Einmal «Chluuri», immer «Chluuri»

  01.02.2018 Kommende Events, Persönlich, Zuzgen, Porträt, Unteres Fricktal

Von Janine Tschopp

«Und am Abend träumen sie von Santo Domingo von Santo Domingo und weissen Orchideen…..». Es klingt sehr schön, wenn Tom Gysin den berühmten Schlager mit seiner Trompete zum Besten gibt. Der Zuhörerin entgeht nicht, dass viele Übungsstunden hinter diesem glasklaren Ansatz stecken. «Ja, in den letzten Wochen vor der Fasnacht übe ich jeden Tag eine halbe Stunde», erklärt der begeisterte Musiker und Fasnächtler. Ihm ist es wichtig, dass er die Stücke, die an der Fasnacht gespielt werden, beherrscht.

Dieses Jahr steht für ihn eine spezielle Fasnacht vor der Tür, nämlich die Vierzigste. 1978 spielte er erstmals bei der «Chluuri Zunft Zuzgen» mit und war mit Ausnahme von einer Fasnacht, als er an der Schulter verletzt war, immer dabei.

 

Auch nach vier Jahrzehnten hat seine Begeisterung für das aktive Mitmachen und Feiern der fünften Jahreszeit nicht nachgelassen. «Die Lust ist nicht vergangen», sagt er überzeugt. Und während er erzählt, wie die kommenden Wochen aussehen werden, respektive an welchen fasnächtlichen Anlässen er mit seinen «Chluuris» dabei sein wird, funkelt es in seinen Augen.

 

Ein Höhepunkt der närrischen Zeit ist für ihn der Chluuriball, der heute Abend, am 2. Faisse, in der Zuzger Turnhalle über die Bühne geht. Die intensive Fasnachtszeit folgt dann nächste Woche, wenn es vom 3. Faisse fast nahtlos zum Fasnachtsball in Zeiningen, zum Fasnachtsgottesdienst, zum Schnitzelbank-Tag und zu weiteren Veranstaltungen bis am Fasnachtsdienstag übergeht.

 

Worin liegt für ihn der Reiz der Fasnacht? Dann folgt eine lange Aufzählung: Musik zu machen, der Austausch mit den anderen Zunftmitgliedern. «Interessant finde ich auch, junge, neue Mitglieder kennen zu lernen. Es fasziniert mich, dass die jungen Menschen in gewissen Sachen ganz anders denken als wir», erklärt der 58-Jährige. Er zählt weitere Punkte auf, die ihm an der Fasnacht gefallen: die Geselligkeit, auch an Anlässen ausserhalb der Fasnachtszeit und damit einhergehend alles, was für ihn zur Geselligkeit dazugehört: gemeinsam zu singen, plaudern, feiern und Sprüche zu machen.

 

Derzeit viele Mitglieder

Momentan erfreut sich die «Chluuri Zunft Zuzgen» über 35 Mitglieder. Das war nicht immer so. Als er der Zunft beitrat waren es 25 Mitglieder. «1990 hatten wir nur noch 13 Mitglieder. Das war eine schwierige Phase, und wir konnten aufgrund des kleinen Bestands nur in Restaurants und nicht in Turnhallen spielen. Wir haben dann ‹durchgebissen› und viel geübt, damit andere auf uns aufmerksam wurden. So konnten wir wieder Mitglieder gewinnen», erinnert sich Gysin. Es freut ihn, dass er in all den Jahren auch verschiedene Generationen erleben durfte. «Früher waren es die Väter, heute sind es teilweise deren Kinder, die bei uns aktiv sein.» Seine beiden Kinder sind 14- und elfeinhalbjährig und am Fasnachtsumzug auch bereits mit dabei.

 

Hat er noch nie Lust verspürt, nach all den Jahren, irgendwann seinen «Joggeli», das traditionelle Chluuri-Kostüm, an den Nagel zu hängen? «Einmal, vor etwa vier oder fünf Jahren, hatte ich ein kleines Tief. Ich überlegte mir, ob das nun der Moment sei, aufzuhören. Als ich dann aber an der Fasnachtseröffnung in Magden die ‹Magdemer Bierschnägge› spielen hörte, hat es mich wieder gepackt, das Fasnachtsfieber. Und seither bin ich wieder voller Begeisterung dabei», lacht er.

 

Am Rosenmontag geboren

Schon bei seiner Geburt konnte man erahnen, dass aus Tom Gysin einmal ein angefressener Fasnächtler wird. Geboren wurde er nämlich an einem Rosenmontag, 29. Februar 1960. An einem Schalttag. Bis er zum nächsten Mal Geburtstag feiern darf, muss er noch zwei Jahre warten. «In den Zwischenjahren wird nicht gefeiert», sagt er. Einen speziellen Geburtstag erlebte er 1992. «Da fiel der 29. Februar auf den Fasnachtssamstag. Das gab ein Fest.» Und schon wieder funkelt es in seinen Augen.

 

Die Fasnacht hat es Tom Gysin bereits angetan, als er noch ganz klein war: «An allen drei Faissen haben wir als Kinder eine Larve angezogen und sind von Haus zu Haus gezogen.» Auch die Musik hat Tom Gysin schon früh entdeckt. Als 13-Jähriger begann er Trompete zu spielen. Zwei Jahre später durfte er mit der Brass Band Zuzgen (BBZ) bereits am Eidgenössischen Musikfest in Biel dabei sein. Mitglied bei der BBZ war er von 1976 bis 2004. Aufgrund der Schichtarbeit konnte er nicht regelmässig an den Proben teilnehmen und entschied sich, bei der Brass Band auszutreten. «Wenn ich etwas mache, dann richtig.» Vor kurzem hatte er bei der BBZ einen Einsatz als Fähnrich und könnte sich vorstellen, wenn es zeitlich passt, wieder einmal als Musiker einzusteigen.

 

Wenn Tom Gysin in seiner Freizeit einmal nicht für die Fasnacht unterwegs ist, geniesst er die Zeit mit seiner Familie oder in der Natur. Er ist verantwortlich für 13 Kirschbäume auf dem «Chriesiberg» sowie für einen grossen Gemüsegarten.

 

«Santo Domingo» zum Abschluss

Bevor wieder die intensivere Zeit im Garten kommt, geniesst Tom Gysin die fünfte Jahreszeit. Und dann am Aschermittwoch, wenn es langsam hell wird und die Vöglein pfeifen, wird er wie jedes Jahr seine Trompete nehmen, zum Brunnen auf seinem Hausplatz schreiten und sein Lieblingsstück «Santo Domingo» spielen. Dann wissen alle, dass die Fasnacht wirklich vorbei ist. Für Tom Gysin ist das Trompetensolo des Stücks, das sein Verein schon längst aus dem Repertoire gestrichen hat, der krönende Fasnachts-Abschluss. Danach geht er todmüde, aber glücklich ins Bett und denkt schon wieder daran, dass die Fasnacht auch im nächsten Jahr bestimmt kommen wird.

 


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