Der «Kanzler» geht

  06.12.2017 Laufenburg, Sulz, Gemeinden

Ein Leben für die Gemeinde

Walter Marbot hat seine Lehre auf der Gemeindekanzlei Laufenburg gemacht. Hier schliesst er Ende Jahr nun auch seine lange Berufszeit ab. Insgesamt 46 Jahre, davon 39 Jahre als Gemeindeschreiber, hat er auf den Verwaltungen in Sulz und Laufenburg (heute Fusionsgemeinde Laufenburg) gearbeitet. Viel der künftig freien Zeit wird Marbot für das kantonale Musikfest «Ohren auf!» einsetzen. Er präsidiert das OK des Musikfests, das Mitte nächsten Jahres an zwei Wochenenden in Laufenburg stattfinden wird.


«Ohren auf!» heisst es für Walter Marbot vermehrt in den nächsten Monaten

46 Jahre lang hat Walter Marbot in Sulz und Laufenburg auf den Gemeindeverwaltungen gearbeitet. Um als OK-Präsident des kantonalen Musikfestes «Ohren auf!», genügend Zeit zu haben, lässt sich der Gemeindeschreiber auf Ende Jahr nun frühpensionieren.

«Wäre ich nochmals jung, würde ich den Beruf wieder lernen», sagt Gemeindeschreiber Walter Marbot. Gelernt hat er auf der Stadtverwaltung Laufenburg. Und hier endet nun auch Ende Jahr seine lange Berufszeit. Dass er zehn Monate vor seiner eigentlichen Pensionierung schon in den Ruhestand geht, hat einen besonderen Grund. Einen klingenden Grund. Es geht um Musik. Ein Hobby, das der mittlerweile 64-Jährige schon seit frühster Jugend als aktives Mitglied der Stadtmusik Laufenburg intensiv pflegt. Laufenburg wird 2018 Austragungsort des nur alle fünf Jahre stattfindenden kantonalen Musikfestes. Marbot steht dem OK von «Ohren auf!» als Präsident vor. «Als ich mich dazu entschlossen habe, war für mich klar, dass ich das mit meiner frühzeitigen Pensionierung verbinden werde.» Die zeitund arbeitsintensive OK-Aufgabe neben dem ausgefüllten Arbeitstag zu machen, das kam für ihn nicht in Frage.

Umzug nach Laufenburg
Nicht nur durch den Ruhestand wird sich in den kommenden Wochen beim Ehepaar Marbot – die vier Kinder sind längst erwachsen – einiges verändern. Im Februar steht der Umzug vom Einfamilienhaus in Sulz in eine Eigentumswohnung in Laufenburg bevor. Fällt ihm der Umzug schwer? Dazu Walter Marbot: «Sulz liegt mir sehr am Herzen. Sicher wird mir einiges fehlen. Mit Laufenburg, wo ich geboren und aufgewachsen bin, verbindet mich aber nach wie vor sehr viel.» Unter anderem die lange Vereinszugehörigkeit bei der Stadtmusik Laufenburg. Am kantonalen Musikfest 2018 wird Walter Marbot für 50 Jahre Mitgliedschaft in der Stadtmusik zum kantonalen Ehrenveteranen ernannt.

Bei der Stadtmusik hat er also bereits mitgespielt, als er 1969 seine Lehre auf der Laufenburger Verwaltung antrat «Damals befand sich das KV noch in Laufenburg. Ich konnte also auch die Berufsschule hier besuchen.» Nach der Lehre wechselte er für eineinhalb Jahre in die Finanzverwaltung nach Rheinfelden. Während dieser Zeit absolvierte er auch seinen viermonatigen Militärdienst. Dann zog es ihn nach Laufenburg zurück, wo er vier Jahre lang Stellvertreter des damaligen Gemeindeschreibers Alois Leu war. «Als ich hörte, dass in Sulz ein Gemeindeschreiber gesucht wurde, bewarb ich mich.» Der damals 25-Jährige erhielt die Stelle und blieb 28 Jahre lang.

Bis bekannt wurde, dass für den bald in Rente gehenden Laufenburger Gemeindeschreiber Alois Leu ein Nachfolger gesucht wurde. Und so kehrte Walter Marbot am 1. März 2007 wieder ins Laufenburger Rathaus zurück. Schon zu jenem Zeitpunkt wurden Gespräche bezüglich einer möglichen Fusion zwischen den Gemeinden Laufenburg und Sulz geführt. Konkret wurde es, als 2008 die beiden Gemeindeversammlungen Ja zu einer gemeinsamen Zukunft sagten. Mit dem Start der fusionierten Gemeinde Laufenburg im Jahre 2010 war Walter Marbot nicht nur Gemeindeschreiber in Laufenburg, sondern auch wieder für (den Ortsteil) Sulz zuständig.

Laufenburg und Sulz
«Ja, sicher», geht Walter Marbot auf die Frage ein, ob zwischen den Aufgaben in Sulz und in Laufenburg wesentliche Unterschiede bestünden. Der Arbeitsaufwand in Laufenburg sei um einiges grösser. Seit 2010 das Verwaltungsmodell Geschäftsleitung im Bezirkshauptort Laufenburg eingeführt worden sei, laufe auch zusätzlich noch mehr.

Auf spezielle (bauliche) Highlights in seiner mittlerweile 46-jährigen Tätigkeit für Sulz und Laufenburg angesprochen, überlegt Marbot kurz. Dann nennt er etwa den Strassenausbau durch Sulz. Ein Projekt, dem jahrelange Planungen voraus gegangen sind. Der Umbau des Sulzer Gemeindehauses mit dem Liftanbau ist ihm ebenfalls in bester und guter Erinnerung geblieben. Und in Laufenburg sei die neue Stadthalle eine Bereicherung. Hätte doch lange gerade für kulturelle Anlässe in Laufenburg eine geeignete Lokalität gefehlt. Als jüngstes Beispiel fügt er noch das Zentrum hinterer Wasen an. Hier sei in der Kombination von Alt und Neu etwas ganz Tolles entstanden.

Vier Gemeindeammänner in über 40 Jahren
Gemeindeschreiber werden gerne auch als sechstes Gemeinderatsmitglied bezeichnet. Marbot lacht, bewegt leicht den Kopf. «Sicher sind wir stark in die Geschäfte des Gemeinderates einbezogen. Wichtig ist aber immer ein gutes Zusammenschaffen.» Und dieses habe er stets so auch erlebt. Nicht nur mit den Gemeindeammännern, sondern mit allen Ratsmitgliedern. Apropos Gemeindeammänner: Während seinen vielen Jahren als Gemeindeschreiber hat Marbot vier Ammänner in ihren Amtszeiten erlebt. In Sulz arbeitete er zuerst mit Albert Rheinegger, dann mit Dieter Deiss und schliesslich mit Herbert Weiss zusammen. In Laufenburg folgte bis vor vier Jahren das Zusammenschaffen mit Stadtammann Rudolf Lüscher. Als dieser zurücktrat, übernahm Herbert Weiss das Amt des Laufenburger Stadtammanns. Und hier schliesst sich der Kreis Laufenburg-Sulz in der Gemeindeschreiber-Tätigkeit von Walter Marbot ein weiteres Mal.

«Nein, langweilig ist es mir bei meiner Arbeit nie geworden», lacht der Noch-Gemeindeschreiber. Die Arbeit mit den Leuten und den teils intensiven Auseinandersetzungen mit vielen Sachgeschäften habe ihm stets gefallen. Als Teil seiner leitenden Verwaltungsaufgabe gehörten für Marbot auch die regelmässigen Weiterbildungen. Was er auch gerne tat. Weniger Freude bereitet ihm aber: «Dass die Flut an Gesetzen immer mehr zunimmt. Statt bei manchen Dingen einfach nach gesundem Menschenverstand entscheiden zu können, wird vom Kanton her alles und jedes mit einem Gesetz geregelt.» Was er weiter bedauert, ist: «Die ständige Hektik.» Natürlich mache die heutige Technik vieles einfacher. Als der junge Walter Marbot in Sulz seine Gemeindeschreiber-Stelle antrat, stand auf seinem Schreibtisch eine mechanische Schreibmaschine, die kurz darauf auf seinen Wunsch durch eine «moderne» Kugelkopfmaschine ersetzt wurde. Ihr folgten die ersten einfachen Computer. Und in den letzten Jahren war es vor allem die Digitalisierung, die, wie überall auch, im Verwaltungsbereich für Veränderungen sorgte und noch sorgt. Das schafft zwar kürzere Arbeitsprozesse, trägt aber auch ihren Teil zur bereits erwähnten Hektik bei. «Heute schreiben die Leute für alles und jedes Mails. Und sie erwarten umgehende Antworten. Alles muss schneller gehen», so Marbot.

Seine Zukunft will er aber nicht schnell angehen, vielmehr in Ruhe auf sich zukommen lassen. Und ganz aus dem Laufenburger Rathaus wird er vorläufig sowieso nicht verschwinden. Den Schlüssel fürs Kommissionszimmer behält er. «Ich mache noch in der Arbeitsgruppe für die Überarbeitung der Bau- und Nutzungsordnung mit.» Im Frühjahr 2018 wird das umfassende Planwerk dem Kanton zur Vorprüfung übergeben. Mit Abschluss der revidierten BNO rechnet Marbot frühestens gegen Ende 2019.

In den nächsten Monaten wird sicher das Musikfest «Ohren auf!» noch viel Mitarbeit und Planungsaufwand mit sich bringen. Daneben möchte Marbot aber auch Kochen lernen. «Ich kann mir auch vorstellen, mal mitzuhelfen, wenn ich für ein Projekt gefragt werde.» Und selbstverständlich wird auch weiterhin die Musik, das Spielen auf seinem Euphonium und das gemeinsame Musizieren in der Stadtmusik Laufenburg weiterhin enge Begleiter in seinem «Pensionierten-Leben» bleiben. In den kommenden Tagen hat Walter Marbot noch einiges zu erledigen in seinem schönen Rathaus-Büro in der Altstadt von Laufenburg. Dazu gehört auch eine Einladung für alle Mitarbeitenden der Gemeinde zu einem «Pensionierungshock». Ein kleines Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für die gute Zusammenarbeit in all den Jahren.


Dieter Deiss, ehemaliger Gemeindeammann von Sulz

Ein paar Eindrücke aus meiner zwölfjährigen Zusammenarbeit als Gemeindeammann (1994-2005) und anschliessend beim Projekt L+S (Zusammenschluss Laufenburg und Sulz) mit Walter Marbot: Walter Marbot erlebte ich als äusserst korrekten, speditiven und sehr gewissenhaften Mitarbeiter. Meisterlich seine Protokollführung, verstand er doch das Wesentliche aus den Sitzungen knapp und klar festzuhalten. Stets lagen die Protokolle rechtzeitig auf dem Tisch des Gemeinderates. Ebenso setzte er die in seinen Aufgabenbereich gehörenden Ratsbeschlüsse postwendend um. In den Ratssitzungen erlebte ich Walti als einen mitdenkenden Gemeindeschreiber, der sich zu den Ratsgeschäften stets auch eigene Meinungen bildete, eben wie es sich für den «sechsten Gemeinderat» gehört. Zum Gemeinderat und zu dessen Beschlüssen war er stets sehr loyal. Walti war aber nicht nur ein guter Gemeindeangestellter, er war auch ein geselliger Kollege, mit dem man nach den Sitzungen sehr gerne noch bei einem Bier zusammensass und plauderte.


Ruedi Lüscher, alt Stadtammann von Laufenburg

Die Zusammenarbeit über sieben Jahre mit Walter Marbot ist bei mir in bester Erinnerung. Er hat einen ausgezeichneten Job gemacht, sehr effizient und mit grossem Einsatz. Zu jeder Zeit stets loyal und kollegial war er immer ein sehr verlässlicher Partner. Den Zusammenschluss von Laufenburg und Sulz hat er massgeblich gefördert und mitgestaltet. Sein Herz schlägt für die gesamte Gemeinde Laufenburg und sein Engagement endete nicht bei der Rathaustür. Mit grossem Dank wünsche ich Walter Marbot «Alles Gute und viel Erfolg als OK-Präsident am Kantonalen Musikfest 2018 in Laufenburg».


Herbert Weiss, amtierender Stadtammann

Walter Marbot ist ein äusserst erfahrener, verlässlicher wie auch vertrauensvoller Stadtschreiber. Eine echte Kapazität. Seine mit Erfahrung gepaarten Inputs zu den unzähligen Ratsgeschäften verhalfen dem Stadtrat immer wieder zu guten Ratsentscheiden. Ausgehend von seinem grossen Engagement und Wissen, zeigte Walter Marbot auch Ecken und Kanten und traute sich, wo nötig, seine Meinung anzubringen. Eine wertvolle Eigenschaft für eine abgestützte Meinungsbildung zu wichtigen Entscheiden. Ich selbst habe mich stets auf die Arbeit und die Loyalität von Walter Marbot verlassen können. Dafür gebührt ihm mein Respekt sowie der grosse Dank für die immer dagewesene tolle Unterstützung und Zusammenarbeit. «Lieber Walter, ich wünsche Dir für die weitere Zukunft nur das Beste.»


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