«Einige Kunden kommen mehrmals täglich»

  31.12.2017 Gewerbe, Rheinfelden, Unteres Fricktal

Von Valentin Zumsteg

Ein Kiosk ist mehr als die Summe der Produkte, die er verkauft. Er ist ein Ort, an dem man einen Schwatz hält, sich einen kleinen Luxus gönnt und nebenbei vielleicht noch den neusten Klatsch hört. «Ich habe einige Kunden, die jeden Tag vorbeikommen, manche sogar mehrmals täglich», erzählt Maria Kym. Seit 14 Jahren führt sie den Städtli-Kiosk in Rheinfelden, zuerst sechs Jahre an der Marktgasse 5 und seit 2009 am heutigen Standort an der Marktgasse 8.

 

Unberechenbares Geschäft

In den vergangenen Jahren hat sich das Kaufverhalten der Kunden verändert. «Das Geschäft ist unberechenbarer geworden. Man kann nicht mehr vorhersagen, welches die starken Wochentage sind», schildert Kym. Was sich hingegen nicht verändert hat: Ende Monat, wenn der Lohn auf dem Konto ist, steigt der Umsatz; Mitte Monat läuft weniger. «Das Geschäft hat sich insgesamt positiv entwickelt. Schlimm war es aber, als die Nationalbank im Januar 2015 den Euro-Mindestkurs aufhob. Das habe ich die ersten Wochen und Monate sehr stark gespürt», so Kym. Damals habe sie sich sogar überlegen müssen, ob sie weitermachen wolle. «Zum Glück wurde es im Frühling wieder besser. Mittlerweile hat es sich eingependelt.»

Bevor sie Besitzerin des Kiosks wurde, arbeitete Kym in leitender Funktion bei «Gate Gourmet» am Flughafen Kloten. Nach dem Grounding der Swissair war es für sie aber an der Zeit, sich neu zu orientieren. Und so übernahm sie den Kiosk im Städtchen, der sonst geschlossen worden wäre. «Diesen Schritt habe ich nie bereut.» Als selbständige Unternehmerin hat sie sich kaum je Ferien gegönnt, höchstens ein paar Tage. «Eigentlich wollte ich mal Betriebsferien machen, doch dazu kam es nicht.» In den vergangenen zwei Jahren stand sie sieben Tage pro Woche im Geschäft.

 

Eine Art Seelsorgerin

Als Kioskfrau ist sie mehr als eine Verkäuferin, fast so etwas wie eine Seelsorgerin. «Manche Kunden erzählen mir ihre ganze Lebensgeschichte. Oder sie berichten von Problemen. Es gibt viele ältere Leute, die sehr einsam sind. Das spürt man vor allem in der dunklen Jahreszeit.» Es kommen aber auch viele Kinder zu ihr, um das Sackgeld in Süssigkeiten zu investieren. «Der Kontakt mit den Menschen gefällt mir.»

Für Maria Kym beginnt bald ein neuer Lebensabschnitt. Die 64-Jährige geht Ende Januar in Pension. «Ich freue mich darauf. Dann habe ich wieder mehr Zeit für andere Dinge, die das Leben noch bietet», sagt sie mit einem Lächeln.

Sie ist froh, dass sie einen Nachfolger für ihren Kiosk gefunden hat. Ab Anfang Februar wird Dritan Jusufi, der bereits den Kiosk im Augarten führt, das Geschäft im Städtchen übernehmen (die NFZ berichtete). «Ich wäre sehr traurig gewesen, wenn ich den Kiosk hätte schliessen müssen.» Denn neben viel Zeit hat sie auch viel Herzblut in ihr Geschäft gesteckt.


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