Schule aus allen Sichtwinkeln erleben

  15.09.2017 Gemeinden, Jugend, Kaisten, Nordwestschweiz, Schule, Oberes Fricktal, Ittenthal

von Susanne Hörth

«Es war eine Eingebung», sagt Markus Lang. Er lehnt sich kurz auf seinem Stuhl in seinem Büro im Kaister Schulhaus zurück. Seit ein paar Wochen ist er als Gesamtschulleiter für die Primarschule und die Kindergärten verantwortlich. Eine Herausforderung, die ihn gereizt hat und für die er auch den nötigen Rucksack an Wissen und Erfahrungen rund um den Schulbetrieb mitbringt. Mit der eingangs erwähnten Eingebung spricht er aber nicht die, wie er sagt, sehr spannende Aufgabe an der Schule Kaisten an. Vielmehr blickt er damit auf jenen Moment zurück, als er sich persönlich dazu entschieden hat, Lehrer zu werden.

Dieser Moment liegt schon einige Jahrzehnte zurück. Markus Lang war in der dritten Klasse, als ihm und seinen Klassenkameraden ein «neuer» Lehrer vorgesetzt wurde. «Uns kam er mit seinem Rauschebart uralt vor. In Wirklichkeit war er gerade einmal 19 Jahre alt und machte bei uns im Zuge seiner Lehrerausbildung ein Praktikum. Zudem stand er kurz vor dem Eintritt in die RS.» Ziemlich viel für den jungen Mann. Das zeigte sich mit einer teilweisen Überforderung im Umgang mit seinen quirligen Schülern. Im Bemühen, sich bei diesen den nötigen Respekt zu verschaffen, flog auch schon mal ein Schlüsselbund quer durchs Klassenzimmer. Und auch das «zur Strafe in die Ecke stellen» fehlte nicht. Auch wenn die Klasse in der Folgezeit doch ein gutes Verhältnis zu ihrem Lehrer entwickelte, fasste der Bub Markus einen Entschluss: «Ich wollte es besser machen und habe spontan beschlossen, Lehrer zu werden.» Ein Entschluss, an dem er festhielt. Nach der Kanti Aarau studierte er an den Unis in Bern und Zürich. Bildete sich zum Bezirksschullehrer mit den Fächern Deutsch, Geschichte und Geografie aus. Und so stand er schon bald selbst einmal als junger Lehrer vor einer Klasse, genauer vor Klassen an der Bezirksschule Brugg. Hier unterrichtete er 20 Jahre lang, baute  hier unter anderem auch die Jugendbibliothek aus und leitete sie zwei Jahrzehnte lang. Innerhalb der Schule nahm Lang im Laufe der Jahre verschiedene Funktionen wahr, so war er auch Prorektor. Insgesamt 20 Jahre war Lang an der Bez Brugg tätig.

 

Schule mit all ihren Facetten

Schule ist für Markus Lang weit mehr als nur ein Geldverdienjob. Er will dieses breit gefächerte Thema aus verschiedenen Sichtwinkeln heraus beleuchten, mehr darüber erfahren und so auch mitreden und mitentscheiden können. Der Vater eines heute 17-jährigen Sohnes engagierte sich in seiner Wohngemeinde Umiken bis zu deren Fusion mit Brugg zehn Jahre als Präsident der Schulpflege. Lernen ist ein lebenslanger Prozess. Ganz nach diesem Motto entschied sich Markus Lang berufsbegleitend zu seiner Unterrichtstätigkeit an der Bez, die Ausbildung zum Supervisor IAP-BSO zu machen.

2003, die Aufgaben des Schulinspektorats wurden mittlerweile direkt vom Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) wahrgenommen, bekundete Lang beim Kanton sein Interesse an einer solchen Aufgabe und wurde als kantonaler Volksschulinspektor eingestellt. Dieses Amt übte er bis 2010 aus.

Noch währenddessen merkte er, dass er seine vermittelnde und beratende Tätigkeit als Supervisor intensivieren möchte. Und so machte er sich mit seiner Einzelfirma 2011 selbstständig. Seine Auftraggeber waren Spitälern, Altersheime oder eben auch Schulen. Er bot Projektleitung, Intervisionen oder Training in Auftrittskompetenzen an.

 

Der Politiker

Etwas im Bereich Bildung bewegen können, das war und ist auch das Ziel von Markus Lang als Politiker. 2008 gründete er mit Gleichgesinnten die GLP Bezirk Brugg. Seit 2014 ist er zudem im Brugger Einwohnerrat vertreten. 2015 wurde Lang in den Grossen Rat gewählt und gehörte der bildungsrätlichen Kommission an. «Obwohl ich meine persönliche Stimmenzahl beinahe verdoppeln konnte, reichte es mir bei den letzten Grossratswahlen nicht, weil unsere Liste 0,36 Prozent verloren hatte», bedauert der Kaister Schulleiter. «Vielleicht reicht es das nächste Mal wieder», meint er und macht damit deutlich, dass sein politisches Interesse, sein direktes Mitwirken im Kantonsparlament kein abgeschlossenes Thema für ihn ist.

 

Kaister Schulleiter

Was unterscheidet seine neue Arbeit als Schulleiter von den bisherigen Aufgaben? Darauf Markus Lang: «Bislang war ich hauptsächlich in beratender Funktion tätig, half Konflikte zu lösen, Situationen zu verbessern. Nach getaner Arbeit konnte ich mich zurückziehen. Jetzt bin ich selber operativ tätig. Das ist herausfordernd, aber genauso spannend.» Markus Lang verhehlt nicht, dass es an der Schule Kaisten noch einige Baustellen gibt. Bis die alle behoben sind, brauche es noch etwas Zeit. «Und vor allem auch gegenseitige Offenheit im Team.» Für ihn ist ganz wichtig, dass der Austausch untereinander funktioniert. Und so auch die positiven Energien in die Schule fliessen können.

Kaisten blickt eben erst auf ein grosses Dorf- und Jugendfest zurück. Neben all den vielen Helfern haben insbesondere auch die Lehrkräfte und die Kinder intensiv an diesem Fest mitgeholfen. «Dadurch habe ich das engagierte Lehrerteam ausserhalb vom Schulalltag erlebt», lobt Lang.

Auf seine Hobbys angesprochen, lacht er. «Mein Beruf ist auch mein Hobby.» Dann fügt er ernsthafter hinzu: «Ich fahre Lastwagen. Und zwar Militärlastwagen. Wenn ich Zeit habe, ziehe ich die Uniform an und übernehme für das Militär Fahraufträge.» In der RS habe er das Lastwagen-Brevet gemacht. Dabei auch die Leidenschaft für das Lenken dieser grossen Fahrzeuge kennengelernt. « Meine Studienzeit habe ich mit Lastwagen fahren finanzieren können.» Regelmässig ist Markus Lang auch am Steuer eines Reisebusses anzutreffen. Ja, das könne er neben seinem Job als Schulleiter. «Ich habe in Kaisten ein 75-Prozent-Pensum.» Dass der neue Schulleiter auch gerne mit seinem Motorrad unterwegs ist, überrascht nicht wirklich. «Ich reise auch sehr gerne. Bin ausser in Südamerika und der Antarktis schon überall gewesen.» Nein, schüttelt er den Kopf. «Das Flugbillett habe ich nicht. Noch nicht.»

 

 


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote