Kürbis – rundum gut

  30.10.2017 Aargau, Nordwestschweiz, Kultur, Essen und Trinken, Oberes Fricktal, Gemeinden, Lifestyle

von Susanne Hörth

 

Eines gleich vorneweg: Das Vorhaben, schnell einen Kürbis aushöhlen, ihm ein freundliches Gesicht verpassen und sein Inneres dem Kochtopf übergeben, hat geklappt und hat auch Spass gemacht. Doch von wegen schnell. Einen fast 7 Kilogramm schweren Kürbis zu bearbeiten, erfordert etwas Zeit. In meinem Falle viereinhalb Sonntagsstunden. Die Beschaffungszeit nicht eingerechnet. Schliesslich musste der geeignete Kürbis ja auch noch gefunden und gekauft werden.

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Dass ich mich bei meinem Kauf für ein Exemplar mit dem markanten Namen Ghost Rider entschieden habe, ist eigentlich ein reiner Zufall und hat nichts mit dem später noch zitierten Halloween zu tun. Der Kugelige passte einfach: von der Grösse, von der Form, der Farbe und nicht zuletzt auch vom Preis her. Beim Kauf habe ich zudem darauf geachtet, dass es sich um einen Speisekürbis handelt. Soll doch nicht nur das Auge, sondern auch der Magen etwas davon haben.

 

Mein Kürbis soll ein nettes Gesicht, keine böse Fratze erhalten. Mit einem Stift male ich zuerst mit einem Stift ein simples Smiley-Face auf die glatte Kürbishaut. «Werkzeug zum Aushöhlen und Schnitzen musst Du nicht extra kaufen. Das findet sich alles in der normalen Besteck-Schublade», hat mir eine Bekannte verraten. Also lege ich Suppenlöffel (zum Aushöhlen), verschiedene Rüstmesser (zum Schnitzen und Schneiden), zwei Becken (eines für das weiter zu verarbeitende Fruchtfleisch, eines für den Abfall) sowie einen Teller (für die Kürbiskerne) bereit. Schon der erste Versuch, mit dem Küchenmesser Augen, Mund und Nase fein einzuritzen, scheitert kläglich. Tja, mein oranger Freund ist nicht nur ein harter, sondern vor allem auch ein rutschiger Gegner.

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Zum Glück habe ich aus meiner Töpferzeit noch einiges «Werkzeug» auf Lager. Dazu gehört auch ein langes, zugespitztes und beidseitig mit Schneidekanten versehenes Messer. Dieses und eine lange Töpfernadel gehören an diesem Sonntag zu den von mir am meisten beanspruchten Hilfsmitteln. Mit dem Aushöhlen begann ich erst, nachdem das Gesicht eingeritzt und der Blumenförmig eingekerbte Deckel abgehoben war. Die Deckelaktion gestaltete sich als etwas mühsam, fast hätte ich dabei den hübschen Stiel abgebrochen. Aber zum Glück nur fast. Dann endlich, der Deckel konnte «gelüpft» werden. Flugs entfernte ich das faserige Kürbisinnere mit den vielen Kernen. Stückchen für Stückchen trug ich dann mit dem Räbeliechtli-Aushöhler von den runden Wänden ab, bis diese nur noch zirka ein- bis eineinhalb Zentimeter dick waren. Als nächstes wurden die eingeritzten Augen, der Mund und die Nase mit dem Messer herausgeschnitten. Zum Schluss noch ein bisschen Verfeinerungsarbeit. Bevor der runde Orange nach draussen getragen wurde, durfte er noch ein kühles Wasserbad geniessen. Dies in der Hoffnung, dass er ein paar Tage länger seine pralle Haut behält.

Bei meiner Kürbisarbeit musste ich immer wieder auch an die vielen begabten Menschen denken, die etwa an der Etzger Kürbisbeleuchtung dafür sorgen, dass Hunderte von innen heraus beleuchtete Kunstwerke zu bestaunen sind. Dass diese Werke allesamt vergänglich sind und schon nach kürzester Zeit «verschrumpeln» ist eigentlich sehr schade. Denn die Etzger Kürbisschnitzer greifen jeweils tief in den Fantasientopf und setzen diese Ideen dann auch gekonnt in und auf den Kürbissen um.

Dass mein simpler Kürbiskopf schon bald auch faltig und etwas lasch daher kommen wird, ist aber nicht wirklich schlimm. Spätestens nach Halloween muss der Kugelige ja sowieso weichen und der Weihnachtsdeko Platz machen. Doch zuerst darf jetzt ein paar Nächte lang leuchten.

Ein beleuchteter Kürbiskopf zu Halloween (am Vorabend zum Allerheiligen, 1. November) ist für die von Haustür zu Haustür ziehenden Kinder auch ein Zeichen, dass sie bei diesem Haus läuten und nach Süsses oder Saures verlangen dürfen. Wobei mit Saures eigentlich viel mehr ein Streich spielen beim Verwehren von Süssem gemeint ist.

Da empfiehlt sich auch, vorbereitet zu sein und ein Schüssel von «Glustigem» für die von den Kinder mitgeführten Tragtaschen bereit zu halten.

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Kürbis auf dem Speiseplan

Süss oder sauer geht es auch in meiner rund-um-Kürbis-Aktion weiter. Da gehört als erstes dazu, dass ich die Suppe, die ich mir mit meinem Vorhaben eingebrockt habe, auch auslöffeln muss. Auslöffeln kann ich aber nur, was zuerst im Teller gelandet ist. Ganz in diesem Sinne verarbeite ich das aus dem Kürbiskopf herausgearbeitete «Fleisch» zu einer einfachen Suppe. Nach dem Pürieren kommt lediglich noch Bouillon, Rahm, Salz und Pfeffer dazu. Wer es mag, kann natürlich auch Zwiebeln und Knoblauch vorgängig andünsten und erst dann alle Zutaten zusammen köcheln und später servieren.

Den Kürbis auf eine Sorte oder auf nur Kürbissuppe zu reduzieren, würde ihm nicht gerecht werden. Die vielen verschiedenen Sorten, und damit auch die verschiedensten Aromen lassen sich zu den unterschiedlichsten Gerichten zubereiten. In Kochbüchern und Internet ist eine riesige Fülle an Zubereitungsarten vorhanden. Im Risotto, auf Pizzateig, als Chutney im Glas, als reines Püree nur mit Salz und Pfeffer, in Spätzle- oder Gnocchi-Teig beigemischt, als dünne Chips aus der Fritteuse – den Fantasien und Geschmäckern sind kaum Grenzen gesetzt. Nicht zu vergessen sind die Kürbiskerne. Geröstet und gesalzen schmecken sie ebenso wie als Beilage in Müslis oder eingebacken in duftige Brote.

Meine Kürbiskerne werden in die Erde gebracht. Soll es doch nächstes Jahr wieder viele kleine Kürbisköpfe geben.

 


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