Die Sopranistin ist Dirigentin des Männerchors Kaisten-Laufenburg

Beim Thema Musiker aus Norwegen denkt sicher manch einer an Morten Harket und seine Mitstreiter von A-ha. Aus einer ganz anderen musikalischen, vielleicht etwas weniger populären Zunft kommt unser heutiger Gast im «Persönlich». Die seit 2006 in Basel lebende gebürtige Norwegerin Gunhild Lang-Alsvik ist ein Mensch, der die Bühnen dieser Welt ebenfalls kennt.

Bianca Ritter

Gunhild Lang-Alsvik. Eine Name, der etwas anders klingt und auf eine skandinavische Herkunft schliessen lässt. Und doch ist die aus Trondheim in Norwegen stammende Frau manchmal fast schon typisch schweizerisch und verteidigt unsere Werte, unsere Art. Dies aus gutem Grund. Denn sie beschäftigt sich intensiv mit unserer Kultur. Sie ist seit März dieses Jahres in Amt und Würden als Dirigentin des Männerchors Kaisten-Laufenburg. Man kann sich jetzt fragen, wie eine bekannte Sopranistin aus Norwegen den Weg in die Schweiz findet und dort im beschaulichen Fricktal Männerchöre unter ihre Fittiche nimmt.

Oslo, Basel und das Fricktal
Die Kurzfassung der Story lautet wie folgt: Gunhild Lang-Alsvik kam 2006 nach ihrem Studium an der norwegischen Musikhochschule in Oslo und aufgrund ihres grossen Interesses an der historisch informierten Aufführungspraxis für drei Jahre an die renommierte Schola Cantorum Basilensis. Und es gefiel ihr hier so gut, dass sie sich auf ein längeres Schweizer Abenteuer einliess. Kurze Zeit nach besagtem Studium in Basel geriet sie durch «Zufall» an den Männerchor Wegenstetten. Schon vorher war sie von jenem in Muhen engagiert worden. Offiziell seit Jahresbeginn ist sie nun eben auch Dirigentin von Männerchor Kaisten-Laufenburg.

Freude und Leidenschaft
«Die Männer sind süss», meinte sie schmunzelnd im Gespräch. Sie hegen und pflegen sie und sie selber fühle sich sehr gut aufgehoben. Und sie mag es halt wirklich, Chöre zu dirigieren. Nebst ihrer Profikarriere als Sopranistin und festes Mitglied des weltberühmten Chors Collegium Vocale Gent ist das ein idealer weiterer Punkt in ihrem Künstlerschaffen. Es sei auch die pure und unmittelbare Freude an der Musik und am Gesang, die sie so vermittelt bekomme. Ein Feuer, das im Profifach gerne mal etwas unter die Räder zu geraten droht, weil dann das Business an die Tür klingelt. Bei ihren Chören steht die Freude und Leidenschaft im Vordergrund. Und das merkt man immer wieder aufs Neue.

Aus dem aktuellen Programm
Bereits gab es übrigens eine Feuertaufe mit ihren «Jungs» aus Kaisten-Laufenburg; unlängst waren sie für ein Ständchen im Altersheim in Frick. Und am bevorstehenden Muttertag wird die umtriebige Frau einerseits mit dem Männerchor in der Kirche Kaisten auftreten und hat gleichentags auch ein Engagement als Solokünstlerin in der Predigerkirche Basel. Als nächster öffentlicher Menüpunkt steht dann mit dem Männerchor Kaisten-Laufenburg ein Auftritt am Openair in Schupfart am 9. Juni an. Grössere Konzerte sind für in einem Jahr geplant. Und sie selber hat ausgerechnet am 1. August einen Auftritt in Norwegen. Ein Pin mit dem Schweizerkreuz ist dann das Mindeste...

Von Nähkästchen und Norwegerpullovern
Und apropos Schmunzeln: Als Gunhild Lang-Alsvik so aus ihrem Nähkästchen plauderte, meinte sie ganz nonchalant, dass ihre strammen Mannen bei den Proben vor Auftritten dann und wann etwas nervös seien und sie auch schon dachte, ob das dann live gut kommt, wenn es um die Wurst geht. Und noch jedes Mal hat es scheinbar funktioniert. «Dann singen sie wie Zirkuspferde», meinte sie mit sympathischem Schalk im Nacken und einem herzhaften Lachen.

Und wenn wir nun das Stichwort Nähkästchen wortwörtlich aufgreifen, so kommt doch ein herziges Cliché zum Vorschein. Denn Gunhild aus Norwegen strickt fürs Leben gern. Und was wohl? Norwegerpullis. Was denn sonst? Für sie sei das fast etwas Meditatives und ein idealer Ausgleich, wo sie abschalten könne. Nutzniesserin dieses schönen Hobbys ist allerdings bisher nur sie selber. Die Pullis sind in der Rubrik Eigenbedarf angesiedelt. Ebenfalls hoch in ihrer persönlichen Gunst steht die Nähe zur Natur, lange Spaziergänge im Grünen sind ebenfalls tolle «Entschleunigungsprogramme» und Anker für die sehr aktive Frau und Künstlerin.

Mensch mit super Ausstrahlung
Gunhild Lang-Alsvik sagt über sich, dass sie sehr aufgeschlossen und fröhlich sei, gern und viel plaudere und dass sie offen auf andere Menschen zugehen könne. Auch wurde ihr die für viele beneidenswerte Gabe in die Wiege gelegt, vor Menschen zu stehen und etwas darbieten oder reden zu können. Dank der Tatsache, dass sie international viel unterwegs sei, lerne sie viel über Menschen in aller Welt. Gunhild Lang-Alsvik ist ein reflektierender, manchmal auch sehr nachdenklicher Mensch mit einer super Ausstrahlung. Nicht zuletzt deshalb wird sie vermutlich überall in der Welt nach dem Weg gefragt. Egal ob Lissabon oder Tel Aviv, Menschen meinen in ihr eine kompetente und offene Person zu erkennen. Was zwar beides zutrifft, aber die Wegbeschreibungen kann sie als Gast in einem fremden Land dennoch nur sehr selten abgeben.

Im Moment leben
Angesprochen auf ihre ganz persönliche Wegbeschreibung, ihren weiteren Werdegang als Künstlerin, wirkte Gunhild Lang-Alsvik ganz «down to earth» und pragmatisch. Für sie ist es stets wichtig, im Hier und Jetzt zu leben und das zu schätzen, was man hat. Lachend meinte sie: «Wir setzen uns Ziele und dann lacht Gott!» Klar habe sie auch Wünsche, Hoffnungen vielleicht. Aber sie lässt Dingen gerne ihren Lauf, alles braucht Freiraum zum Atmen. Auch eine Karriere. Ihren Ausflug ins Philosophieren ergänzte sie sinngemäss mit folgenden Ge-danken: Es wird zunehmend immer so viel erwartet von uns Menschen. Wir werden immer schneller abgehärtet, sollen perfekt sein und sind oft fast schon krampfhaft glücklich. Statt dass man eben im Moment lebt und zufrieden ist.

Begeistern und berühren
Selbstreflektion und das Motto «Leben und leben lassen» sind wesentliche Aspekte oder Eigenschaften unserer heutigen Protagonistin im «Persönlich». Sie ist eine vife Frau, die hinterfragt, die mitdenkt, die Akzente setzt. Für sich und andere. Und wenn sie etwas macht, dann mit Herzblut. 100 Prozent sind dann das Minimum. «Ich will begeistern und berühren», sagt sie auch. Und so nach dem kurzen Gespräch mit Gunhild Lang-Alsvik mag man bereits erahnen, dass sie meint, was sie sagt. Und dass sie genau das tut auf den Bühnenbrettern dieser Welt. Begeistern und berühren.

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