Das Treffen zweier alter Freunde

  05.10.2017 Kunst, Laufenburg, Nordwestschweiz, Oberes Fricktal, Tipps

von Susanne Hörth

Behrouz Varghaiyan streckt die Hände nach oben, versucht, ein aus mehreren Platten zusammengestelltes Objekt an einem Gestell aufzuhängen. Gilbert Peyre steht daneben, hält sein vom ihm geschaffenes Kunstwerk fest und gibt auf Französisch Anweisungen. «Das hängt schief!» «Wir schimpfen viel miteinander» lacht Varghaiyan in Richtung Journalistin. Man muss die beiden Männer nicht kennen, um zu spüren, dass sich hier zwei Männer bestens verstehen und sie eine enge Freundschaft verbindet. Der Name der neuen Ausstellung im Rehmann Museum bringt es denn auch auf den Punkt: «Deux amis». Wobei «Deux amis» auch der Name eines der Werke des französischen Künstlers Gilbert Peyre ist. Dieses Werk nur mit Worten beschreiben zu wollen, würde ihm nicht gerecht. Es muss gesehen und erlebt werden. Peyre verarbeitet Bestehendes – Alltagsgegenstände, vieles davon von der Schutthalde. Er vereint sie zu Geschichten. Die wahrhaft bewegen. Sich selbst wie auch ihre Betrachter. Peyre Arbeiten sind alle animiert. So wird etwa bei «Deux Amis» auf einem Tisch in zwei Gläser Wein eingeschenkt.

«Es sind humorvolle, skurrile, politisch, surreale, traurige und auch wieder lustige Werke, die Gilbert schafft», so Regula Laux. Sie ist für die neue Ausstellung verantwortlich. Eine Ausstellung, die zugleich auch ihre letzte sein wird. Nach zehnjähriger Tätigkeit für das Rehmann-Museum wird sie Ende Jahr hier aufhören. Nicht aber sich zuvor noch mit der aktuellen Ausstellung einen Herzenswunsch zu erfüllen.

Bei einem Betriebsausflug des Museumsteam hat sie Behrouz Varghaiyan in dessen Atelier kennen und schätzen gelernt. Der Iraner lebt und arbeitet seit 1986 in Rekingen. Seine Plastiken haben Regula Laux fasziniert. Schon früher hat der Bildhauer bei einer Gruppenausstellung im Rehmann-museum mitgemacht.

Und liess sich auch jetzt zu einer weiteren Ausstellung in dem schönen Atelierhaus mit Skulpturengarten überzeugen. Ein Garten, in dem sich zurzeit auch ein überdimensional grosser Kanalisationsdeckel befindet. Eine Plastik von Varghaiyan. In der Suche nach einem zweiten Part für die neue Ausstellung machte der Rekinger Bildhauer und Kunstmaler auf seinen «alten» Freund Gilbert Peyre aufmerksam. «Ich habe ihn vor vielen Jahren kennengelernt, als ich in Paris Malerei studierte», so Varghaiyan. Er erinnert sich: «Weil Gilbert damals ständig in Geldnot war, habe ich ihm bei der Herstellung von kleinen Hexen geholfen. Und dann aus einem alten Teesiebe noch selbst eine Figur geschaffen.» Diese Skulptur und eine der Hexen stehen im Eingang des Museums als Zeichen der Beginn der Freundschaft der beiden Künstler.

 

Von Strassenarbeitern inspiriert

Es ist ihre erste gemeinsame Ausstellung. Dieses Gemeinsame geht so weit, dass sie auch teilweise Arbeiten miteinander kombinieren. Hat sich Varghaiyan in den letzten Jahren verstärkt der Eisenplastiken verschrieben, so zeigt er in Laufenburg nicht nur solche Werke. «Ich habe in Rekingen den Strassenarbeitern zugesehen», erzählt er. Sie dabei beobachtet, wie sie Risse im Asphalt ausbesserten. Dabei selbst zu Künstlern wurden. Auf grosse Leinwände malte Varghaiyan Strassenbelag, brachte Fussgängerstreifen auf und besserte mit dunkler Farbe – gleich den Strassenbauarbeitern – Risse aus.

Das Rehmann Museum wird mit «Deux amis» zu einem spannenden Treffpunkt nicht nur der beiden langjährigen Freunde. Die Werke finden zueinander, gehen eigene Wege um sich wieder zu begegnen und letztlich ihren Betrachtern  Geschichten zu erzählen oder dieses Betrachter selbst zu Erzähler des Gezeigten werden zu lassen.

 

Vernissage im Rehmann-Museum in Laufenburg ist am Samstag, 7. Oktober, 18 Uhr. Die Ausstellung mit verschiedenen Begleitveranstaltungen dauert bis 10. Dezember

 

 

 


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