Soziale Arbeit verbunden mit der Leidenschaft zur Musik

  18.12.2017 Mettau

Pete Stöcklin: Musiker, Jugendarbeiter & CEO

Im Leben von Pete Stöcklin dreht sich alles um Musik, Soziale Arbeit und Menschen. Egal ob als Frontmann der Band «Otto Normal», als Jugendarbeiter im Mettauertal oder CEO bei der NGO «Norm braucht Vielfalt», der 34-jährige Süddeutsche versucht in all seinen Tätigkeitsfeldern seine Begeisterung für die Musik und das Leben weiterzugeben.

Daniela Leimgruber

Pete Stöcklin hatte als Realschulabsolvent einen grossen Plan: ein eigenes Modelabel gründen. Doch (nicht ausschliesslich) weil er damals nur eine Lehrstelle in einem Autohaus fand, lebt er heute einen anderen Traum: Mit der Band «Otto Normal» tourt er durch Mitteleuropa, spielt bis zu 70 Konzerte im Jahr und ist auf riesigen Bühnen vor bis zu 100 000 Zuschauern anzutreffen. Zudem arbeitet er als Jugendarbeiter im Seelsorgeverband Mettauertal und verbindet in seiner eigenen NGO «Norm braucht Vielfalt» seine grosse Leidenschaft zur Musik mit seinem professionellen Können in der Sozialen Arbeit.

In Opas Werkstatt-Keller hat alles angefangen
Aber jetzt erst mal alles der Reihe nach: Pete Stöcklin (eigentlich heisst er Peter – doch alle nennen ihn Pete), Jahrgang 1983, wuchs in Lörrach auf und verwandelte schon bald den Keller der Werkstatt seines Grossvaters in seinen ersten Proberaum. «Ich hatte sozusagen meinen eigenen Jugendtreff im Haus; wir trafen uns zum ‹jamen›, Beats bauen und rappen», erinnert sich Stöcklin an seine ersten Jam-Sessions. Doch beinahe wäre ihm sprichwörtlich der «Schnauf» zum Musik machen ausgegangen; von Kindesbeinen an leidet er an einer schweren Asthmaerkrankung. Klinikaufenthalte, Arztbesuche und Kuren gehörten zum festen Bestandteil seiner Kindund Jugendzeit. «Es kam der Punkt an dem ich mit meinem Schicksal haderte, mich ärgerte, dass ich meine Leidenschaft zum Singen und Musik machen wohl aufgrund meiner Krankheit nicht so ausleben konnte, wie ich mir das wünschte», erinnert sich der junge Mann an eine schwierige Phase des Erwachsenwerdens, «Doch dann fing ich an zu realisieren, dass Singen und Musik machen die beste Therapie sind. Nicht nur meiner Seele tat es gut, sondern auch meine Lunge wurde durch den Gesang trainiert.»

Vom reimenden Enkel zum Frontmann von «Otto Normal»
Während am Anfang vor allem Opa und Oma an Geburtstag und Weihnachten mit Gedichten und Reimen beschenkt wurden, entwickelten sich mit der Zeit unterhaltsame, gesellschaftskritische und stylische Raps mit passenden Beats. Während zehn Jahren war Pete Stöcklin Frontsänger der Band «[bih’tnik]», die auch im Fricktal viele Anhänger fand. Im Jahr 2010 gründete er mit befreundeten Musikern die Band «Otto Normal», welcher er als Frontsänger vorsteht. «Mit ‹Otto Normal› läufts mal besser mal weniger», gibt er bescheiden Auskunft. Fakt ist: Im Frühling 2018 kommt das dritte Album raus, die Band veranstaltet bis zu 70 Konzerte im Jahr, auf Facebook haben sie knapp 7000 Fans und beim Gedenktag zum 25. Jahrestag des Mauerfalls spielten sie im Line-Up mit internationalen Musik-Stars vor 100 000 Zuschauern vor dem Brandenburgertor in Berlin.

Nicht nur Vollblut-Musiker sondern auch Jugendarbeiter
Parallel zu seiner Musikkarriere, holte Stöcklin nach der ernüchternden Erfahrung einer Ausbildung im Autohaus – «das war mir einfach zu spiessig und zu bieder» – sein Abitur nach und begann nach einem Vorpraktikum in der Sprach- und Heilschule Riehen im Sommer 2007 sein praxisbegleitendes Studium in Sozialer Arbeit. Seine Praxiskompetenzen eignete er sich bei der Fachstelle für Jugendarbeit, der Juseso Fricktal mit Standort in Rheinfelden an. «Das projektbezogene Arbeiten bei der Juseso Fricktal hat mich fasziniert und mir sehr viel Spass gemacht», erinnert sich Stöcklin an die Zeit bei der Juseso. Seit seiner Ausbildung ist Stöcklin im Seelsorgeverband Mettauertal in die Jugendarbeit involviert und bekam nach Abschluss seiner Ausbildung eine Teilzeitanstellung angeboten. Seither ist er hauptverantwortlich für die Organisation und Umsetzung des ausserschulischen Religionsunterrichts zuständig, welcher auf die Firmung im 9. Schuljahr hinarbeitet.

Zudem organisierte er in Zusammenarbeit mit der Juseso Fricktal in der Vergangenheit bereits zwei Mal ein «Fricktaler Musikcamp» (siehe Kasten), welches im Januar zum dritten Mal stattfinden soll. Jugendliche aus dem Fricktal und dem angrenzenden Ausland sind während drei Tagen nach Hottwil eingeladen, um gemeinsam zu musizieren, eigene Lieder zu schreiben und eine eigene Bühnenperformance auf die Beine zu stellen. «Ich versuche immer und überall Synergien zu nutzen», beschreibt Stöcklin die Kombination von Jugendarbeit und Musik.

Drittes Standbein: «Norm braucht Vielfalt»
Dieser Leitgedanke trifft wohl auch auf sein drittes Standbein, die Nicht-Regierungsorganisation «Norm braucht Vielfalt», welcher er als Gründer und CEO vorsteht, zu. Basiert auf Projekten, finanziert durch Spenden und Fördergelder, organisiert Stöcklin und sein Team Musikprojekte für Menschen am Rande der Gesellschaft. Coole Songs und herzerwärmende Musikvideos sind Zeugen von Projekten mit Musikgruppen bestehend aus Menschen mit einer kognitiven Beeinträchtigung, Demenz-Kranken oder Altersheim-Bewohner.

Soziale Arbeit kombiniert mit Musik
Dass das Fricktal dem Süddeutschen mittlerweile richtig ans Herz gewachsen ist, wird im Gespräch mit der NFZ deutlich: «Ich habe in meiner ‹Juseso-Zeit› viele Ecken kennengelernt, ich finde das Fricktal ein wunderschönes Stück Land, gerade auch das Mettauertal.» Umso mehr würde er sich freuen im nächsten Festivalsommer mit seiner Band «Otto Normal» am Sichtfeld-Openair spielen zu dürfen. «Unsere Bewerbung haben wir auf jeden Fall eingereicht», verrät er schmunzelnd. Angesprochen auf seine Work-Life-Balance meint Stöcklin ausweichend: «Ja, die kommt bei mir schon etwas zu kurz.» Und holt dann gleich zu einem Resümee des Gesprächs aus, dass seine Leidenschaft für das was er macht wunderbar aufzeigt: «Man kann vieles machen im Leben: sich ein Schloss bauen, Geld anhäufen, sich der Wissenschaft verschreiben, sich im Sport zu Höchstleistungen pushen – ich habe mich für die Soziale Arbeit entschieden und kombiniere dies mit meiner grossen Leidenschaft zur Musik. Die Ergebnisse meiner Projekte sind so jeweils Lohn für meine Bemühungen und geben mir Motivation immer wieder etwas Neues anzupacken.»

Nächster Auftritt von «Otto Normal» in der Region: 20. Januar 2018. Atlantis Basel
Weitere Infos zu Norm braucht Vielfalt unter www.norm-braucht-vielfalt.org


Vom 26. bis 28. Januar 2018 findet die Neuauflage des Fricktaler Musikcamps statt. Das Musikcamp möchte musikinteressierten Jugendlichen ab 12 Jahren aus der ganzen Region eine Plattform bieten, um zusammen mit Profis zu musizieren und tanzen. Anmelden können sich Jugendliche aus der Grenzregion und dem Fricktal. Infos und Anmeldung bei Pete Stöcklin, Jugendarbeit Mettauertal unter pete. stoecklin@gmail.com


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