinde. Entstehen sollen mindestens 20 neue Arbeitsplätze und zusätzliche Steuereinnahmen würden generiert. «Das Geld würden wir in unsere Projekte investieren», so Gemeindeammann Rainer Schaub. Bei allem Wohlwollen, auf Kritik stiess das Verkehrsmanagement. Von verschiedenen Seiten wurde vor einer Verschärfung des bereits bestehenden Verkehrsstaus auf der Kantonsstrasse zum Autobahnanschluss gewarnt. Schon heute müsse man morgens und abends lange Wartezeiten in Kauf nehmen. «Jedes zusätzliche Fahrzeug verschlimmert die Situation», meinte ein Besucher. Viele Fragen betrafen aber auch den Betriebsablauf. Aus dem grossen Interesse entstand spontan eine Einladung zur Firmenbesichtigung. Bis heute Mittag kann sich bei Gemeindeschreiber Heribert Meier anmelden, wer morgen Samstag die Anlage im Niederwiler Ortsteil Nesselnbach besichtigen möchte. Der Transport wird von der Gemeinde organisiert. Abfahrt ist für 9.30 Uhr geplant, die Rückkehr für ca. 13 Uhr.

Eingangs hatte Gemeinderat Jean-Marc Rechsteiner zur Erneuerung der Bodenackerstrasse Stellung genommen. Auf wenig Verständnis stösst der Gemeinderat bei der Absicht, die Trottoirs aufzuheben und die Strasse in eine Begegnungszone umzuwandeln. Bereits heute (mit Trottoir) gilt Tempo 20. Mit einer breitflächigen Begegnungszone ohne bauliche Massnahmen würden Kinder eingeladen, sorglos auf der Strasse zu spielen und gleichzeitig Fahrzeuglenker dazu animiert, aufs Gaspedal zu drücken, so die vielfach geäusserte Sorge.

Gemeindeversammlung in Sisseln, Donnerstag, 14. Juni.


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