«Das wäre fatal für uns»

  06.06.2018 Herznach

Bernadette Zaniolo

Letzte Woche kündigte die EU-Kommission ein Verkaufsverbot für Einwegplastik-Artikel, wie unter anderem Ballonhalter respektive Ballonstäbe, an. Die Kommission will aber auch weiteren Plastikartikeln mit kurzer Gebrauchsdauer den Marktzugang erschweren, vielmehr deren Verbrauch vermindern. Darunter sollen auch Ballons fallen. Wenn mit dem Begriff «Ballonhalterung» im Bericht der EU-Kommission alle Ballonverschlüsse und Ballonhaltestäbe gemeint sind, «dann wäre das tatsächlich fatal für uns», sagt Martin Müller, Geschäftsführer der Ballon Müller AG in Herznach, zur NFZ. Denn die Verwendung von Ballons ohne Verschlüsse oder Stäbe sei nicht sinnvoll. «Wie soll ein Kind den Ballon ohne Stab halten? Wenn Sie den Heliumballon verknoten, wollen Sie dann eine Schnur daran binden? Ist das dann trotzdem erlaubt?»

Im fast 100-seitigen, englisch abgefassten Bericht der EU-Kommission, der Martin Müller seit letzten Mittwochnachmittag vorliegt, erwähnt die Kommission, dass sie Ersatzprodukte aus Biokunststoff nicht akzeptieren wolle.

Seit dem 1. Januar 2018 besitzt die Firma Ballon-Müller AG auch eine kleine Produktionsfirma für Ballonzubehör wie Haltestäbe und Schnellverschlüsse, deren Geschäftsführer Müller ebenfalls ist. Mit dieser Firma ist man daran, kompostierbare Produkte als Ersatz zu entwickeln. Das wichtigste Produkt, ein Bandverschluss aus Baumwolle, Gelatine und Biokunststoff, sei vor wenigen Monaten eingeführt worden und man produziere nun auf Hochtouren.

«Dann wären all meine Bemühungen umsonst gewesen»
«Falls die EU nun Bioplastik, der nach EN13432 genormt und in der Natur innert neun Monaten zu 90 Prozent verrottet, nicht als Ersatz akzeptiert, dann wären all meine Bemühungen für eine umweltfreundliche Alternative umsonst gewesen. Denn wir haben dieses Produkt speziell für den EU-Markt entwickelt, ohne zu wissen, dass die EU ein solch radikales Gesetz plant», sagt Müller konsterniert.

Ballons werden auf verschiedene Arten verwendet. Somit sind gemäss Müller die Auswirkungen eines Verbotes oder Einschränkungen unterschiedlich zu werten. Doch: «Im schlimmsten Fall würde die Ballon-Müller AG auf etwa einen Viertel reduziert werden müssen, was den Standort Herznach ebenfalls klar infrage stellen würde». Das würde auch den Verlust der 19 Arbeitsplätze bedeuten.

«Aber soweit ist es noch lange nicht», sagt Müller. Er beteiligt sich an der Kampagne des Europäischen Ballon- und Partyverbandes, welche für die Beibehaltung der Ballons aus Kautschuk (die «normalen» Ballons) wirbt. Zudem wird er sich unter anderem mit dem Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) in Verbindung setzen.

«Mit Kanonen auf Spatzen schiessen»
Ballons und Ballonzubehör zu verbieten, ist aus Sicht von Müller wie «mit Kanonen auf Spatzen zu schiessen». Da werde eine kleine Branche, die sich bisher kaum wehrte, als Sündenbock benutzt, um sich in Brüssel zu profilieren. «Ich bin sehr für den Umweltschutz und tue auch einiges dafür», sagt Müller. Die Problematik, dass so viel Plastik und Abfall in den Weltmeeren oder anderswo landet, sieht er eher bei jenen Menschen, die Dinge einfach achtlos wegwerfen, weil sie diese als wertlos erachten.


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