"Die Landpreise sind extrem hoch"

  27.04.2018 Magden

Mittendrin statt nur dabei: Samantha Müller und Diego Stalder nehmen uns heute mit auf einen Spaziergang durch Magden. Sie fühlen sich wohl in ihrem Dorf. Die hohen Bodenpreise sind auf dem Rundgang ebenso ein Thema wie die ländliche Lage und die abnehmende Toleranz.


«Die Landpreise sind extrem hoch»

Ein Spaziergang mit zwei jungen Erwachsenen durch ihr Dorf

Samantha Müller und Diego Stalder sind in Magden aufgewachsen und leben gerne im Dorf. Die hohen Baulandpreise bereiten ihnen aber Sorgen. Auf dem Spaziergang durch die Gemeinde zeigen sie ihre Lieblingsorte.

Valentin Zumsteg

Wo beginnt man einen Spaziergang durch Magden? Am besten wohl im Zentrum, doch wo ist das Zentrum? Wir treffen die 26-jährige Samantha Müller und den 27-jährigen Diego Stalder vor dem Gemeindehaus. Von hier aus ist im Dorf fast alles in wenigen Minuten zu Fuss erreichbar. «Magden ist nicht zu gross und nicht zu klein. Obwohl die Gemeinde sehr dörflich ist, gibt es hier alles: Coop, Apotheke, Bäckerei, Metzgerei, Restaurants und noch vieles mehr. Das schätze ich», sagt Samantha Müller. Diego Stalder sieht es ähnlich: «Magden ist sehr ländlich. Trotzdem bestehen gute ÖV-Verbindungen. Mit dem Auto ist man schnell in Basel. Obwohl die Autobahn nur wenige Minuten entfernt liegt, leiden wir hier nicht unter dem Lärm.»

Unvergessene Nachmittage im «Pfützli»
An ihre Jugend im Dorf haben sie sehr gute Erinnerungen. «Es ist schön, wenn man in Magden aufwachsen kann. Wir waren viel draussen und im Wald», erzählt Samantha Müller. Diego Stalder ist etwas ausserhalb des Dorfes auf dem Dellhof aufgewachsen. «Ich habe dort vor allem mit den drei Nachbarkindern gespielt. Im Dorf war ich weniger zum Spielen. Erst als ich ins Töffli-Alter kam war ich viel unterwegs, vor allem mit den Kollegen.»

Unvergessen sind für beide die unzähligen Nachmittage im Magdener Familienbad, das von den Einheimischen liebevoll «Pfützli» genannt wird. «Badmeisterin Trudi hat immer dafür gesorgt, dass wir Kinder rechtzeitig nach Hause kamen. Die Eltern konnten sogar in die Badi anrufen und sagen, dass wir jetzt nach Hause müssen», erzählt Samantha Müller mit einem Lachen. Das Familiäre sei typisch für Magden.

Bar und Disco im ehemaligen Kälberstall
Es gibt und gab in Magden auch einen Jugendraum, doch den hat weder Samantha noch Diego besucht. «Wir hatten im Kollegenkreis unsere eigenen Räume», erzählt Diego. Auf dem elterlichen Bauernhof durfte er mit Freunden in einem ehemaligen Kälberstall sogar eine Bar einrichten, die unter dem Namen «Rümli 699» bei der Magdener Jugend grosse Beliebtheit genoss. «Da machten wir fast jedes zweite Wochenende Party. Das waren schöne Zeiten und die Eltern wussten, wo ihre Kinder sind», erzählt Diego Stalder.

Heute gibt es diese Bar, die immer mehr zur einer Disco wurde, nicht mehr. Doch Diego Stalder und seine Kollegen haben den Verein «Aktive Freizeit Magden» gegründet, der dafür sorgt, dass für die Jungen im Dorf etwas läuft. «Es wird aber immer komplizierter, die Bewilligungen zu erhalten. Sobald die Musik etwas lauter ist, stören sich einige wenige. Das macht die Sache schwieriger.»

Apropos machen: Wir machen uns jetzt auf den Weg und nehmen den kleinen Spaziergang unter die Füsse. Die erste Station ist der Hirschen. Hier sind nicht nur die Bibliothek und die Musikschule untergebracht, hier ging Diego auch in den Kindergarten. Samantha ist heute noch regelmässig im Hirschensaal anzutreffen, denn sie ist Mitglied der Guggenmusik «Magdemer Bierschnägge» und die haben dort ihr Übungslokal. Das Gebäude und der Vorplatz spielen aber auch sonst eine wichtige Rolle im Dorfleben, denn hier werden Feste gefeiert und es wird ein Mal pro Jahr der Bauernmarkt durchgeführt.

«Auf dem Fussballplatz durfte selten Fussball gespielt werden»
Vom Hirschen geht es weiter zum «Gasthaus zur Blume». Auch dies ein zentraler Ort für die Dorfbevölkerung. «In der Blume trifft man sich», erzählt Diego Stalder. Aber auch die anderen Restaurants, Dornhof und Adler, werden regelmässig besucht: «Im Jahresprogramm der Bierschnägge berücksichtigen wir alle drei Restaurants. Keines soll zu kurz kommen», sagt Samantha Müller. Sie sind froh, dass es in Magden immer noch ein relativ grosses Angebot an Beizen gibt.

Der Spaziergang geht weiter zur Schulanlage und zum gedeckten Vorplatz. «Dort haben wir uns früher abends immer mit den Kollegen getroffen. Ich glaube, die Jugendlichen machen das heute noch», sagt Diego Stalder. Sein Blick geht hinüber zum Fussballplatz hinter dem Gemeindesaal. «Den durften wir früher fast gar nicht benutzen, der war viel zu gepflegt», erzählt er mit einem Lachen.

Von hier ist es nur ein Katzensprung bis zur Halle Juch. In diesem Gebäude haben beide viele Turnstunden erlebt. Samantha hat die Jugendriege besucht und Diego spielte Handball. «Magden hat eine Vielzahl von Vereinen und Kursangeboten. Wenn man will, kann man wirklich viel machen.» Dank den Vereinen sei es für die Neuzuzüger einfach, sich im Dorf zu integrieren. «Wer will und sich engagiert, gehört schnell dazu. Man kann in Magden aber auch zurückgezogen leben und seine Ruhe haben», findet Samantha Müller. Durch das starke Wachstum während den letzten Jahren sei das Dorf, das heute rund 3900 Einwohnerinnen und Einwohner zählt, etwas anonymer geworden. Das Familiäre, das beide so schätzen, drohe langsam verloren zu gehen. An den Festen und Veranstaltungen sehe man vor allem die Alteingesessenen.

Baulandpreise sind für Junge ein Problem
Während des Spaziergangs schweift der Blick hinauf in die Neubaugebiete im Weingarten. «In Magden ist in den vergangenen Jahren sehr viel gebaut worden. Die Landpreise sind heute extrem hoch. Gerade kürzlich habe ich im Internet eine Parzelle mit einem Quadratmeterpreis von 1600 Franken gesehen. Das gibt mir schon zu denken. Für Junge ist es auch schwierig, eine bezahlbare Mietwohnung zu finden», erzählt Samantha Müller. Sie sieht ihre Zukunft in Magden, doch es sei nicht einfach, hier ein Eigenheim zu realisieren.

Diego Stalder findet die Preise ebenfalls sehr hoch. Für ihn stellt sich das Problem aber weniger, da er in ein paar Jahren den elterlichen Bauernhof übernehmen will und wohl dort wohnen wird.

Unser kleiner Spaziergang ist abgeschlossen, doch es wird noch angeregt weiter erzählt und diskutiert. Im Gespräch ist deutlich zu spüren, dass den beiden jungen Erwachsenen Magden viel bedeutet. Sie hoffen, dass ihre Gemeinde den dörflichen Charakter noch lange behält.


Sorgen dafür, dass etwas läuft

Samantha Müller kam mit ihrer Familie im Alter von sechs Jahren nach Magden. Zuvor haben sie in Maisprach gelebt. Nach der Primarschule hat sie die Bezirksschule in Rheinfelden besucht. Heute arbeitet sie als Primarschullehrerin in Ueken. In ihrer Freizeit engagiert sie sich im Vorstand der Guggenmusik «Magdemer Bierschnägge». «Heute stammen nur noch drei von 21 Mitgliedern aus Magden. Wir würden uns über Nachwuchs freuen», sagt sie.

Diego Stalder ist auf dem Dellhof aufgewachsen. Er hat die Primarschule und die Sekundarschule in Magden besucht. Der gelernte Landwirt und Landmaschinen-Mechaniker hilft heute auf dem elterlichen Hof mit und hat ein Teilzeitpensum bei der H.P. Gerber Pannendienst AG in Pratteln. Es ist vorgesehen, dass er den Landwirtschaftsbetrieb in ein paar Jahren übernehmen wird. In seiner Freizeit ist er Präsident des Vereins «Aktive Freizeit Magden», der unter anderem das Slip’n’Slide-Festival durchführt. Zudem ist er Mitglied der Feuerwehr. (vzu)


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