Chance oder «ein Fass ohne Boden»?

  23.03.2018 Mettau

Dialoganlass über die Zukunft der Post im Mettauertal

Die Poststelle Mettau soll künftig als «Filiale mit Partner» (Postagentur) betrieben werden. Doch bis dahin gibt es noch einige Hürden und Fragen und nicht wenige kritische Stimmen. Auch ein neuer Standort innerhalb von Mettau ist im Gespräch.

Bernadette Zaniolo

Zirka 120 Personen nutzten am Mittwochabend die Gelegenheit, sich in Mettau direkt über die Zukunftspläne betreffend Poststelle zu informieren. Die Zahlen der Entwicklung der Poststelle Mettau zwischen 2010 und 2017 sprechen eine klare Sprache: 20 Prozent weniger Kunden, 40 Prozent weniger Einzahlungsbelege am Schalter, 45 Prozent weniger Sendungsabholungen und 12 Prozent weniger Briefe. André Aregger, Spezialist Netzentwicklung bei der Post, zeigte die Veränderungen im Alltag und speziell im Post-Alltag auf. Deshalb haben die für das Gebiet Zuständigen der Post vor rund zwei Jahren das Gespräch mit dem Gemeinderat von Mettauertal gesucht, um Lösungen zu finden. Bereits seit längerem ist klar, dass es eine Filiale mit Partner (Postagentur) geben soll (die NFZ berichtete). «Diese Lösung gibt es schon an über 900 Standorten in der Schweiz», sagte Matthias Fässler, Leiter Filialgebiet Brugg.

Mit einem Video über die Agenturlösung in der Gemeinde Thundorf (Thurgau) zeigten die Postverantwortlichen auf, dass es nach wie vor einfach sei, Briefe oder Pakete aufzugeben und Einzahlungen zu machen; Letzteres jedoch bargeldlos.

«Im Gegensatz zu anderen Gemeinden haben wir die Energie nicht in Opposition gesteckt, sondern nach Lösungen gesucht», sagte Gemeindepräsident Peter Weber. Interessenten habe man mehrere gehabt und man sei auch stets im Gespräch mit den Besitzern des «Treffpunkt»-Ladens in Mettau gewesen. Da sie den Laden altersbedingt sowieso in absehbarer Zeit schliessen würden, sei die Lösung mit Patrick Bacher, der in Laufenburg bereits das «Kafi Mokka» betreibt, eine gute Möglichkeit um Post und Laden im Zentrum der Gemeinde zu behalten. Dies trage zur Attraktivität der Gemeinde und des Zentrums bei.

Diese Lösung wird auch seitens der Post begrüsst (Fässler bezeichnete sie als genial). Mit Postagentur (mit der man nicht reich werde), Laden und Café habe Bacher nicht nur zwei, sondern gar drei Standbeine am gleichen Ort. Das grösste Plus für die Kunden seien längere Öffnungszeiten und die gute Lage, direkt neben der Bushaltestelle.

Ein Fass ohne Boden?
Dass die Gemeinde Mettauertal viel Geld in den Umbau investieren müsse, ohne eine Garantie zu haben, wie lange der Betreiber der Post-Agentur «durchhalte», bezeichnete ein Votant als «Fass ohne Boden». Gemäss Peter Weber ist noch nicht klar, ob sich die Kosten auf 100 000, 200 000 oder 300 000 Franken belaufen werden. Klar hingegen ist, dass für die Postagenturen eine beidseits geltende Kündigungsfrist von sechs Monaten besteht. Sowohl Weber als auch die Post-Verantwortlichen betonten, dass das Durchhalten des neuen Besitzers auch davon abhänge, wie das Angebot genutzt werde und wie gut er seinen Job mache. Weber sagte, dass sich der Gemeinderat bewusst sei, dass man in eine Vorleistung gehe. Ebenso betonte er, dass auch bei einem Umbau in eine Wohnung Kosten anfallen würden und eine solche aufgrund der Lage im Parterre wohl nicht einfach zu vermieten sei.

Postagentur im ehemaligen Kindergarten?
Wie Gemeindepräsident Peter Weber an der Info-Veranstaltung sagte, habe sich kurzfristig auch eine neue Option bezüglich Standort ergeben. Wo dies sei, sagte er jedoch nicht. Wie die NFZ jedoch in Erfahrung bringen konnte, handelt es sich um das Gebäude des ehemaligen Kindergartens in Mettau. Offiziell ist aber seit Mittwochabend, dass die Denner-Betreiber in Gansingen Interesse an der Postagentur haben.

Wie Peter Weber verriet, handelt es sich um eines der schwierigsten Geschäfte in seiner 15-jährigen Gemeinderatstätigkeit. Laut Matthias Fässler arbeite die Post bei der Service-Public-Lösung stets eng mit der Gemeinde zusammen. Wie diese künftig fürs Mettauertal aussieht, darüber entscheiden die Stimmbürger von Mettauertal an der Gemeindeversammlung im Juni. An einer vorgängigen Info-Veranstaltung Ende Mai wird der Gemeinderat von Mettauertal die Details präsentieren.

Zeitpunkt des Starts als Post-Agentur noch offen
Der Start für die Postagentur in der Zentrumsüberbauung war für den 1. November 2018 geplant. Im Vorfeld der Info-Veranstaltung am Mittwochabend äusserten sich einzelne Bewohner der Zentrumsüberbauung und deren Umfeld kritisch. Sie befürchten Lärm- und Geruchsimmissionen. Bevor die Postagentur in der Zentrumsüberbauung starten kann, müssten die Räumlichkeiten umgebaut werden. Dies wäre mit einer Schliessung auf Ende Juli verbunden. Bis zur Neueröffnung würde der Service Public mit einem Hausservice, wie dies heute bereits in Gansingen gemacht wird, gewährleistet. Wird die Postagentur an einem anderen Standort realisiert, wäre es gemäss Auskunft der Post möglich, dass die Poststelle in Mettau bis zur Eröffnung am neuen Standort offen bleibt.

Im Anschluss an die Infoveranstaltung wurde das Gespräch mit den Vertretern der Post und der Gemeinde bei einem offerierten «Apéro mit Wurst» rege genutzt.

Übrigens: Gansingen verzichtete vor Jahren zugunsten von Mettauertal auf den Poststellen-Standort. Und laut Peter Weber wurde der Gemeinde Mettauertal mehrfach abgeraten, die Postagentur in die Gemeindeverwaltung zu integrieren.


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