GFREUTS - Auf Wiedersehen zu Hause!

  15.06.2018 Wil

Das gemütliche Landleben war mir als Teenager zu gemütlich. Wer findet es schon cool, mit einem «Puch Maxi» nach Rheinfelden zu tuckern, einen Zug in die Stadt zu nehmen und die Disco «Utopia» mit dem Tram zu erreichen? Auch wenn mein Bruder das Töffli aufgefrischt hat, allein dieses Fahrzeug verriet meine Herkunft. Dann das Dorfleben. Ein einziger Affront. Überall freundliche und zufriedene Gesichter der Älteren und Alteingesessenen mit den Dorf-Mottos: «Alles mit der Ruhe» und «Mir sind gärn Magdemer»! Als Teenager wollte ich keine Ruhe, sondern Action! AlsTeenager wusste ich nicht, was ich gern bin. Ich wusste nur, was ich nicht gern bin. Ruhe assoziierte ich mit Borniertheit und Langeweile. Nach Schulabschluss endlich das langersehnte WG-Leben in Basel. Den Dialekt nachahmend, fühlte ich mich als «eine von ihnen». Von welchen, fragen Sie? Ja, von denen, die Basel das Nonplusultra finden natürlich. Dazu gehörte das Vorurteil, alle Menschen ausserhalb der Stadtgrenzen als Landeier zu bezeichnen. Sprich meine Familie, die das Leben im Fricktal seit jeher schätzt.

Mit den Jahren wurde mir zwar klar, dass selbst Städterinnen und Städter nur mit Wasser kochen, doch von meinen Prinzipien wich ich lange nicht ab. Stadt ist cool, weil fortschrittlich. Land ist doof, weil zurückgeblieben.

Und jetzt, 20 Jahre später mit Kind und Kegel? Alle Möchtegern-Attitüden abgelegt sag ich nur: Es hat hier alle Ingredienzen zu einem glücklichen Leben, wie man es sich für ein Dorf, aber auch für eine Stadt wünscht: ein aktives und vielfältiges Vereinsleben, Geschäfte und Gewerbe, Schulen, eine Bibliothek, ein Miteinander von Jung und Alt. Auf Wiedersehen zu Hause!

LARA ROHR-WILLERS


Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote