Eine Erziehungslektion in Frick

  24.01.2018 Frick, Jugend

Tipps zum «Helfen statt strafen» am 1. Februar

Markus Zimmermann ist Elternbildner und hat ein Diplom in prozessorientierter Psychologie. Er findet: Strafen sind einer guten Beziehung abträglich. Am Anlass «Eltern-Vorträge Regio Frick» zeigt er Alternativen auf. Bei seinen Tipps zur Stärkung der «Erziehungsmuskeln» kommen auch die «Lachmuskeln» nicht zu kurz.

Bernadette Zaniolo

«Das Thema betrifft so ziemlich viele Eltern», sagt Diana Heusser vom Elternverein Schlössli in Oeschgen. Dieser zeichnet zusammen mit den Elternvereinen von Frick und Gipf-Oberfrick sowie den «MeGaKids» vom Mettauertal und der Elterngruppe Kunterbunt (Staffeleggtal) für die Eltern-Vorträge Regio Frick verantwortlich. Dieses Gebilde gibt es erst seit einem halben Jahr und ist eine «Abspaltung» der Herbstvorträge, welche früher in Gemeinschaft mit der Elternund Mütterberatung sowie der Villa Kunterbunt durchgeführt wurden. Die «Eltern-Vorträge Regio Frick» widmen sich Themen ab Kindergartenalter. «Helfen statt strafen» steht im Zentrum des Vortrages von Markus Zimmermann am 1. Februar in der Aula des Oberstufenschulhauses Ebnet in Frick. Oder: Alles über die «Logischen Konsequenzen».

«Bei solchen Vorträgen nimmst Du immer etwas Gutes mit», so Franziska Jehle aus Etzgen (MeGaKids). Sie erwartet vom Vortrag «Alltagshilfen».

«Wenn Strafen keine logischen Konsequenzen haben, dann lernen die Kinder nichts», sagt Jeannette Jauslin (Elternverein Frick). Es sei auch schwierig, logische Konsequenzen zu finden. «Ich strafe relativ selten, sondern versuche zu verhandeln», so Barbara Furrer (Elternverein Gipf-Oberfrick). Sie ergänzt: «Nach solchen Vorträgen gehe ich nie heim und mache alles anders.»

«Lehre» in der Kindererziehung fehlt
«In allem anderen macht man eine Ausbildung, nur nicht in der Kindererziehung», sagt sie weiter und spricht damit nicht nur vielen Eltern aus der Seele. Aus der Sicht von Furrer gehe man heute bewusster auf die Bedürfnisse der Kinder ein, als früher.

«Man macht auch nach einem solchen Vortrag nicht alles perfekt», so das OK-Team, welchem auch Renate Bauer (Elternverein Frick) und Nicole Acklin (Elterngruppe Kunterbunt Staffeleggtal) angehören, unisono. Aber «manchmal ist es gut, wenn man hört, dass es bei anderen gleich ist», betont Franziska Jehle. Der Referent Markus Zimmermann aus Affoltern am Albis bietet verschiedene Vorträge zu «Eltern-Kind» an. Auf Einladung der Elterngruppe Kunterbunt war er bereits einmal im Staffeleggtal zu Gast. Die Organisatoren der «Eltern-Vorträge Regio Frick» hoffen auf 80 bis 100 Teilnehmer oder mehr am Anlass vom 1. Februar in Frick.


Der Vortrag von Markus Zimmermann findet am 1. Februar um 19.30 Uhr in der Aula des Oberstufenschulhauses Ebnet in Frick statt.


Unlogische Konsequenzen

Ein paar Beispiele über unlogische Konsequenzen: Spät heimkommen = Fernsehverbot. Frech gewesen = Handyverbot oder nichts Süsses bekommen. (bz)


«Den Erziehungszielen kommt man mit Strafen nicht näher»

Vier Fragen an den Referenten Markus Zimmermann

NFZ: In den letzten Jahren kam der «Beruf» Elternbildner auf. Waren die früheren Eltern-Generationen schlecht in der Kindererziehung?
Markus Zimmermann: Früher wurde weniger hinterfragt. Es war gesellschaftlich eine andere Zeit. Die Erziehung war dem Zeitgeist entsprechend oft autoritär. Auch hatte man dannzumal eher auf die Ärzte gehört. So hiess es etwa, wenn ein Kind schrie, dass dies starke Lungen gäbe. Das hat den Müttern nicht geholfen, sie haben gelitten. Kinder hatten früher aber auch nicht den gleichen Stellenwert wie heute, wo sie im Mittelpunkt stehen. Sie sind Vater zweier erwachsener Kinder. Was können Sie den jüngeren Vätern bezüglich Kindererziehung mit auf den Weg geben?
Wichtig: Väter sollten sich bewusst sein, dass Kinder nicht warten bis der Vater Zeit für sie hat. Man kann vieles verpassen. Kinder sind eine Bereicherung für das eigene Leben, wenn man dem Raum gibt. Ich höre von Männern, die arbeitslos und so plötzlich zum Hausmann wurden: «Zum Glück ist mir das passiert, sonst hätte ich diese positive Erfahrung nicht gemacht.» Es lohnt sich, nicht nur ab und zu den Rollentausch zu machen. Männer sollten viel mehr für dieses Bedürfnis einstehen. Es ist eine Bereicherung, die sich auszahlt. Ich habe es selber erlebt.

Gibt es eine Strafe in ihrer Kindheit, an die Sie sich noch besonders gut erinnern?
Mein Vater war sehr autoritär. Ich wurde in den Keller eingeschlossen. Das Schlimme war, ohne Licht. Den Erziehungszielen kommt man mit Strafen nicht näher.

Sie sagen, Strafen untermauern Machtverhältnisse und seien einer guten Erziehung abträglich. Also haben Sie ihre Kinder nie bestraft?
Ich habe meine Kinder nie bestraft. Als Hausmann mit zwei Kindern war aber auch ich früher stark gefordert. Gegenüber meiner Tochter wurde ich manchmal sehr laut. Sie hat mir jedoch einmal gesagt, dass sie deswegen nie Angst hatte, denn ich hätte mich danach immer entschuldigt. Man hat irgendwie das Gefühl von zu viel Verantwortung für das Wohl der Kinder. Statt das Kind zu bestrafen, soll es den Fehler wieder gut machen können. Das geht nur, wenn die Beziehung zu ihm gut ist.

Wenn ein Kind beispielsweise das Zimmer nicht aufräumt, soll Zeit abgezogen werden. Also statt jetzt etwas im Fernsehen zu schauen, soll es das Zimmer aufräumen. Da bekommt man natürlich schon mal zu hören: «Du bist der hinterletzte Vater.»

Wenn das Kind Geld stiehlt, will es etwas sagen. Vielleicht braucht es dieses Geld oder etwas anderes, um auf dem Pausenplatz mehr Beachtung zu bekommen?

Interview: Bernadette Zaniolo


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