Ballonmännchen bewältigen Chemie-Ereignis

  22.06.2018 Münchwilen

Kader der Feuerwehr Sisslerfeld und Chemiewehr DSM legten Hand an

Der heisse Sommerabend hatte es in sich und brachte das Kader der Feuerwehr Sisslerfeld und der Chemiewehr DSM Sisseln bei der Bewältigung des Chemieunfalls arg ins Schwitzen. Ohne Mannschaft musste das gestellte Szenario auf der Ortseinfahrt Münchwilen gemeistert werden.

Paul Roppel

Währenddem die fitten Feuerwehrleute in ihren schweren Schutzausrüstungen und hinter Atemschutzmasken schweisstriefend und fachmännisch ihr Handwerk unter Beweis stellten, wurden sie aus dem kühlen, nur wenige Meter entfernten Fitnesscenter von den auf ihre Weise die Kondition und Fitness Optimierenden neugierig beobachtet. Auf der Hauptstrasse bei der Abzweigung nach Münchwilen waren ein Pick-up und ein Lastwagen ineinander geknallt. Ein 900 Liter-Container mit Warnzeichen «Corrosive» war auf die Strasse gestürzt und lief aus. Daneben lag ein Fass, aus dem weisser Rauch entwich. Am Arm des PW-Fahrers klaffte eine grässliche Verätzung und er irrte umher. Der LKW-Chauffeur lag bewusstlos auf dem Steuerrad.

Premiere in der Zusammenarbeit
Dieses Unfallszenario hatte Andreas Siegrist und Marco Schlienger speziell für ihre Führungskräfte arrangiert. Die beiden neuen Kommandanten der Ortsfeuerwehr Sisslerfeld (Gemeinden Sisseln, Eiken und Münchwilen) und der Betriebsfeuerwehr DSM, welche zugleich Chemiewehrstützpunkt ist, haben sich gefunden. «Wir erleben nun eine Premiere, denn erstmals üben wir zusammen ausserhalb unseres Chemiewerks», meinte Schlienger. «Wir leisten Hilfe, indem wir einen Alarmverband für die Ernstfälle eingerichtet haben, was gemeinsame Übungen voraussetzt», sagte Siegrist. «Für heute Abend sind aber nur 25 Kaderleute aufgeboten worden und die müssen richtig Hand anlegen», ergänzte Schlienger. «Es geht nun nicht nur um die taktische Ausführung, sondern auch um einen realistischen Ablauf, die Organisation der Zusammenarbeit und den Ablauf von Mechanismen zu überprüfen», zeigte er die Zielsetzungen auf. Besonders interessiert war er wie der Schadenplatz und die Gefahrenzonen bei den engen Verhältnissen aufgebaut werden.

Neue Dekontaminations-Ausrüstung
Für den ersten Schritt wurde wie üblich die Ortsfeuerwehr aufgeboten. Angesichts der festgestellten Chemikalienhavarien alarmierte Einsatzleiter Sascha Hohler die Chemiewehr DSM. Bis diese Experten eintrafen, bargen die Feuerwehrleute die Verletzten und errichteten einen Dreifachbrandschutz. Die Verkehrsgruppe hielt gemäss Übungsbestimmung eine Spur für den Durchgangsverkehr auf der Hauptstrasse frei. Für die zahlreichen Zuschauer wurde es nun interessant, als die Chemiewehr unter Leitung von Sandro Kobelt ihre diesen Frühling angeschaffte Dekontaminationsstrasse mit Zelt und Absaugstelle für das Abwasser aufbaute. Nach aufwändigem Prozedere waren schliesslich zwei Männer in die neuen chemikalienresistenten Vollschutzanzüge eingekleidet worden. Sie schweben fast wie aufgeblasene Ballonmännchen zum Säurekontainer, den sie vorerst abdichteten. Über das Fass stülpten sie ein verschraubbares Kunststofffass. Nach dem Reinigen und Neutralisieren der Unfallstelle wurden die Ballonmännchen systematisch und unter kritischer Beurteilung dekontaminiert. Die schweisstreibenden Herausforderungen waren nach 90 Minuten zur Zufriedenheit der Übungsleiter erledigt.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote