Die Medikamente geben zu reden

  15.05.2018 Fricktal

Vortrag von Remo Christen

Die Odd Fellows thematisierten «Forschung und Entwicklung in der Pharmaindustrie» anlässlich eines gemeinsamen Anlasses mit den Kiwanis Rheinfelden und den Soroptimist Fricktal. Die Fortschritte der Pharmaindustrie und die Bereitstellung wirksamer Medikamente betreffen im Laufe des Lebens fast jeden von uns. Viele assoziieren das Thema auch mit dem Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ethik. So kommt es nicht von ungefähr, dass sich die drei Organisationen Kiwanis Rheinfelden, Soroptimist Fricktal und Odd Fellows Rheinfelden, deren gemeinsames Anliegen auch eine fruchtbare Auseinandersetzung mit ethischen Werten ist, auf Einladung der Waldstadt-Loge der Odd Fellows zu einem Referat mit diesem Titel einfanden. Die Stimme eines Pharmaunternehmens sowie der Interpharma (Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen) wurde verkörpert durch Remo Christen, Geschäftsleitungsmitglied der Roche Pharma (Schweiz).

Der Leistungsausweis des medizinischen Fortschrittes ist beeindruckend: Etwa am Beispiel Krebs zeigen sich die Erfolge der letzten 30 Jahre: Die Sterblichkeit hat sich bei Männern um 36%, bei Frauen um 27% reduziert. 1980 gab es noch keine wirksame Therapie gegen AIDS, heute stirbt kaum noch jemand an dieser Krankheit. Die Entwicklung von Medikamenten hat aber auch einen hohen Preis: Die niedrige Erfolgsquote, d.h. die Anzahl der Medikamente, deren Entwicklung nicht weiterverfolgt wurde. Typischerweise benötigt ein einziges innovatives Medikament 1,3 Milliarden Franken Investitionen, über sieben Millionen Arbeitsstunden, 6587 Experimente und 423 Forscher, die daran arbeiten. Verständlich, wenn der Referent erwähnt, dass Misserfolge in der Forschung kaum öffentlich bedauert werden, währenddem hohe Medikamentenpreise erfolgreicher Wirkstoffe jeweils stark in der Kritik stehen. Erstaunt hat viele der Anteil der Medikamentenkosten an den Gesamtkosten des Gesundheitswesens: Sie machen lediglich 12,7 Prozent aus. Doch es gibt noch beträchtliche Herausforderungen, nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern für die Gesellschaft insgesamt, etwa Demenzerkrankungen, die sich gemäss Prognose bis 2050 verdreifachen werden.

So manche Herausforderung steht uns noch bevor. Etwa die Forschung an neuen Antibiotika, bei welchen uns aufgrund resistenter Keime die Präparate auszugehen drohen. Die Fragen an den Referenten drehten sich natürlich auch um die Preisgestaltung der Medikamente. Diese ist ein komplexer Prozess, in welchem der Nutzen eines Medikamentes, eine Vielzahl von Kostenfaktoren, die Medikamentensicherheit, aber auch regulatorische Bestimmungen eine Rolle spielen. Über kurz oder lang werden moralisch-ethische Fragen weiter ins Zentrum der Gesellschaft getragen werden: Wer bezahlt die Kosten teurer medizinischer Behandlungen, nicht nur der Medikamente? Was ist ein fairer Preis? Und schliesslich: Was ist ein Leben wert? Fragen, die bei den Zuhörern eine nachhaltige Resonanz erzeugten und für viel Gesprächsstoff beim gemeinsamen Apéro im Logenheim der Odd Fellows sorgten. (mgt)

www.oddfellows.ch


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