«Wichtig für mich waren immer die Begegnungen»

  10.03.2018 Oberhof

Präsidentinnenwechsel an der 88. Delegiertenversammlung der Landfrauen Bezirk Laufenburg

114 Frauen nahmen am Mittwochnachmittag an der 88. Delegiertenversammlung der Landfrauenvereinigung Bezirk Laufenburg in Oberhof teil. Helen Schmid, die während zehn Jahren als Präsidentin fungierte, übergab den Landfrauenschlüssel an ihre Nachfolgerin Anna Oeschger.

Janine Tschopp

Nach einem zünftigen gemeinsamen gesanglichen Einstieg wurden 114 Landfrauen an der 88. Delegiertenversammlung der Landfrauen Bezirk Laufenburg durch Marianne Herzog, Präsidentin der Landfrauen Oberhof, den Oberhöfler Gemeindeammann Roger Fricker sowie von der Bezirkspräsidentin Helen Schmid begrüsst.

Die Versammlung hat die Geschäfte ohne Diskussionen durchgewinkt. Die Traktanden 11 (Gesamterneuerungswahlen) und 12 (Ehrungen) beanspruchten heuer ein bisschen mehr Zeit. Denn es war die letzte Delegiertenversammlung von Helen Schmid, die sich während zwölf Jahren im Vorstand und davon zehn Jahre als Bezirkspräsidentin engagierte. Entsprechend gebührend wurde sie verabschiedet. Vizepräsidentin Anita Jegge sprach bei der Ehrung über das grosse Netzwerk von Helen Schmid sowie über das Herzblut, das sie für das Interesse der Bäuerinnen und Landfrauen aufbrachte. Die Landfrauen schätzten, dass es für Helen Schmid in all den Jahren wichtig war, Traditionen zu wahren, aber dennoch mit der Zeit zu gehen. «Sie gab den Anstoss für unser Logo und für die Homepage», so Anita Jegge. Schliesslich sagte die Vizepräsidentin zur abtretenden Präsidentin: «Du bist eine Landfrau und wirst immer eine Landfrau bleiben.»

«Grundbedürfnisse können durch nichts ersetzt werden»
Beim Rückblick auf ihre Zeit im Vorstand erwähnte Helen Schmid, dass sie Freude hatte, dass die Ämter stets besetzt werden konnten. Sie sprach auch von der Digitalisierung, die in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung zunahm. «Für alles gibt es heutzutage eine App», sagte sie und ergänzte: «Es besteht die Gefahr, dass man durch die Digitalisierung auch überfordert wird und den Überblick verliert. Wichtig für mich waren immer die Begegnungen und die Erzählungen der Menschen.» Sie sprach vom Zwischenmenschlichen, das trotz Digitalisierung für die Landfrauen stets im Zentrum stand. «Grundbedürfnisse wie Zuwendung, Zuhören und Umarmungen können durch nichts ersetzt werden.» Gegenüber der NFZ erwähnte Helen Schmid, dass es ihr immer wichtig war, mit der Zeit mitzugehen, ohne den Bezug zur Erde zu verlieren.

Helen Schmid wird weiterhin bei den Landfrauen in Wittnau Mitglied bleiben. «Die Landfrauen sind ein Ausgleich zur Arbeit auf dem Hof und eine Bereicherung. Ich freue mich, in Zukunft dabei zu sein und zu helfen, ohne die grosse Verantwortung zu tragen.»

Anna Oeschger wird neue Präsidentin
Als neue Präsidentin wählte die Versammlung die in Gipf-Oberfrick wohnhafte Anna Oeschger. Sie freut sich auf ihre neue Aufgabe und schätzt es, mit den bisherigen Vorstandsmitgliedern Anita Jegge, Sandra Reimann, Andrea Plattner und Edith Plattner ein starkes und erfahrenes Team zur Seite zu haben. Gegenüber der NFZ sagte sie direkt nach ihrer Wahl: «Wichtig ist, dass die Landfrauen bestehen bleiben und auch in Zukunft einen guten Ruf geniessen, so wie das bisher der Fall war. Es wäre schön, wenn noch mehr Junge den Landfrauen beitreten würden.»

Drei Landfrauen erinnern sich
Nach dem offiziellen Teil der Versammlung erinnerten sich Margrit Erb, Ruth Reimann und Hanneli Reimann, die früher alle im Vorstand der Oberhöfler Landfrauen aktiv waren, an vergangene Zeiten. Moderiert wurde das lockere, unterhaltsame Gespräch durch Marianne Herzog.

Ruth Reimann, die aus der Innerschweiz zuerst nach Ueken und später nach Oberhof kam, musste sich zuerst an die Fricktaler gewöhnen. «Alle Menschen hier hatten Dorfnamen.» Das war völlig neu für sie. Bereits nach drei Jahren in Oberhof wurde sie schon in den Vorstand der Landfrauen gewählt. «Ja, ich bin in Oberhof gut aufgenommen worden.» Sie schätzte es, dass man damals im Volg-Laden noch Leute traf. «Heute sieht man fast niemanden mehr im Dorf», bedauert sie. Ein grosser Unterschied zu früher sei, dass Kinder damals alle Erwachsenen gesiezt hätten.

Margrit Erb berichtet, dass sie sogar ihre Schwiegermutter nie geduzt hätte, obwohl sie während 30 Jahren mit ihr unter einem Dach wohnte. Ob die Landfrauen eine Möglichkeit waren, vor der Schwiegermutter zu entfliehen, wollte Marianne Herzog wissen. «Ja, es war manchmal schon ein Entfliehen, indem ich abends die Kurse der Landfrauen besuchte. Ich bin sowieso ein Vereinsmensch und lernte in diesen Kursen so viel. Es machte mir immer Spass, bei den Landfrauen dabei zu sein. Auch alle Frauen des Bezirks an den Delegiertenversammlungen zu treffen, freute mich immer.» Margrit Erb erzählt, dass sie gerne Handarbeitslehrerin geworden wäre, sie aber angewiesen wurde, in der Fabrik zu arbeiten.

Hanneli Reimann war auch immer gerne bei den Landfrauen dabei: «Die Landfrauen waren ein wichtiger Verein im Ort. Es gab viele schöne Erlebnisse, und wir haben immer zusammengehalten.» Sie habe eine tolle Zeit im Verein und im Vorstand erlebt, die für ihre Entfaltung sehr wichtig gewesen sei. Sie erzählt davon, dass sie früher zusammen mit drei anderen Frauen im «Adler» gejasst hätte. «Da haben uns die Leute aber komisch angeschaut. Das war eine Sensation damals, dass Frauen im Restaurant jassten.» Hanneli Reimann war die erste Gemeinderätin und erste Frau Gemeindeammann in Oberhof. Sie ist stolz, was die Frauen in jener Zeit erreichen konnten und meint, dass es heute noch immer zu wenig Frauen in leitenden Positionen gebe.


Colette Basler wird Co-Präsidentin des SBLV

Per 1. Mai 2018 wird Colette Basler aus Zeihen die Co-Geschäftsführung des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes (SBLV) zusammen mit Kathrin Bieri-Straumann übernehmen. Die 45-jährige Fricktalerin arbeitete bisher als Oberstufenlehrerin und Schulleiterin und führt mit ihrem Mann einen Milchwirtschaftsbetrieb. «Nach fast 20 Jahren Unterrichten ist sie sehr motiviert, die neue Herausforderung zu übernehmen» heisst es in der Medienmitteilung des Schweizerischen Bäuerinnen- und Landfrauenverbandes in Brugg. Die Themen Agrarpolitik und Bildung sowie Hauswirtschaft und Ernährung sind für die Aargauer Grossrätin Schwerpunktthemen. «Dank ihrer vielseitigen Tätigkeiten verfügt sie über wertvolle Erfahrungen und ein breites Netzwerk», so der SBLV weiter. Susanne Morach verlässt den Verband aufgrund von Mutterschaft. (jtz/mgt)


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