Arbeiten am Limit

  04.05.2018 Zeiningen

Der Fall Zeiningen: über das Restrisiko als Feuerwehrmann

«Auch aus diesem Ereignis versuchen wir, unsere Lehren zu ziehen», sagt Möhlins Feuerwehrkommandant Richard Urich. Beim Grossbrand am Montag auf einem Bauernhof in Zeiningen wurden zwei seiner Leute durch einen einstürzenden Dachstock verletzt.

Ronny Wittenwiler

«Das Schlimmste wäre, wenn einer unserer Leute nicht mehr heimkommt.» Es waren keine Worthülsen, die Möhlins neuer Feuerwehrkommandant Richard Urich am 8. März im Interview mit der NFZ von sich gab. Nicht einmal zwei Monate später sehen sich seine Mannen und Frauen einer Extremsituation ausgesetzt. Am Montagmorgen steht das Bauernhaus beim Zeininger Neuhof in Flammen, es wird komplett zerstört, noch während der Löscharbeiten stürzt der Dachstock des Ökonomieteils ein. Zwei Feuerwehrmänner werden von den Trümmerteilen getroffen; einer der beiden so stark, dass eine Operation an der Schulter notwendig wird. Im Verhältnis zu dem, was hätte passieren können, endet die Angelegenheit glimpflich. Doch zeigen die Geschehnisse vom Montag: Der unermüdliche Einsatz von Feuerwehrleuten ist eine Arbeit oftmals am Limit. «Feuerwehrleute gehen Risiken ein», sagte Urich eben auch in jenem Interview vom 8. März. «Doch wir müssen diese Risiken möglichst kontrolliert halten. Wer Gefahren erkennt, beherrscht sie eher. Die Sicherheit der eigenen Leute steht über allem.»

Risikobeurteilung an der Front
Für Urich und seinen Einsatzleiter Alex Wehrli war am Montag bei der ersten Lagebeurteilung klar: Ein Innenangriff kam nicht mehr infrage. Denn solches wäre nicht mehr zu verantworten gewesen. Zum Unfall kam es trotzdem. Die beiden Feuerwehrleute wurden im Freien aus vermeintlich sicherer Distanz überrascht; überrascht vom Ausmass, wie weit die Trümmerteile des einbrechenden Dachstuhls nach vorne kippten. Getroffen vom Restrisiko quasi. «Unsere Leute an der Front versuchen jeweils zu beurteilen, wie nah am Gebäude ein Einsatz Sinn macht», sagt Urich dazu, «immer mit der Annahme, sich im sicheren Bereich zu bewegen.» Er wolle mit seinen Offizieren die Erkenntnisse aus dem Einsatz zusammenführen und dann «schauen, dass wir auch daraus möglichst unsere Lehren ziehen können.»

Alleine von der Feuerwehr Möhlin standen 66 Personen im Einsatz, zusammen mit den umliegenden Feuerwehren Unteres Fischingertal, Rheinfelden und Magden-Olsberg waren 180 Frauen und Männer auf Platz und verhinderten ein Übergreifen des Feuers auf weitere Gebäude. Eine Extremsituation. «Während eines solchen Einsatzes ist die Anspannung gross», sagt Urich.

Beim Brand zog sich der 36-jährige Bewohner des Bauernhauses schwere Verbrennungen zu und musste mit dem Helikopter ins Spital geflogen werden. Die Frage, ob der Brand möglicherweise einer Vorsätzlichkeit geschuldet ist, mochte die Staatsanwaltschaft aufgrund des laufenden Verfahrens nicht kommentieren. «Die Ermittlungen werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen», sagt Sprecherin Fiona Strebel.


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