Provokation zum Jahresanfang

  12.01.2018 Gipf-Oberfrick, Kunst, Oberes Fricktal

Von Bernadette Zaniolo

«Aus Freude und Provokation» hat Jürg Dutly, wie er gegenüber der NFZ sagte, das «Glockengeläut Holten» per Lastwagen nach Gipf-Oberfrick gebracht. Bewusst hatte er dafür den späten Freitagabend gewählt. Denn er wollte, dass sein Kunstwerk am Wochenende auch dort bleibt und «auffällt». «So ist man im Gespräch» sagt Dutly, der sich als Künstler, Sammler, Jäger und Original bezeichnet. «Ich bin der glücklichste Künstler», so Dutly voller Freude. «Weil ich nicht von der Kunst leben muss.» Er betreibt in Bergdietikon eine mechanische Werkstätte.

Die Glockenspiel-Skulptur hatte Dutly für die im letzten Herbst in Bremgarten stattgefundene Kunstausstellung «Art Walk» gefertigt. Nach dem Bundesgerichtsentscheid, dass die Kirchenglocken weiter läuten dürfen, habe er sich entschlossen, das Werk nach Gipf-Oberfrick zu bringen. Mit den drei unterschiedlich grossen Glockenschwengel und der Kuhglocke (ohne Klöppel) will er ausdrücken, dass die Schweizer auf ihre Traditionen stolz sind.

«Er hätte es in irgendeiner Gemeinde aufstellen können, aber nicht bei uns», sagt Regine Leutwyler auf Anfrage. Sie hat gar keine Freude, dass die mediale Aufmerksamkeit wieder auf die Gemeinde gelenkt wird. Denn «die Geschichte ist für uns abgeschlossen.» Damit meint sie unter anderem die durch Nancy Holten ausgelösten Diskussionen um das Läuten der Kirchenglocken und das Kuhglockentragen. Deshalb war für Leutwyler klar: Das Kunstwerk muss möglichst schnell entfernt werden. Für den Abtransport in den Werkhof musste das Bauamt, aufgrund des grossen Gewichts der Skulptur, einen Kran organisieren.  Für Regine Leutwyler ist denn auch klar,  dass Dutly für die der Gemeinde verursachten Kosten aufkommen muss.

«Die 300 Franken zahle ich gerne», sagt Dutly am Dienstagmorgen zur NFZ. «Bar bei Abholung des Kunstwerks, wie es im Kunsthandel üblich ist», hält er lachend fest. «Und der Gemeinderat bekommt auch noch eine Einladung in mein Museum im Emmental.» Er habe erreicht, was er gewollt habe: «Aufmerksamkeit». Wer weiss: vielleicht verbucht er ja die 300 Franken «Busse» beziehungsweise die Umtriebe der Gemeinde als Werbeauslagen. Auf jeden Fall: im Gespräch mit dem Künstler wird klar, dass auch er durch weitere, zum Teil makabere Aktionen, im Interesse der Medien bleiben will.


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