Es muss etwas geschehen – aber es darf nichts passieren

  31.05.2018 Bözen, Kolumne

Das beliebte Regionalspital Laufenburg soll einem neuen Zweck zugeführt werden; weg vom Akutspital. Die oberfricktalische Bevölkerung möchte auf keinen Fall, dass das Spital geschlossen wird. Die Begründungen sind vorwiegend im emotionalen Bereich (Nähe, vorbildliche Pflege). Wie war das damals beim Bezirksspital Brugg. Als Gemeindevertreter des Bezirkes Brugg war ich im Spitalvorstand. Mitte der 80iger Jahre erhöhten sich die Betriebsdefizite infolge der mangelnden Auslastung des Spitals. Die Bezirksgemeinden von Brugg und der Kanton mussten ihre Beiträge erhöhen, das Damoklesschwert der absehbaren Schliessung war voraussehbar. Aber erst im 2002 kam das endgültige Aus. Die Enttäuschungen in Brugg eskalierten. Personal und Einwohnerschaft gingen auf die Strasse. Ein Grossrat, welcher für die Schliessung einstand, wurde abgewählt.

Unser Gesundheitssystem – eines der besten und teuersten weltweit – muss sich einer gehörigen Diätkur unterziehen. Der Kostenblock von gut einem Drittel der gesamten Gesundheitskosten entfallen auf den Spitalbereich. Etliche Spar-Vorstösse haben wir Steuerzahlerinnen und Steuerzahler abgelehnt. Im Juni 2012 lehnten wir die Managed-Care Vorlage ab. Die wenigsten verstanden die humanen Spar- Absichten; dass die Vorlage englisch daherkam, war eine Fehlleistung des Bundesrates und der National- und Ständeräte.

Ebenfalls im 2012 wurde dann allerdings schweizweit die leistungsbezogene Fallpauschale (Einheitstarif) in den Krankenhäusern eingeführt. Die Akutspitäler – eben auch Laufenburg – stehen in unmittelbarer Konkurrenz. Um die Gunst der Patienten kämpfen die Spitäler untereinander. Apropos: wo gehen denn die vielen Oberfricktalerinnen und Fricktaler ins Spital? Offensichtlich zu wenige nach Laufenburg.

Laufenburg wird in den allernächsten Jahren nicht alleine dastehen. Der ehemalige Parteipräsident und Nationalrat der SP, Peter Bodenmann, prophezeite vor Jahren für unser Land eine Spitallandschaft von 40 Akutspitälern statt der heute noch bestehenden 320. Die Aussage mag grotesk daherkommen. Alleine der medizinische Fortschritt, mit dessen hohen Investitionskosten, wird den Fortbestand der heutigen Spitallandschaft erodieren lassen.

HANS PETER JOSS, BÖZEN


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote