Schlaue Sauen in Hellikon

  24.04.2018 Hellikon

Was macht man zur Abwehr von Schäden an Kulturen?

Die Wildschweine verstehen es immer wieder, die Landwirte mit ihren Spuren, die sie in den Kulturen hinterlassen, zu ärgern. Was kann man gegen diese Schwarzwildschäden machen? Der Jagdverein Hellikon lud Landwirte und Jäger der Umgebung zu einem Informations- und Diskussionsabend.

Hans Zemp

Gegen achtzig Jäger und Landwirte folgten der Einladung des Jagdvereins Hellikon unter Hans Burki an den Informationsabend mit Diskussionsmöglichkeiten zum Thema «Schwarzwildschäden an landwirtschaftlichen Kulturen». Als Referenten konnten Kaspar Schlittler aus Hägendorf und Hansruedi Apolloni, Landwirt und Wildschadenexperte aus Kaisten, gewonnen werden. Aufmerksamer Zuhörer war Erwin Osterwalder von der kantonalen Jagdverwaltung.

Einleitend meinte Hans Burki, die Sauen seien «Sanspapiers», weil sie noch lebend niemandem gehören. Erst durch den Abschuss werden sie Eigentum des Jägers oder der Jagdgesellschaft. Das Fricktal hat in den letzten Jahren eine enorme Zuwachsrate zu verzeichnen.

So stark bejagen, als wolle man sie ausrotten
Referent Kaspar Schlittler ist Schwarzwildjäger aus Leidenschaft und als solcher profunder Kenner in Sachen Verhalten der Wildschweine. Er zeigte mit Statistiken auf, wie das Gebiet Olten – Gösgen – Gäu starke Wildschweinbestände hat. Schlittler ist mit den Wildschweinen so richtig «per du» und hat bis Ende 2017 bereits 280 von ihnen erlegt. Er plädiert dafür, dass die Jäger Frischlinge ab acht bis zehn Kilo und Überläufer (zweites Lebensjahr) bis etwa fünfzig Kilo so stark bejagen sollten, als wolle man sie ausrotten. Ältere, schwere Tiere soll man stehen lassen. Er plädiert für die Pirsch- und die Bewegungsjagd. Bei der Bewegungsjagd ist die Hilfe von gut ausgebildeten Hunden ein Muss. Er hat ausgemacht, dass sich viele Leute im Wald aufhalten und sich die Wildschweine so stark an die Menschen gewöhnt haben, dass sie nicht einmal mehr aufstehen, wenn jemand ein paar Meter neben ihnen vorbei geht oder mit dem Bike fährt. Und mit Hunden findet man eben diese Tiere trotzdem.

Den Wildschweinen anpassen
Entstehen in landwirtschaftlichen Kulturen Schäden, muss die Jagd sofort reagieren. Wenn es den Schweinen irgendwo passt, kommen sie wieder. Erlegte Schwarzkittel soll man den Bauern auch zeigen nach dem Motto: «Tue Gutes und rede darüber». Dies sei dem gegenseitigen Verhältnis förderlich. Für Schlittler ist es auch entscheidend, dass Jäger mit der Kugel schiessen können. Damit dies funktioniere, bedürfe es ausreichenden Trainings. Er weist hier auch auf die Sicherheitsbestimmungen hin. Von Vergrämung der Tiere hält Schlittler nichts. Er glaubt nicht daran. Er gibt aber auch starke Tipps, wie man Wildsauen mit entsprechendem Verhalten und richtiger Ausrüstung in der Dunkelheit wirkungsvoll anpirschen kann. «Der Jäger muss sich an den Aktivitätszyklus der Wildschweine anpassen», ist sein Fazit.

Verhüten und Vergüten
Zu den geltenden Verhütungsmassnahmen berichtete Hansruedi Apolloni über Gültiges. Er zeigte auf, wo welche Verhütungsmassnahmen gemacht werden müssen oder sollen. Seinen Ausführungen lässt sich auch entnehmen, wie breit die Palette der Tiere ist, die sich an die landwirtschaftlichen Kulturen macht. Wildschwein, Dachs, Biber sind nur einige davon. Die angerichteten Schäden sind unterdessen sehr hoch. Schutzmassnahmen sind verschiedene möglich. Der richtig montierte Elektrozaun ist eine der wirksameren. Weiter zeigte Apolloni auf, nach welchen Bestimmungen die Landwirte für entstandene Schäden entschädigt werden können. Es werden hier Unterschiede zwischen Wiesland und Ackerbau gemacht. Die Abschätzungszeit sei zwischen 1. März und der Zeit der letzten Nutzung im Jahr. Die Abschätzung habe aber vor der Ernte zu erfolgen. Dies sei sehr wichtig. Bei der Abschätzung wird ein Schadenprotokoll erstellt, von Bauer, Jäger und Abschätzer unterschrieben und an den Kanton zur Umwandlung eingereicht. Bagatellschäden werden nicht entschädigt. Einige Äusserungen machte Apolloni auch zu Sondermassnahmen und aktuellen Diskussionspunkten bei den massgeben Instanzen.

In der anschliessenden Diskussion wurde deutlich, wie stark das Schwarzkittelproblem im Tal die Bauern, aber auch Jäger, beschäftigt. Die Helliker Jäger haben mit dieser Veranstaltung dem gegenseitigen Verständnis Landwirtschaft – Jagd sicher einen guten Dienst erwiesen.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote