«Es gibt immer noch viele Leute, die mich ‹Bumä› nennen»

  15.01.2018 Zuzgen

Stefan Gysin spielt seit 44 Jahren Theater in Zuzgen

Er war Zunftmeister bei der Chluuri Zunft, engagierte sich im Turnverein, war Feuerwehrkommandant und spielt seit über vier Jahrzehnten Theater. Derzeit ist Stefan Gysin als Frederic Chasuble auf der Theaterbühne Turnverein Zuzgen zu erleben.

Janine Tschopp

Eigentlich heisst er momentan Frederic Chasuble und ist Major bei der Heilsarmee. «Während der Proben und Aufführungen sprechen wir uns immer mit den Namen der Personen an, die wir im Stück spielen», schildert Stefan Gysin. «Wenn ich auf der Bühne stehe, befinde ich mich nicht in der Turnhalle in Zuzgen und heisse auch nicht Gysin Stefan», erklärt er weiter.

Seit 44 Jahren ist der engagierte Zuzger Mitglied des Theater-Ensembles. Er erinnert sich noch gut an seine Rolle im Januar 1974: «Da spielte ich einen Tschämeler beim Stück ‹Älplerchilbi›.» Er erklärt, dass ein Tschämeler ein «wilder Mann» ist, und er bei dieser Rolle ein Kostüm aus Jutensäcken und Tannenzweigen trug. Damals, als Stefan Gysin erstmals spielte, war Kurt Jakober beim Theater in Zuzgen federführend. «Kurt Jakober war langjähriger Regisseur, spielte selber und schminkte uns. Beim Theaterspielen habe ich sehr viel von ihm gelernt. Für mich ist er der Vater des Theaters in Zuzgen», betont Gysin.

In all den Jahren verkörperte Stefan Gysin auch grössere Rollen, respektive Hauptrollen. Dieses Jahr spielt er mit Frederic Chasuble im Musical «Mein Freund Bunbury» eine «mittelgrosse» Rolle mit 37 Einsätzen. In einer Szene ist Chasuble ziemlich alkoholisiert. «Es ist das erste Mal, dass ich einen Betrunkenen spielen darf.» Speziell ist für Gysin, wenn er, wie bei der diesjährigen Produktion, als Solosänger ein Lied vorträgt. «Da kommt zusätzliche Nervosität auf.» Weil er das Lied ziemlich am Schluss des Stücks singt, sei es eine Herausforderung, die Spannung bis zu diesem Moment zu behalten. Er berichtet von der Premierenvorstellung an Silvester und meint: «Es war so lässig und eine Megastimmung im Publikum. Die Leute haben mitgemacht, und das hat mich angespornt.»

Mit Auswendiglernen hat der 59-Jährige keine Mühe. «Ich kann meinen Text immer relativ schnell auswendig und bringe damit meine Kollegen unter Druck. Die schwierigste Probe ist für mich immer die Leseprobe.» Er erklärt, dass er Mühe hat, ab Blatt zu lesen, weil er eigentlich Legastheniker sei.

Die Liebe des Lebens durchs Theater kennengelernt
Stefan Gysin gefielen alle Rollen, die er spielen durfte. Besonders gerne erinnert er sich an Schaaggi Bumä (Baumann), den er vor zehn Jahren in der kleinen Niederdorfoper verkörperte. «Es gibt immer noch viele Leute, die mich ‹Bumä› nennen.» Eine ganz spezielle Erinnerung hat er an das Theater 1988, als das Stück «D Schwarztanne Lawine» gezeigt wurde. «Da spielte ich zusammen mit einer jungen Frau ein Liebespaar.» Durch diese Rolle sind sich Stefan Gysin und Gisela näher gekommen. Heute sind sie verheiratet und haben zwei Söhne im Alter von 23 und 20 Jahren. Gisela Gysin spielte auch schon öfters Theater in Zuzgen. Dieses Jahr ist sie als Souffleuse eingespannt, und die Söhne helfen in der Küche und im Service mit. «Schon bei drei Produktionen sind wir alle auf der Bühne gestanden: Meine Frau, unsere beiden Söhne und ich.»

Ein aktiver Vereinsmensch
Als 15-Jähriger ist Stefan Gysin dem Turnverein in Zuzgen beigetreten. «Mein erster Job im Verein war Vereinsweibel. Ich war für die Verteilung des Turnblättlis zuständig. Damals gab es noch keine WhatsApp-Gruppen», schmunzelt er. Später engagierte er sich als Jugileiter sowie als Hilfsleiter beim Turnverein und bei der Gymastikgruppe. Für die Leitung der Damenriege war er für ein Jahr ad interim zuständig. Die Männerriege Zuzgen, bei welcher er heute noch Mitglied ist, leitete er von 2005 bis 2015.

Nicht nur das Turnen hat es ihm angetan, sondern auch die Musik. Nach der Schulzeit lernte er Trompete. Später spielte er Zugposaune bei der Chluuri Zunft und war bei den Chluuris ab 1974 Mitglied und von 1985 bis 1992 Zunftmeister. Musikalisch engagierte er sich auch als Sänger bei Dani Kalts «Stärnefründe». «Mit dem Musikantenstadtl und dem Grand Prix der Volksmusik hatten wir zwei Fernsehauftritte», schwärmt Stefan Gysin. Der Mann, der sich neben all seinen sportlichen und musikalischen Engagements auch während acht Jahren in Zuzgen als Feuerwehrkommandant einsetzte, erklärt: «Alle Aufgaben haben sich immer ergeben. Gesucht habe ich sie nicht.» Jedoch hat es dem gelernten Maurer und heutigen Disponent und Produktionsplaner Spass gemacht, sich nicht nur im Beruf, sondern auch in der Freizeit für eine Sache einzusetzen und Verantwortung zu tragen. Den Ausgleich fand er immer durch das Zusammensein mit seiner Familie, wie zum Beispiel beim Skifahren oder beim Wandern in den Walliser und Tessiner Alpen. Auch unternimmt der Zuzger, der von der Bergwelt fasziniert ist, regelmässig Bergtouren.


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