«Ich spüre ein Gefühl der Ohnmacht»

  08.03.2018 Kaiseraugst

Sibylle Lüthi tritt als Gemeindepräsidentin zurück

Überraschung in Kaiseraugst: Sibylle Lüthi hat bekannt gegeben, dass sie Mitte 2018 als Gemeindepräsidentin zurücktreten wird. Das Amt empfindet sie als Belastung.

Valentin Zumsteg

Damit hat wohl niemand gerechnet: «Hiermit gebe ich meinen Rücktritt per Mitte Jahr als Gemeindepräsidentin von Kaiseraugst bekannt», heisst es in einer Medienmitteilung, die Sibylle Lüthi am Dienstag verschickt hat. Der Entschluss sei ihr nicht leicht gefallen. «In den letzten Monaten war die Arbeit sehr aufreibend und unbefriedigend. Das hat dazu geführt, dass ich keine Freude mehr an meiner Tätigkeit habe und dass sie mich mehr und mehr belastet», hält Lüthi (55) fest.

«An die Gesundheit denken»
Tatsächlich stand die Arbeit des Gemeinderates in den vergangenen Monaten immer mal wieder in der Kritik. An der Gemeindeversammlung im Dezember 2017 wiesen die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger die gemeinderätliche Vorlage für die Sanierung des Hallenbades zurück. Dies, nachdem die Finanzkommission das Projekt mit deutlichen Worten kritisiert hatte. Jüngst sorgte zudem die geplante Erhöhung der Parkgebühren in der Überbauung Liebrüti für negative Leserbriefe. «Es ist nicht ein einzelnes Vorkommnis, sondern die Summe aus allem, die mich zu diesem Schritt bewogen hat. Ich spüre teilweise ein Gefühl der Ohnmacht», erklärt Lüthi gegenüber der NFZ.

Den Entscheid habe sie bereits während der Weihnachtsfeiertage gefällt. «Ich merke, dass mein Nervenkostüm dünner geworden ist und ich auch an meine Gesundheit denken muss. Ich kann nicht mehr mein Bestes geben. Es ist ehrlicher, wenn ich die Konsequenzen ziehe.»

Sibylle Lüthi (CVP) gehört dem Gemeinderat von Kaiseraugst seit 2006 an, seit 2012 ist sie Gemeindepräsidentin. Im vergangenen September liess sie sich für eine weitere Amtsperiode wählen. «Vielleicht stösst mein Entscheid bei vielen auf Unverständnis, vor allem da mein Rücktritt so kurz nach den Wahlen erfolgt. Als ich vor rund einem Jahr vor der Entscheidung stand, mich nochmals zur Verfügung zu stellen, habe ich den Entscheid nicht unüberlegt getroffen. Es standen wichtige Projekte an, die ich gerne zu Ende bringen wollte.»

Kaiseraugst liege ihr sehr am Herzen. Es entspreche aber nicht ihrem Charakter, die nächsten dreieinhalb Jahre halbherzig abzusitzen. «Sicher gibt es frische Anwärter, die mit Herzblut und Freude Gemeindepräsident respektive Gemeinderat werden möchten. Die Kontinuität ist gewährleistet, da der jetzige Gemeinderat ein eingespieltes Team ist und Vizepräsidentin Françoise Moser über die laufenden Projekte bestens informiert und gut vernetzt ist.»

Françoise Moser wird kandidieren, Zumbach lässt es offen
Gemäss Lüthi findet der erste Wahlgang am 10. Juni statt. Bis eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gewählt ist, will sie im Amt bleiben. Klar ist, dass Françoise Moser (parteilos) als Gemeindepräsidentin kandidieren wird. Dies bestätigt die 46-Jährige gegenüber der NFZ: «Ich werde mich zur Verfügung stellen.» Für Gemeinderat Markus Zumbach (SP) ist der Entscheid noch offen, ob er auch antreten wird: «Ich habe mir das noch nicht überlegt.» Heinz Hassler (parteilos, ehemals SP) und Hanspeter Meyer (FDP) werden hingegen nicht kandidieren. Für beide ist es die letzte Amtsperiode als Gemeinderat.


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