Gleich vier Laubgestalten zogen durch das Sulztal

  23.05.2018 Sulz

Grosser Empfang der vier Pfingstsprützlinge auf dem Turnhallenareal

Der Pfingstsprützlig in Sulz hat eine lange Tradition. Er soll seinen Ursprung in einem alten Fruchtbarkeitsbrauch haben.

Dieter Deiss

Bereits das Einkleiden der Laubgestalt wird zu einem kleinen Fest. Aus den drei Sulzer Dorfteilen Bütz, Mittelsulz und Obersulz ziehen gegen Mittag grosse Gruppen hinaus in den Wald. Nebst vielen jungen Burschen sieht man insbesondere auch zahlreiche junge Väter mit ihren Kindern. So wird bereits den Allerjüngsten das Gen des Pfingstsprützlig eingeimpft, so dass diese dereinst bereit sind, die Verantwortung zu übernehmen und die Tradition weiterzuführen.

Die NFZ war bei der Einkleidung der Mittelsulzer Laubgestalt dabei. Diese findet auf einer Waldstrasse in Richtung Cheisacher statt. Ein Feuer brennt. Daneben sitzen am Boden Mädchen. In grossen Kesseln haben sie selber gepflückte Blumen und stellen daraus kleine Blumensträusschen her. Beim Umzug durch ihren Dorfteil werden sie dann diese Sträusschen zum Kauf anbieten. Weiter oben im Wald hatte der Forstbetrieb tags zuvor Buchenäste bereitgestellt. Daraus werden unterschiedlich grosse Bündel zusammengebunden.

Sorgfältige Einkleidung
Nach einer Znünipause mit Wurst, Brot und Getränken beginnt nach Mittag das Prozedere der Einkleidung. In der Regel stellt sich dafür ein im Vorjahr aus der Schulpflicht entlassener Bursche zur Verfügung. Für die Mittelsulzer ist es dieses Jahr Dave Obrist. Als Erstes zieht man ihm ein Gstältli an. Daran werden vorbereitete Buchenlaubbündel sorgfältig rings um Arme, Beine und Körper befestigt. Als Letztes folgt ein rund 2,5 Meter langer, dicker Buchenstecken, der am Rücken befestigt wird. Unterdessen ist der Pfingstsprützlig derart schwerfällig geworden, dass er nicht mehr selbständig gehen kann und geführt werden muss. Auffallend beim ganzen Prozedere ist die Sorgfalt, mit der hier gearbeitet wird. Alles ist doppelt und dreifach gesichert. Dies soll Gewähr dafür bieten, dass der Pfingstsprützlig beim Umzug durch das Dorf nicht auseinanderfällt, was zweifellos eine grosse Blamage wäre. Unterdessen rückt der Uhrzeiger gegen Drei. Der fertige Pfingstsprützlig wird auf einen Anhänger verladen und hinunter nach Mittelsulz zum ersten Brunnen gefahren, wo er von Neugierigen empfangen wird. Nach dem Abladen wird er von zwei Burschen zum Brunnen geführt und wühlt mit einem extra hergestellten Buchenstab das Wasser des Brunnens auf. Angeführt von Fahnenträgern, Buben mit Kuhglocken und Mädchen mit Blumensträusschen, bewegt sich dann der Umzug von Brunnen zu Brunnen. Nach getaner Arbeit legt man den Pfingstsprützlig ins Gras, und schüttet im etwas Wasser in die durstige Kehle.

Showdown auf dem Turnhallenplatz
Auf dem Turnhallenplatz sind unterdessen die Bänke und Tische bestens besetzt. Punkt vier Uhr erfolgt der Einmarsch der Pfingstsprützlinge. Freilich sind es nicht nur drei, wie man eigentlich erwartet hätte. Die Bützer haben sich nämlich etwas Besonderes einfallen lassen, haben sie doch ihrer Gestalt gleich noch eine Nachwuchsfigur beigefügt. Stolz präsentieren sich die Gruppen aus den drei Dorfteilen dem zahlreichen Publikum. Der extra aufgebaute Brunnen ist unterdessen mit Wasser gefüllt. Die vier Laubgestalten zeigen nun, angefeuert von ihren Fans, wie sie das Aufwühlen des Wassers beherrschen.

Noch ein letztes Gruppenfoto, dann werden die Gestalten sorgfältig auf den Boden gelegt. Mit Sackmessern werden die Schnüre durchschnitten. Alle möchten nun wissen, wer aus dem Buchenlaub heraustritt. Es waren dies Ramon Weiss für die Obersulzer, Joel Stäuble und Janis Stäuble für die Bützer, und Dave Obrist für die Mittelsulzer. Mit einem fröhlichen Grillfest samt Public-Viewing vom Final der Eishockey-WM klang der Anlass aus.


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