«Das Amt ist spannend und lehrreich»

  16.11.2017 Mettauertal

Bauminister Robert Keller haftet auch der Spitzname «Millimeter-Röbi» an

24 Jahre war Robert Keller Gemeinderat; 16 Jahre in Hottwil und seit der Fusion in Mettauertal. In all diesen Jahren war er Bauminister. Im Gespräch mit der NFZ äussert er sich über die Veränderungen, grosse Projekte, aber auch über Negatives, welches das Amt mit sich bringt.

Bernadette Zaniolo

NFZ: Mit 16 Jahren Tätigkeit als Gemeinderat und Bauminister von
Hottwil kamen Sie mit einem grossen Wissens-Rucksack in den Gemeinderat von Mettauertal. Was war der Unterschied für eine «Kleinstgemeinde» und dann für eine «Gross-Gemeinde» tätig zu sein?

Robert Keller:
Sicher der gestiegene Arbeitsaufwand, bedingt einerseits durch mehr Baugesuche. Dadurch, dass ich jedoch schon beim Zusammenschluss-Projekt in der Arbeitsgruppe Eigenwirtschaftsbetriebe sowie Strassen mitwirkte, war es für mich nicht einfach Mehrarbeit, sondern ein Hineinwachsen. Es galt das Wissen zu erarbeiten, was in den anderen Ortsteilen wie gelaufen war. Unter anderem wie der Stand der Erschliessungen war und wie die Finanzierung geregelt wurde. Ich erinnere mich noch gut daran, dass es in einem Ortsteil kurz nach dem Zusammenschluss Einsprache-Verhandlungen mit über zehn Beteiligten gab. Es ging um Erschliessungsgebühren, welche in den Beitragsplänen nicht sauber deklariert waren. Es zeigte sich bald, dass die Finanzierung bei Neuerschliessungen von Bauland nicht überall gleich gehandhabt wurde.

Was waren Ihre grössten Projekte während Ihrer Bauminister-Tätigkeit in Hottwil?
Das war die Sanierung der Kantonsstrasse, welche gleichzeitig mit der Sanierung der Dorfstrasse vollzogen wurde. Dann die Revision der Bauund Nutzungsordnung, kurz BNO.

… und in der Gemeinde Mettauertal?
Im Rahmen des Zusammenschlusses sicher die Erarbeitung, Zusammenführung der Reglemente, so dass am 1. Januar 2010 ein sauberer Start möglich war. Das war sehr wichtig. So schufen wir auch eine einheitliche Rechtsgrundlage. Die Gesamtrevision der BNO war eine gröbere Geschichte. Dann natürlich die Erschliessung des Baugebietes Trottmatt, im Ortsteil Mettau. Auch der Umbau des ehemaligen Schulhauses in Mettau zum Verwaltungsgebäude war sehr spannend.

Als Bauminister gerät man immer wieder ins Spannungsfeld zwischen den Wünschen und Vorstellungen der Bauherren sowie den Gesetzen. Einige Personen nennen Sie gar den «Millimeter-Röbi».
(Lacht) Das ist bekannt. Wie es jedoch dazu kam, weiss ich nicht. Tatsache ist jedoch, dass ich und der Gemeinderat eine «sece» beziehungsweise harte Linie bei der Umsetzung der Bauvorschriften praktizieren. Der Bürger soll darauf vertrauen können, dass wenn ein Baugesuch ausgeschrieben ist, dieses vorher durch uns eingehend geprüft wurde. Es hat sich mittlerweile eingebürgert, dass bei rund 90 Prozent vor der Baugesuchs-Eingabe, die Bauherrschaft oder Investoren vorher mindestens einmal mit mir (Bauverwalter) das Gespräch suchten.

Der «Millimeter-Röbi» kommt wohl daher, dass ich mich auch strikt für das Durchsetzen von Sichtzonen einsetze. Das hat mir bei den jeweiligen Erneuerungswahlen sicher die eine oder andere Stimme gekostet. Freuden und Leiden gehören jedoch zum Amt.

Sie haben sich während einem Drittel Ihrer bisherigen Lebenszeit für die Gemeinde und damit für die Bevölkerung engagiert. Auf Ende
Jahr beenden Sie Ihre Gemeinderatstätigkeit. Da kommt doch in
Zukunft Langeweile auf?

Nein, bestimmt nicht. Ich bin bereits sechs Jahre im vorzeitigen Unruhestand. Das hat mir ermöglicht, den Job auf der Gemeinde weiterzumachen. Ich hatte vorher täglich einen Arbeitsweg von dreieinhalb Stunden. Zudem werde ich künftig weiter für die Gemeinde Mettauertal tätig sein. Im Mandats-Verhältnis im Baubereich. Und auch das Theaterspiel wird wieder ein Thema. Als Leiter der Abteilung Ausbildung beim Aargauer Sportschützenverband, werde ich mich künftig auch wieder vermehrt der Nachwuchsförderung widmen können.

War der Bau von jeher Ihr Wunsch-Ressort?
Als ich bei der Festungswache tätig war und der Rückbau von Festungsanlagen aktuell wurde, hat mich dies sehr interessiert. Ich habe mich im Bauwesen wohl gefühlt. Es war zwar sehr zeitintensiv. Auch deshalb, weil sich die Gesetze und Verordnungen oft geändert haben. Durch die Änderungen blieb es aber auch immer interessant.

Was hat Sie seinerzeit motiviert für den Gemeinderat zu kandidieren und so lange im Amt zu sein?
Ein Stück weit war ich sozusagen vorbelastet, denn mein Vater war Gemeindeammann. Ich trat vor 24 Jahren in einer Kampfwahl an und rechnete eigentlich nicht damit, gewählt zu werden. Das Amt ist verantwortungsvoll, lehrreich und spannend. Und man lernt die Leute besser kennen. Es hat natürlich nicht nur Sonnenseiten. Ich möchte die Erfahrungen und die Zeit nicht missen, sonst hätte ich es nicht so lange gemacht. Ich kann es jedem empfehlen, sich für ein solches Amt zur Verfügung zu stellen. Zudem wäre es schön, wenn sich die Jungen beziehungsweise die Bürger generell mehr engagieren würden. Das heisst, sich nicht nur dann stark zu machen, wenn es beispielsweise um die Einsprache gegen einen Nachbarn oder so geht. Ich bin sehr erfreut über das unheimlich grosse Vertrauen, dass der neue Gemeinderat bei der Bevölkerung nach dem Zusammenschluss genoss. Auch die Zusammenarbeit innerhalb des Gremiums hat immer gut funktioniert. Das neue Raumplanungsgesetz, sprich das daraus resultierte verdichtete Bauen, stellt das Zusammenleben in der Gemeinde vor neue Herausforderungen.

Gibt es Erlebnisse, die Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?
Als negativ sicher, dass der Gehweg im Ortsteil Mettau nicht realisiert werden konnte. Und dass man zum Zurückschneiden einer Hecke um den Strassenabstand sicherzustellen, die Polizei aus Sicherheitsgründen für das Gemeindepersonal aufbieten musste. Sonst habe ich viel Positives erlebt. Wichtig scheint mir auch, dass in der Kommunalbehörde nach Lösungen gesucht wird, und keine Partei-Politik durchgepocht wird.

Zum Schluss: Fühlen Sie sich als Hottwiler oder Mettauertaler?
(Lacht) Ich bin ein Ur-Hottwiler. Ich bekenne mich jedoch klar zur Gemeinde Mettauertal.


Robert Keller, Hottwil

Robert Keller wohnt in der Gemeinde Mettauertal, im Ortsteil Hottwil. Der 66-Jährige ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Von Beruf ist er Maschinenschlosser. Auf diesem war er von Beginn der Lehre (1967) bis im Jahr 1982 tätig. Nachher arbeitete er für das Militär, zuerst bei der Festungswache, später bei der Militärpolizei. Die letzten zwölf Jahre vor der Frühpensionierung pendelte er täglich zwischen Hottwil und Bern.

Robert Keller war 16 Jahre im Gemeinderat Hottwil, davon die letzten acht Jahre als Gemeindeammann. Seit dem Zusammenschluss (im Jahr 2010) der ehemals fünf eigenständigen Gemeinden Etzgen, Hottwil, Mettau, Oberhofen und Wil zur Gemeinde Mettauertal ist er Vizeammann. (bz)


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote