ESPRESSO ROMANO - Der vom anderen Ende der Welt kam

  22.06.2018 Nordwestschweiz

Im Beitrag vom Monat März schrieb ich über meine Erfahrungen des Dienstes und der Kameradschaft, also über meine Erfahrungen mit und bei der Schweizergarde. Im Monat April schrieb ich über meine Erfahrung in und mit der Weltstadt Rom. Etwas fehlt noch: Meine Erfahrungen mit Papst Franziskus. Als jener argentinische Kardinal sich am 13. März 2013 der neugierigen Menge auf dem Petersplatz als Papst Franziskus präsentierte, wusste man, dass unter diesem Mann, den «die Brüder Kardinäle am anderen Ende der Welt gesucht haben», bald ein anderer Wind im Vatikan wehen würde. Der Name wird nämlich Programm. Bereits die Namenswahl eines neuen Pontifex kann erste Indizien für das jeweilige Pontifikat liefern. Franziskus ist etwas Neues, Auschlaggebendes, Alternatives. Man wird es schnell merken: Keine Wohnung im Apostolischen Palast, alternativer und einfacherer Kleidungsstil, kleiner Dienstwagen. Schnell erkennt die Welt, dass Franziskus einfach und unkompliziert lebt und handelt. Die Verkörperung des Ideals der Einfachheit, welches sich wie ein roter Faden durch sein Pontifikat ziehen wird. Der Hl.Franz von Assisi wird für den Papst zum Ausgangspunkt seiner Vision für die Kirche: «Er ist für mich der Mann der Armut, der Mann des Friedens, der Mann, der die Schöpfung liebt und bewahrt... Ach, wie möchte ich eine arme Kirche für die Armen» Diese Sätze, ausformuliert an einer Generalaudienz 2013, werden zum Kern des Pontifikats von Papst Franziskus. Als Erzbischof von Buenos Aires hatte Franziskus viel Elend gesehen und miterlebt, was ihn als Papst natürlich auch prägt. Nun fragen Sie sich: Wie können wir Gardisten im täglichen Dienst die Art des Papstes erleben? Wie schon erwähnt, verzichtet der Papst in punkto Kleidung auf die traditionellen roten Schuhe und auf das goldene Brustkreuz. An Audienzen ist es der Papst selber, der auf die Menschen zugeht während es früher umgekehrt war. In seinen Ansprachen, bei denen er teilweise vom vorbereiteten Text abweicht, entfaltet er seine Ideale der Barmherzigkeit, Demut und Einfachheit, unterstreicht durch einfache und klare Gesten. Es ist ehrlich gesagt schwer, um es zu erklären, aber ich finde, dass Franziskus diese Demut einfach ausstrahlt. Er weiss, was es heisst, in Armut zu leben und dies färbt auf seinen Charakter ab.

Es ist die allgemeine Meinung, dass Franziskus einfach charismatisch ist. Ich merke es in den vielen Gesprächen mit Monsignoris, Touristen und Kameraden. Mit kleinen Gesten entfaltet er eine enorme Sprengkraft in der kleinen Vatikanwelt. «Pfarrer eines globalen Dorfes» betitelte man den Papst; er bewirke mit seiner normalen Art auch in der modernen Welt mit zunehmenden Traditionsmangel einen Umbruch. Franziskus geht zu den Wurzeln der Mission zurück. So wie Christus in die Menschenmengen ging, um zu predigen, so geht auch Franziskus auf die Menschen zu. Somit trägt er zu einer Entmythologisierung des Papstamtes bei, was ihn zu einem greifbaren Papst macht. Er ist ein einzigartiger Papst, der bewegt, verändert und handelt. Ich betone immer wieder, dass ich es eine aussergewöhnliche Ehre finde, genau diesem Papst aus dem anderen Ende der Welt zu dienen. Deshalb vergessen Sie nicht, für ihn zu beten.

ROMANO PELOSI (21)


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