Spitalratgeber: Sodbrennen - ein harmloses Volksleiden?

  18.12.2017 Nordwestschweiz, Gesundheit, Ratgeber

Sodbrennen – ein harmloses Volksleiden?

Dr. med. Christoph Steinborn Facharzt für Innere Medizin Zusatzbezeichnung Gastroenterologie und Proktologie

Jeder Fünfte leidet an wiederholtem Sodbrennen, wobei die Tendenz deutlich steigend ist. Das Problem entwickelt sich in hochentwickelten Ländern zur Volkskrankheit und kann daher als Wohlstandsproblem bezeichnet werden. Ganz so harmlos ist dieses weit verbreitete Leiden dennoch nicht und sollte daher ernst genommen werden.

Langjähriger Rückfluss (in der Fachsprache Reflux genannt) von Magensäure in die Speiseröhre kann dort einen Umbau der ursprünglichen Schleimhaut bewirken und diese somit schwächen und anfällig machen. Dies betrifft etwa 20 Prozent der von Reflux betroffenen Menschen. Diese sogenannte Barrett-Schleimhaut führt leider gehäuft zur Entwicklung eines Speiseröhrenkrebses. Das Barrett-Karzinom ist in der westlichen Welt der Tumor mit der höchsten Zuwachsrate.

Da man diese schleichende Veränderung selbst nicht spürt, weiss man nicht, ob man selbst betroffen ist. Selbst wenn das langjährige Sodbrennen nachlässt, so ist das noch kein Grund zum Aufatmen. Denn die Barrett-Schleimhaut hat im Gegensatz zur ursprünglichen Schleimhaut keine Nerven mehr. Deswegen empfehlen Gastroenterologen allen Menschen mit häufigem Sodbrennen die einmalige Durchführung einer Magenspiegelung. Nur so lässt sich mit Gewissheit sagen, ob eine veränderte Schleimhaut vorliegt oder nicht. Liegt keine Barrett-Schleimhaut vor, sind keine weiteren Kontrollen nötig, und man kann sich auf die Therapie der Refluxkrankheit ohne Krebsrisiko widmen.

Es gibt einige Massnahmen, wie man die Magensäureproduktion selbst eindämmen kann. Dazu gehören allseits bekannte Tipps: Meiden Sie Alkohol und Rauchen sowie Lebensmittel wie Kaffee, Süssspeisen, starke Gewürze und Zitrusfrüchte. Reduzieren Sie Ihr Gewicht und schlafen Sie mit erhöhtem Oberkörper. Letztendlich gilt nach wie vor der Spruch «Frühstücken wie ein Kaiser, Mittagessen wie ein König und Abendessen wie ein Bettler». Erst wenn solche Massnahmen nicht ausreichen, sollte der Hausarzt des Vertrauens zur medikamentösen Therapie schreiten.

Der Autor ist Gastroenterologe an der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie Rheinfelden und Laufenburg.


Der «Spitalratgeber» ist ein Produkt der Zusammenarbeit mit dem Gesundheitszentrum Fricktal. Er erscheint regelmässig jeweils in einer Dienstag-Ausgabe Mitte Monat.


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