«Ich habe schon an dieser Schule unterrichtet»

  06.06.2018 Laufenburg

Simone Rufli

Philipp Hossli kehrt heim, arbeitet in Zukunft in Laufenburg, dort wo er seit je her wohnt – und er freut sich darauf. «Nach 20 Jahren an der Sekundarschule Frenkendorf freue ich mich auf eine neue Herausforderung und auch auf einen kurzen Arbeitsweg.» Hossli ist in Laufenburg aufgewachsen, hat hier die Primar- und Bezirksschule besucht, bevor er ans Gymnasium Muttenz wechselte. Eine Heimkehr ist es auch, «weil ich schon während meines Studiums an der Oberstufe in Laufenburg Sportlektionen erteilt habe». Es waren seine ersten pädagogischen Erfahrungen und das Geld trug dazu bei, das Studium zu finanzieren. Das Fachstudium in Mathematik, Geographie und Sport hat er an der Universität abgeschlossen, «die fachdidaktische Ergänzung erfolgte damals in Aarau», so Hossli.

Neben Schule und Ausbildung lagen ihm in jungen Jahren der Handball und die Jungwacht besonders am Herzen. «Nach meiner Zeit beim TV Möhlin, habe ich angefangen, in Laufenburg eine Juniorenbewegung aufzubauen und in der Jungwacht hat es mir so gut gefallen, dass ich die Arbeit mit Jugendlichen zum Beruf gemacht habe.» Menschen im Lernen begleiten, mit ihnen gemeinsam etwas gestalten und mitbestimmen, wie man es gerne hätte – das ist es, was Hossli gerne macht. «Als Übungsfelder dienten mir früher während rund 15 Jahren die Sommer-Lager der Jungwacht.» Und dann entdeckte der junge Mann die weite Welt. Hossli lacht und erzählt. «Ich war 22 Jahre alt, als meine Tante und mein Onkel aus Möhlin beruflich für zwei Jahre in den USA weilten. Ich besuchte sie und von da an begann ich mich für andere Länder und Lebensweisen zu interessieren.». 1995 folgte eine Israel-Exkursion. Hossli kommt ins Schwärmen: «Das war extrem spannend, geographisch, politisch, geschichtlich und religiös.» Hossli reiste nach Kanada – «ich besuchte einen Freund, der dort arbeitete». Später kehrte er für eine Kanutour auf dem Yukon-River nach Kanada zurück. 1998 lernte er seine Frau kennen – auch sie Lehrerin und reisefreudig – die ihn zwei Jahre später auf eine sechsmonatige Reise durch Asien, Nepal, Myanmar, Neuseeland, Hawaii und wieder nach Kanada begleitete. Unter all den vielen Eindrücken erinnert sich Hossli an einen Nepalesen ganz besonders: «Er fragte mich, wohin ich weiterreise. Ich sagte Myanmar und er meinte nur «he doesn’t like civilization».» Auf die Zivilisation trafen die Reisenden dann doch wieder. In Sydney erlebte Hossli das Neujahrsfeuerwerk an der Harbour-Bridge, auf Hawaii sah er die Theorie der Plattentektonik bestätigt. «Was mir noch fehlt ist Afrika und die Antarktis, da war ich noch nie.»

«Es war eine interessante Zeit»
Hossli unterrichtete in Frenkendorf Mathematik, Geographie, Sport, Naturkunde und Informatik und war immer auch Klassenlehrer. Ganz allmählich keimte beim Lehrerpaar die Idee, für eine gewisse Zeit im Ausland zu arbeiten. «Wir wollten ein Land richtig kennenlernen, nicht nur das sehen, was Durchreisende zu sehen bekommen.» Eine Schweizerschule im Ausland, so die Idee. Hossli erklärt: «Jede Schweizerschule hat einen Schweizer Patronatskanton. Für den Kanton Baselland ist es das Colegio Suizo de Santiago, die Schweizer Schule in Santiago de Chile. Mit viel Vorfreude und zwei kleinen Kindern im Gepäck reiste das Paar anno 2006 nach Südamerika. Und liess sich ein auf eine andere Kultur. «Dass man in Chile in einer gewissen Schicht Hausangestellte hat, ist normal. Für uns nicht in Frage kam aber, dass die Angestellten nicht mit uns am gleichen Tisch essen sollten. Das zu akzeptieren, fiel wiederum den Einheimischen nicht leicht.» 40 Lehrpersonen, 15 aus der Schweiz, unterrichten an der Schweizerschule, die wie eine Privatschule organisiert ist. «Es war eine interessante Zeit, in der wir uns auf ganz viel Neues und Ungewohntes eingelassen haben – immer im Bestreben aber, die eigenen Wurzeln zu behalten», sagt Hossli. «Wir brauchten eine Stunde bis ans Meer und eine Stunde in die Berge – ein Luxus, den vor allem die Kinder nach der Rückkehr in die Schweiz vermissten.» Hosslis blieben dreieinhalb Jahre in Chile, machten zwischendurch mal Ferien in der Heimat. «Ganz zum Schluss kam noch unsere jüngste Tochter in Chile zur Welt.» 2009 kehrte die Familie nach Laufenburg zurück und Philipp Hossli nahm seine Arbeit als Lehrer mit 100-Prozent-Pensum an der Schule in Frenkendorf wieder auf. Fünf Jahre später, im Dezember 2014, reisten Hosslis noch einmal nach Chile. «Wir haben viele Freunde in Santiago und die Kinder durften alle in die Klassen, in denen sie zur Zeit unseres mehrjährigen Aufenthaltes eingeteilt waren. Für die Jüngste war es speziell, dass sie zur gleichen Kindergärtnerin gehen konnte, wie damals die beiden Grossen.»

Jetzt mit den heranwachsenden Kindern und Teenagern ist die Familie sesshafter geworden. Vor fünf Jahren sorgte Hossli gleichwohl erneut für Abwechslung. «Ich bewarb mich in Frenkendorf als Schulleiter.» Und er half mit an der Entwicklung von Lehrmitteln für das MINT-Fächerangebot Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. «Das wichtigste Anliegen bei der Erarbeitung von Lehrmitteln ist es, den Schülern die Freude an den Naturwissenschaften mitzugeben», betont er. Forschend, entdeckend sollen die Schüler arbeiten. «Das selbstgesteuerte Lernen interessiert mich sehr. Die Idee mit Lernlandschaften und das personalisierte Lernen sind Modelle, welche die Tragfähigkeit einer Schule bedeutend mitprägen.»


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