Zwei individuelle Künstler – ein starkes Team

  26.05.2018 Wil

Annamarie und Vic Zumsteg schaffen Kunst – einzeln und zusammen

Das Kunstschaffen geniesst einen sehr hohen Stellenwert im Leben des Wiler Ehepaars Annamarie und Vic Zumsteg. Was da unter den geschickten Händen an faszinierenden Werken entsteht, kann auch an zwei Tagen der offenen Tür im eigenen Skulpturengarten bewundert werden.

Susanne Hörth

«Verschiedene Wege, ein Ziel», sagen Annamarie und Viktor Zumsteg aus dem Mettauertaler Ortsteil Wil. Als Ehepaar gehen sie schon seit 20 Jahren einen gemeinsamen Weg, als Kunstschaffende und darauf bezieht sich auch ihr eingangs gemachte Aussage, pflegen sie hingegen einen ganz eigenen, individuellen Stil. Annamarie Zumsteg hat sich dem Material Ton verschrieben. Sie formt Objekte und Skulpturen und verleiht ihnen mit den Bränden und Glasuren den letzten Schliff. Auch unter den Händen ihres Ehemannes Vic entstehen faszinierende und eigenwillige Skulpturen. Seine bevorzugtes Werkmaterial ist jedoch Powertex. In ihren jeweiligen Fachgebieten haben sich die beiden Künstler in verschiedenen Kursen kontinuierlich weitergebildet. Dieses Können und Wissen vermitteln sie regelmässig an kunsthandwerklich interessierte Leute. Die Kurse finden im eigenen Atelier KeraSkulp in Wil statt.

Einzeln perfekt, zusammen genauso
Wer einer Ballett-Tänzerin auf der Bühne zuschaut, lässt sich von ihren Bewegungen und ihrem ganz eigenen Ausdruck in den Bann ziehen. Geht die Tänzerin dann eine Symbiose mit einem anderen Tänzer ein, so entsteht ein faszinierendes Ganzes ohne dabei die Leistung des einzelnen zu mindern. Und genauso verhält es sich mit den Werken von Annamarie und Vic Zumsteg. Immer wieder entstanden in jüngerer Vergangenheit Kombinationen aus Tonwerken und Powertex-Elementen. Die grosse Beachtung dieser Symbiosen widerspiegelt sich unter anderem darin, dass die beiden Fricktaler in Windsor Canada beim Leydan Award 2016 den dritten Platz in der Kategorie Skulpturen belegten.

«Die Preisverleihung beim Leydan Award hat uns buchstäblich aus den Socken gehauen. Nie hätten wir erwartet, je bei einer solchen Ausschreibung auch nur den Funken einer Chance zu haben.» Auch heute, zwei Jahre nach der Verleihung, sind das unglaubliche Staunen und die noch grössere Freude in den Stimmen des Wiler Ehepaars noch deutlich spürbar. Moment zurück. Vic Zumsteg hält aber auch fest: «Nur mit Widerwillen haben wir uns nach der Anfrage von Leydan zur Teilnahme entschieden.» Ihr Leitspruch «Einmal unseren Marktwert prüfen» habe dann aber den Ausschlag gegeben. «Seit dieser Preisverleihung stellen wir fest, dass das Interesse an unseren Arbeiten zugenommen hat.»

Vermehrt werden die beiden Fricktaler angefragt, ihre Arbeiten in Fachbüchern oder an internationalen Ausstellungen zu zeigen. «In Büchern haben wir das auch einige Male schon getan», so Vic Zumsteg. Der Aufwand an internationalen Ausstellungen teilzunehmen, insbesondere durch das nicht zu unterschätzende Transport-Risiko für die Kunstwerke, ist ihnen hingegen zu gross. Es gab aber auch noch andere Anfragen. «Wir wurden beispielsweise gebeten, für einen regionale Bank einen Workshop zur Förderung der Teamarbeit abzuhalten. 15 Mitarbeitende haben dann zusammen eine Installation mit Marthonläufern gebaut. Das war für alle Beteiligten ein voller Erfolg, lacht Vic Zumsteg.

Der Preis-Erfolg motiviert natürlich auch beim eigenen Schaffen zum Weitermachen. Und so liess ein nächstes Projekt denn auch nicht lange auf sich warten: Seit einiger Zeit erfreuen sich die Zumstegs über einen eigenen Skulpturengarten direkt vor dem Wohnhaus und neben dem Atelier.

Ein Schädling schafft Platz
Der Zufall – oder vielmehr ein ungeliebter Schädling – kam diesem Projekt entgegen. «Vor einem Jahr haben wir uns entschlossen, unsere Buchsbäume wegen des Buchsbaumzünslers zu entfernen», sagt Vic Zumsteg. Der freie Platz stand nun für etwas Neues zur Verfügung. «Im Skulpturengarten sind sowohl Arbeiten von Annamarie wie auch von mir, teils auch gemeinsam erstellt, zu sehen.» Das Künstler-Ehepaar freut sich nun sehr, am 2. und 3. Juni erstmals im eigenen Skulpturengarten zu Tagen der offenen Türe einladen zu dürfen. «

Ein verwirklichter Bubentraum
Dabei sind aber nicht «nur» die Objekte aus Ton und Powertex zu bewundern. Vic Zumsteg hat noch eine weitere Leidenschaft, die er bereits seit einiger Zeit intensiv pflegt: seine Modelleisenbahn. «Sie ist ein Bubentraum von mir», schmunzelt er. Ernster fügt er hinzu: «Dieses Hobby wird von vielen als Männerspielzeug verschrien. Dabei bietet es so vielseitige Möglichkeiten.» Dazu gehören Anlagenplanung auf dem Computer, Landschaftsbau mit Holz, Gips, Drahtgitter, Elektronik, Elektrik, Programmierung der Anlage – auch in der Modelleisenbahn ist man längst von analog auf digital umgestiegen. «Man braucht für all das ein gutes Vorstellungsvermögen, eine gute Beobachtung der natürlichen Realitäten und deren Umsetzung in die Anlage. Man muss Betriebsabläufe studieren und umsetzen und ganz vieles mehr. Ein wirklich anspruchsvolles Hobby, das vielfach unterschätzt und leider auch belächelt wird.» Fünf Jahre hat Vic Zumsteg an seiner Bahn bisher gebaut. Und fertig ist sie noch lange nicht. Aber das, was da aus der Zeit der Dampfbahnen und der ersten Elektrifizierung auf mehreren Quadratmetern in unterschiedlichen Höhen und über 80 Metern verbauten Schienen, versehen mit allen Infrastrukturen bereits entstanden ist, lässt beim Anschauen und Erleben der fahrenden Züge garantiert nicht nur so manch Buben- und Männerherz höher schlagen.

Tag der offenen Türe
«Die Besucher dürfen einen vielseitigen Tag der offenen Tür bei uns erwarten. Einerseits bieten wir Einblick in das Töpferhandwerk, alles handgefertigte Unikate. Zum anderen lassen wir in ein völlig anderes Thema eintauchen. Die Modellbahn, die wohl eher die männliche Welt interessieren dürfte. Und natürlich geben wir sehr gerne Auskunft über die Entstehung unserer Arbeiten, aber auch die Hintergründe für eine Objektwahl. Die Aussagekraft unserer Arbeiten ist für uns sehr wichtig und Teil unseres Erfolges». So freut sich das Künstler-Ehepaar auf viele Interessierte am 2. Juni, von 11 bis 21 Uhr und am 3. Juni, von 11 bis 17 Uhr im Skulpturengarten in der Grossmatt 62 in Wil (Mettauertal).

www.artoffer.com/keraskulp


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