Sissler Teamplayer im Dress der Grasshoppers

  25.01.2018 Sisseln

Fussballtalent Marlon Würsten trainiert neu im Campus der Grasshoppers

Marlon Würsten war noch keine vier Jahre alt, als er beim FC Stein angefangen hatte zu trainieren. Entsprechend früh wurde sein Talent entdeckt, bemühten sich renommierte Grossvereine um den jungen Sissler. Anfang Jahr wurde der 13-Jährige in den GC-Campus aufgenommen.

Simone Rufli

Samstagmorgen, 10 Uhr. Marlon Würsten hat ausnahmsweise keinen Match. Stattdessen sitzt er daheim in Sisseln am Küchentisch und erzählt, wie es dazugekommen ist, dass er, der Fricktaler, sich im Alter von gerademal 13 Jahren den Dress des grossen Grasshopper-Club überstreifen darf. Ausschlaggebend sei wohl seine Liebe zu Ballsportarten ganz allgemein. «Ich habe auch immer gerne Tennis gespielt und bis vor eineinhalb Jahren auch Tischtennis. Dann musste ich mich entscheiden und habe ganz auf den Fussball gesetzt, weil ich das am liebsten mache.» Viele Jungs spielen gerne Fussball, doch nur wenigen gelingt es, in so kurzer Zeit so viele Stufen aufs Mal zu erklimmen.

Was als Kleinkind mit zaghaften Pässen im Garten hinter dem Haus begonnen hat, nahm mit noch nicht einmal vier Jahren im FC Stein seinen Lauf. Früh schon empfahl ihn der Trainer ins Stützpunkt-Training, wo die besten Talente der Nordwestschweiz zusammengezogen und gefördert werden. Bald wurde er für Turniere gegen die grossen Vereine aufgeboten. Fortan stürmte er unter anderem gegen Basel, St. Gallen, Luzern. Im Alter von zehn Jahren dann fiel er am Hallenturnier in Eiken einem Scout des FC Basel auf. «Der lud mich zu einem Training nach Basel ein», erzählt Marlon. Sein Vater, der das Gespräch mitverfolgt hat, erinnert sich gut an diesen Moment. «Als dieser Scout auf Marlon zuging, erkannte ich zum ersten Mal, dass mein Sohn allem Anschein nach auch objektiv Talent hat.» Ganz überraschend sind Marlons Talent und Leidenschaft nicht. Man könnte sagen, der Ball wurde ihm in die Wiege gelegt. Vater Marcel Würsten
– bis im letzten Sommer Gemeinderat in Sisseln – ist in der Region kein unbekannter Fussballer. Noch heute spielt er bei den Senioren 40+ des FC Eiken/Stein und sorgt regelmässig für Gefahr vor dem gegnerischen Tor.

Im Visier des FCB
Doch zurück zu Marlon und dem FC Basel. Während er in Stein aufgrund seines Könnens eine Führungsrolle innehatte und als mannschaftsdienlicher Spieler seinen Kollegen immer dort half, wo Not am Mann war, forderte man in Basel von ihm ein striktes Positionsspiel. Nach etwas mehr als zwei Monaten sollte er dann auch noch seinen schulfreien Mittwochnachmittag einem weiteren Training opfern. In dem Moment trat Marlon auf die Bremse. «Ich habe dem Trainer gesagt, ich möchte am Mittwochnachmittag lieber mit meinen Kollegen Scooter fahren.» Ehrlich, altersgerecht, bodenständig – so kommt Marlon auch heute rüber, nachdem er sein Glück in der geographisch entgegengesetzten Richtung gefunden zu haben scheint.

Beim FCB akzeptierte man seinen Entscheid mit Bedauern. Von Stein wechselte er zum FC Frick und besuchte das Stützpunkttraining bis es im Alter von zwölf Jahren für ihn zu Ende ging. Und wieder stand er vor einer Entscheidung. Sollte er zu Concordia, zu den Old Boys Basel, oder beim FC Frick, dem Kooperationspartner des FC Basel bleiben? Marlon entschied sich für den FC Frick und machte erneut einen grossen Schritt vorwärts – fussballtechnisch «und auch in der persönlichen Reife», wie Mutter Susanne Würsten betont. Fussball ist bei Würstens Familiensache. Auch der elfjährige Lenny «tschuttet» und niemand würde es wundern, wenn auch der bald dreijährige Yannis schon bald in die Fussstapfen seiner grossen Brüder treten würde.

Aufgefallen am Bellini-Cup
In Frick wurde Marlon bereits im zweiten Jahr Mannschafts-Captain. Und dann kam der Bellini-Cup 2017 in Schlieren. Ein Turnier für die besten Talente im Raum Zürich, zu dem der FC Frick eingeladen wurde. Und wieder fiel Marlon auf, diesmal einem Scout des Grasshopper Clubs. Marlon begeisterte mit einem Fallrückzieher-Tor, der FC Frick rettete sich in den Final und gewann das Turnier. Marlon verschwindet in seinem Zimmer und kehrt mit einer Trophäe zurück. «Bester Spieler des Turniers» steht auf dem Sockel – und das am Bellini-Cup. Und so kam es, dass Marlon seine Saison beim FC Frick zu Ende spielte und dann beim GC-Satelliten Stadt anfing. GC hat vier Satelliten (Limmattal, Unterland, Obersee und Stadt), aus welchen dann die talentiertesten Spieler in den Campus nach Niederhasli aufgenommen werden. Zweieinhalb Monate nach seinem Start bei GC Stadt erfolgte die Selektion. Und genau in diesem Campus ist Marlon vor wenigen Wochen nun angekommen. Dreibis viermal pro Woche fährt ihn sein Vater nach Arbeitsschluss von der Schule in den Campus nach Niederhasli ins Training. Die Hausaufgaben erledigt der Bezirksschüler meistens während der Fahrt. «Ich wollte unbedingt in die Bez», erklärt Marlon. «Ich kann ja nicht wissen, ob es mit der Profi-Karriere wirklich klappt und auch für den Fall von Verletzungen.» In der Schule in Laufenburg fehlt er eine einzige Stunde pro Woche, mehr nicht. GC sei ebenfalls an guten schulischen Leistungen interessiert, bestätigen die Eltern. Spielt er gerademal nicht selber, tut es auch Fifa18 oder er schaut sich am Fernsehen an, was sein Lieblingsverein Dortmund in der Bundesliga macht.

Manchmal, sagen die Eltern, gehe es ihnen fast ein bisschen zu schnell vorwärts. So sehr sie sich für ihren Sohn freuen, so sehr wünschen sie ihm, dass er die Bodenhaftung, den Blick für die Realität und vor allem die Freude und Begeisterung nie verliert. «Und dass er der mannschaftsdienliche Teamplayer bleibt, der er bis anhin war», ergänzt sein Vater.


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