Eintauchen in eine dunkle, blutige Zeit

  13.06.2018 Rheinfelden

Neue Führung des Tourismus Rheinfelden

Wie lebten die Menschen im Mittelalter? Wie sah das Städtchen Rheinfelden damals aus? Warum kam es immer wieder zu Hexenprozessen? Stadtführer Robi Conrad gibt einen Einblick.

Valentin Zumsteg

Es ging grausam zu und her im Mittelalter, aber auch noch in der Renaissance: Im Jahr 1575 wurde in Rheinfelden die 73-jährige Hebamme Rosina auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ihr Verbrechen: Sie wurde bezichtigt, für ein Unwetter über dem Nollinger Wald verantwortlich zu sein. Eine Möglichkeit zur Verteidigung gab es bei Hexenprozessen nicht. Ihr grausames Schicksal war damit besiegelt.

«Ein unglaublicher Rückschritt»
Solche und ähnliche Geschichten erzählt Robi Conrad auf der neuen Stadtführung «Leben, Lieben und Leiden im Mittelalter». Am Freitag gab er zusammen mit Corinne Udry vom Tourismus Rheinfelden einen ersten Einblick anlässlich einer Medienorientierung. «Im Mittelalter kam es zu einem unglaublich kulturellen Rückschritt. Das Christentum vernichtete und ignorierte das Wissen der Römer. Um ihre Macht zu festigen, liess die Kirche das einfache Volk unwissend», erklärt Conrad.

Viele Kenntnisse über Hygiene, Medizin und Architektur gingen verloren. «Bader und Kurpfuscher trieben ihr Unwesen und verkauften den Leuten jeden Dreck als Medizin – wie viele Leute daran starben, ist nicht bekannt», erzählt der Stadtführer. Dafür trieb der Aberglaube wilde Blüten. Von 1545 bis 1624 wurden vom Stadtgericht Rheinfelden 62 Personen – 60 Frauen und zwei Männer – als Hexen respektive Hexer gerichtet. «Gemäss den Unterlagen nimmt die Hexenverfolgung ihren Anfang meistens durch Armut, ehelichen Zwist, Trunksucht und Gewalt von Ehemännern; aber auch durch Hass, Neid, Rachsucht und Geldgier», schildert Conrad. In Rheinfelden wurden die so genannten Hexen auf dem Schiffacker getötet und ihre Asche wurde jeweils unter den Galgen verscharrt, da eine Beerdigung in geweihter Erde ausgeschlossen war.

«Die meisten unserer Führungen sind lustig. Diesmal handelt es sich aber um ein ernstes Thema», sagt Conrad, der viel Zeit für die Recherche aufgewendet hat und den Text von Historiker Linus Hüsser überprüfen liess.

Kostenlose Führung
Die Stadtführungen sind für den Tourismus in Rheinfelden ein wichtiger Faktor. Im vergangenen Jahr konnten 345 Führungen mit über 5600 Teilnehmern durchgeführt werden. Um das Angebot attraktiv zu halten, werden immer wieder neue Themen erarbeitet. Die neue Führung wird anlässlich des Mittelalterfestes am Samstag und Sonntag, 23. und 24. Juni, jeweils um 14 Uhr kostenlos angeboten. Treffpunkt ist beim Zähringerplatz.

Die Mittelalter-Führung ist auf Anfrage an einem beliebigen Datum buchbar. Sie kostet 180 Franken pro Gruppe (bis 25 Personen). Weitere Infos: Tourismus Rheinfelden, Telefon 061 835 52 00.


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