Nachruf für Paul Fahrni

  04.12.2017 Frick, Persönlich

Samstag Nachmittag – ich schreibe im Studierzimmer des Pfarrhauses an meiner Predigt für den Gottesdienst am Sonntag. Ab und zu gehe ich auf und ab und blicke aus dem Fenster hinüber zur Kirche: Aha, Fahrnis sind an der Arbeit, Paul, Heidi und manchmal auch eines oder mehrere von den Kindern. Sie machen die Kirche samt naher Umgebung für den Sonntag-Gottesdienst bereit. Und beim Taufstein wird ein prächtiger Blumenstrauss, von Heidi geformt, stehen. Jetzt läuten die Kirchenglocken den Sonntag ein. Meine Predigt ist fertig. Es wird auch für mich sonntäglich. Das ist eines der schönen Bilder, die meine Erinnerung an die Pfarrerzeit in der Reformierten Kirchgemeinde Frick mitprägen.

Paul Fahrni war ein Kirchensigrist mit Leib und Seele. Er hat «seine Kirche» von 1967 bis 2002 gehegt und gepflegt. In diesen 35 Jahren sah er drei Kirchenpflegepräsidenten, sieben Pfarrpersonen, vier diakonische Mitarbeiter oder Mitarbeiterinnen, fünf Organisten und eine ganze Reihe von Kirchenpflegemitgliedern, Unterrichtenden und Freiwilligen kommen und gehen. Er hat auch immer mal Hand angelegt für die Pflege des Kirchgemeindehauses und diese zeitweise zusammen mit seiner Frau Heidi ganz übernommen. Auch zur Umgebung hat er Sorge getragen.

Auf ihn war Verlass. Auch auf seine Unterstützung während des Gottesdienstes. Beim Abendmahl waren Brot und Wein in würdiger Weise auf dem Abendmahlstisch bereitgestellt, bei der Taufe das Taufwasser auf dem Taufstein. Paul sass während des Gottesdienstes aufmerksam auf seinem «Gastgeber-Platz» neben der Eingangstüre. So konnte sich der Pfarrer ganz seiner Predigt und der Liturgie widmen. Paul Fahrni’s langjährige Treue zum Sigristendienst sucht heute wohl seinesgleichen. Sie war nicht möglich ohne die Unterstützung und kräftige Mithilfe seiner Familie. Die reformierte Fricker Kirche hat, nebenbei bemerkt, eine besondere Sigristen-Tradition: Paul war der dritte Sigrist seit dem Bau der Kirche im Jahre 1910, und seit seinem Rücktritt steht seine Nachfolgerin Susanne Martin mit gleicher Hingabe bis heute ununterbrochen in dieser Aufgabe. Nur fünf Personen im Sigristenamt in 117 Jahren – unser «Kirchlein auf dem reformierten Kirchenhügel» muss es in sich haben!

Wie oft haben Paul Fahrni und ich uns vor oder nach dem Sonntag-Gottesdienst, der Trauung oder sonst bei dieser und jener Gelegenheit unterhalten über dienstliche Fragen, über Gutes und Schönes und auch über Schwieriges in der Kirchgemeinde und in der kirchlichen Arbeit. Das Sigristenamt ist nicht nur von der körperlichen Arbeit und von der zeitlichen Präsenz her anspruchsvoll. Der Sigrist steht im Spannungsfeld «Gemeinde-Gottesdienstbesucher-Pfarrer und anderer bezahlter und freiwilliger Dienste». Das erfordert einiges an Organisationsgeschick, Menschenkenntnis und Beweglichkeit, besonders wenn man das oben erwähnte Kommen und Gehen von Mitarbeitenden in der Kirchgemeinde bedenkt.

Paul Fahrni war belesen und hat viel gewusst über unsere Kirche und Kirchgemeinde, aber auch über andere Kirchen und christliche Gemeinden in der Nähe und in der Ferne. Besonders interessierte er sich für das Schicksal der christlichen Minderheiten in mittel- und osteuropäischen Ländern. Von daher nahm er auch aktiv teil an der Partnerschaft unserer Kirchgemeinde mit der Kirchgemeinde Tiszakecske in Ungarn.

Es geht auf Advent und Weihnachten zu. Etwas wehmütig denke ich an die Heilig abend- und Weihnachtsfeiern in der von Fahrnis vorbereiteten Kirche während meiner Fricker Pfarrerzeit zurück. Doch jetzt ist Paul Fahrni nicht mehr unter uns. Ihm sei das Licht der Ewigkeit gegönnt.

Die Kirchgemeinde ist Paul Fahrni über seinen Tod hinaus zu grossem Dank verpflichtet. In diesen Dank eingeschlossen ist seine Gattin Heidi und seine ganze Familie. Wer Paul Fahrni als Sigrist gekannt und erlebt hat, wird ihn nicht vergessen.

Diesen Worten von Pfarrer Paul Jäggi kann ich nur hinzufügen, dass man sich auch immer wieder dankbar an Paul Fahrni erinnern kann, wenn man das Gestell für die «Tauffigürli», das in der Kirche hängt und dass er geschreinert hat, sieht. Wir entbieten seiner Gattin, seinen Kindern und Angehörigen unser herzliches Beileid.

 


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