Kleiner Stinker, tolle Frisur

  05.04.2018 Obermumpf

Naturschutz in Obermumpf: dem verlorenen Wiedehopf ein Zuhause geschaffen

An sonniger Hanglage mit bester Aussicht hat der Naturschutzverein Obermumpf ganz neu eine tolle Wohnung im Angebot. Erwünschter Mieter: der Wiedehopf.

Ronny Wittenwiler

Obermumpf hat fünf Gemeinderäte, aber keinen Wiedehopf. Das soll sich ändern. «Wenn ich in drei, vier oder fünf Jahren nur einen hier sehen würde, dann hat sich all das schon gelohnt.» Das sagt Hansjörg Benz; der Mann, der dem hübschen Vogel eine Bleibe bauen liess. Gekommen waren zwei Experten. Jonas Leuenberger von Birdlife Schweiz und Bruno Frey, Fachkundiger aus dem Elsass. Zu dritt stehen sie im Rebberg, graben, pflastern, und ganz am Ende machen sie den Deckel drauf: Dass hier, entlang einer Jahrzehnte alten Steinmauer, soeben eine Bruthöhle eingebaut wurde, fällt nach getaner Arbeit kaum auf. Ein gutes Versteck ist die halbe Miete. Und für den Wiedehopf das ganze Leben.

Hoffnung aus dem Dreiländereck
Hansjörg Benz steht dem Wiedehopf quasi Pate. Zusammen mit seiner Frau Maja. Die beiden setzen sich für dessen Wiederansiedelung ein, haben als Mitglieder vom Naturschutzverein Obermumpf die Federführung für dieses Projekt übernommen. Es ist eines von mehreren Projekten, denen sich Vereinsmitglieder jeweils individuell als Paten widmen und für Ausführung und nachhaltige Betreuung verantwortlich zeichnen. Das Wiedehopf-Projekt ist ein ambitioniertes, aber kein hoffnungslos verlorenes. Vor fünfzehn Jahren wurden am Fuss der Vogesen drei, vielleicht vier Brutpaare gezählt. Im vergangenen Jahr waren es 54 Brutpaare. Der Wiedehopf wurde zum Rückkehrer und Bruno Frey sein Förderer. Der Mann also, der jetzt im Obermumpfer Rebberg für den exotisch anmutenden Vogel eine neue Bleibe baute. Mit seinen Nisthöhlen hatte Frey in den letzten fünfzehn Jahren im Elsass durchschlagenden Erfolg. Weitere Wiedehopf-Populationen sind im südbadischen Raum um den Kaiserstuhl zu beobachten.

Glück und Beeinflussbares
Die geografische Nähe nährt die Hoffnung auf eine Rückkehr des Wiedehopfs. «Die letzten ihrer Art wurden in der Nordwestschweiz in den frühen Achtzigerjahren gesichtet», sagt Jonas Leuenberger von Birdlife Schweiz, wohlwissend, dass für eine Wiederansiedlung auch Glück vonnöten ist.

Patenfamilie Benz weiss das ebenfalls und weil sie sich aufs Glück allein nicht verlassen mag, arbeitet sie weiter am Beinflussbaren. Doch allein mit einer Nisthöhle ist es nicht getan, ein intaktes Habitat braucht das Land. Beziehungsweise der Wiedehopf. Weitere Nistkästen wurden montiert. Waldränder ausgeholzt. Wiesenstreifen werden bald gesät.

«Das Blumenangebot zieht Insekten an, sie sind eine wichtige Nahrungsquelle», sagt Benz, als die Nisthöhle in der Steinmauer fertig erstellt ist. Für den Wiedehopf. Diesen Kerl mit frecher Frisur und höchst zweifelhaftem Benehmen. «Der Wiedehopf ist ein kleiner Saumichel», sagt Benz und lacht. Weil der Vogel den Kot der Brut nicht entfernt, lässt die Duftnote in und um die Nisthöhle schon einmal zu wünschen übrig. Doch es kommt noch besser. Droht Gefahr, sondern Jungvögel ein stark riechendes Sekret ab. Pate Benz mit seiner Frau und all die Freunde vom Naturschutz Obermumpf hätten ihre helle Freude an diesem Mieter.


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