«Die gute Ablösung im Gemeinderat ist da»

  11.12.2017 Münchwilen

Für Willy Schürch ist es der richtige Zeitpunkt, um aufzuhören

«Da wo man lebt, sich wohlfühlt, soll man sich auch einbringen. Egal, ob in den Vereinen oder in der Politik. Das ist für mich Integration.» Willy Schürch sagt das nicht nur, sondern lebt auch danach. 20 Jahre lang hat er dem Gemeinderat von Münchwilen angehört.

Susanne Hörth

«Für mich ist es ein Hobby. Und ein Hobby, an dem ich keinen Plausch habe, würde ich erst gar nicht machen.» Willy Schürch sagt es, lehnt sich seinem Sessel im Sitzungszimmer des Münchwiler Gemeindehauses zurück und lacht. Für dieses ansteckende Lachen ist der Gemeindeammann nicht nur im Dorf sondern auch weit herum bekannt. «Wenn ich lache, spüre ich auch, wie positiv darauf reagiert wird. Eine positive Einstellung entspricht einfach meinem Natural. Dadurch hatte ich bisher auch nur ganz wenige schlaflose Nächte.»

Dann aber macht sich doch ein bisschen Wehmut auf dem Gesicht von Schürch breit. «Ja, sicher. Es wird mir fehlen.» Mit es spricht er sein Amt als Gemeinderat und Gemeindeammann an. Ende Dezember gibt Willy Schürch die Gemeindehaus-Schlüssel und damit auch ein grosses Stück Verantwortung für Gemeindegeschicke ab. Nach zwanzig Jahren sei es an der Zeit, die Aufgaben anderen zu überlassen. Eigentlich sind es nicht 20, sondern sogar 24 Jahre, in denen Willy Schürch sich für die Gemeinde engagiert. Bevor er 1998 in den Gemeinderat gewählt wurde, war er vier Jahre lang Stimmenzähler. 2002 wurde er Vizeammann und seit 2008 ist er Gemeindeammann. Zu seinem Behördenwerdegang sagt er: «Ich habe, so wie es sich gehört, alles der Reihe nach gemacht.»

Ein Münchwiler durch und durch
Willy Schürch kam mit seiner Familie 1965 aus dem «Bärnbiet» ins Fricktal, genauer nach Stein. Bereits drei Jahre später zog die Familie ins Nachbarsdorf Münchwilen. «Als ich 20 Jahre alt war und weil es damals in Münchwilen einfach keine Mietwohnungen gab, zog ich hinaus in die weite Welt.» Und schon ist er wieder da, der Schalk in Schürchs Gesicht. «Die weite Welt» waren in diesem Fall die Nachbardörfer Kaisten, Sisseln und dann wieder zurück nach Münchwilen.

Münchwilen ist für den noch bis Ende Jahr amtierenden Gemeindeammann weit mehr als nur ein Wohndorf. «Da wo man lebt, sich wohlfühlt, soll man sich auch einbringen. Egal, ob in den Vereinen oder in der Politik. Das ist für mich Integration.» Dass Münchwilen bisher nie Mühe hatte, genügend Leute für die Behördenämter zu finden, sei eben auch ein Zeichen der gelebten Integration im Dorf. Ein weiteres Plus, um immer wieder gute Leute rekrutieren zu können, sei zudem das sehr gute Verhältnis innerhalb des Gemeinderates und zu der Verwaltung. Das sei auch im Dorf bekannt.

Schlaflos in Münchwilen
Wenn auch sehr selten, so gab es sie schon: die Nächte, in denen ein Gemeindegeschäft Willy Schürch nicht schlafen liess. An eine schlaflose Nacht erinnert er sich gut: «Da ist mir auch das Lachen vergangen. Damals, als die Münchwiler das neue Schulhaus an der Urne abgelehnt haben.» Zwei Jahre intensive Planungsarbeit und dann ging alles bachab. Was ist falsch gelaufen? «Ja, es hat mich getroffen. Ich brauchte dann auch kurz eine Pause.» Nur kurz, denn Schürchs Devise lautet «das Volk hat immer Recht». In diesem Sinne ging man über die Bücher, bereitete das Schulhaus-Geschäft nach dem Volkswillen neu auf. Mit dem schönen Ausgang, dass das sanierte und erweiterte Schulhaus vor drei Jahren dann doch noch eingeweiht werden konnte. Für Schürch sind es aber die vielen positiven kleinen und grossen Dinge im Dorfgeschehen, an die er sich gerne erinnert. Ganz vorne dabei, der Kontakt zur Bevölkerung. Als weiteres Beispiel nennt er auch das alte Dorfladen-Gebäude. Die Einwohnergemeinde kaufte es, verkaufte es an die Ortsbürger und diese bauten es zu einem Mehrfamilienhaus um. «Das Dorfladen-Gebäude hat uns gezeigt, wie schnell wir gemeinsam etwas realisieren können.» Eine Erfolgsgeschichte im Dorf ist auch das Dorfrestaurant. Die Münchwiler Ortsbürgerstiftung – die letzte im Kanton, die der Regierungsrat bewilligt hatte – kaufte es und konnte es nach einer sanften Sanierung in diesem Jahr dem neuen Pächter übergeben. «Es funktioniert und wir haben wieder ein Restaurant», freut sich Schürch.

Die grösste Freude aber hat er, wenn er durch Dorf laufe, und die Leute sich gegenseitig grüssen. Man kennt sich eben. Sich kennen, miteinander reden ist sehr wichtig für Willy Schürch. Seit er Gemeindeammann ist, arbeitet er in seinem Beruf – Mechaniker in einer Rheinfelder Werkstatt – «nur» noch 80 Prozent. Mittwoch ist Gemeinderatstag, Arbeitsort ist das Münchwiler Gemeindehaus.

Klein aber fein
Mit der Neuüberbauung Dell wuchs das Dorf innert Kürze um 200 Zuzüger neu auf über 900 Einwohner an. Schnell wachsen ist nicht unbedingt im Sinne von Willy Schürch. «Ich bin überzeugt, dass Münchwilen in der heutigen Grösse weiterbestehen kann.» Ein Zusammenschluss mit den umliegenden Gemeinden ist daher auch kein Thema für ihn. Wichtig für das Dorf sei einfach das gute, funktionierende Vereinsleben und auch, dass sich die Zuzüger engagieren und damit integrieren.

Den Entschluss, jetzt aufzuhören, sei ein Kopfentscheid gewesen. «Die gute Ablösung im Gemeinderat ist da. Es passt alles.» Ausserdem habe er nicht zeitglich mit seiner Pensionierung im Gemeinderat aufhören wollen. Pensioniert wird Willy Schürch in drei Jahren.

«Was ich mit der freien Zeit machen will? Ja, das werde ich viel gefragt. Ich weiss es schlicht weg jetzt noch nicht», so Schürch. Zudem hat er ja noch seinen Beruf. Den freien Mittwoch wird er aber beibehalten. Und er will im Schützenverein, dem er 20 Jahre als Präsident vorgestanden hat, auch wieder aktiver werden. Auch Jassen möchte er vermehrt. Und da seien ja auch noch die erwachsenen Kinder und die fünf Enkel. Den Garten möchte er auch wieder mehr pflegen. Ja und sowieso: er lässt es einfach mal auf sich zukommen. Sagt es und lacht.


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