Der Bauer darf sich auch auf dem neuen Polizeihaus ausruhen

  12.08.2017 Frick, Kultur, Oberes Fricktal, Tradition

Susanne Hörth

Das alte Gemeindehaus in Frick wird zurzeit zum neuen Polizeigebäude umgebaut. Regional- und Kantonspolizei werden Ende Jahr hier einziehen. Im Zuge des Umbaus und der Sanierung tauchte nun auch die Frage auf, was mit dem Wandgemälde an der Nordseite des Gebäudes passieren soll. Erhalten oder Übermalen? «Wir vom Arbeitskreis Dorfgeschichte wurden von der Gemeinde angefragt, was unsere Meinung dazu sei», sagt Heinz Schmid. Für ihn hat der unter dem Dachgiebel aufgemalte Bauer eine zusätzliche Bedeutung. Ist er ihm doch während seiner langjährigen Tätigkeit als Fricker Gemeindeschreiber beim Betreten oder Verlassen des Gemeindehauses täglich mehrfach begegnet.

«Wir haben auch den Historiker Linus Hüsser um seine fachkundige Meinung gebeten», so Heinz Schmid. Er selbst hat sich ebenfalls auf Spurensuche begeben. «Wir finden, das Wandbild sollte als Zeitzeuge für unser Dorf erhalten bleiben.». Linus Hüsser teilt diese Meinung und hält in seiner Einschätzung fest: «Das Bild, prominent an der Giebelfassade, stört sicher niemanden. Im Gegenteil: eine gut sichtbare künstlerische Intervention am Ende der Häuserzeile ist sogar wohltuend.» Der Bauer strahle eine gewisse Ruhe aus und stehe damit in einem wohltuenden Kontrast zum immer hektischer werdenden modernen Frick.

In Bezug auf den historischen Aspekt führt Hüsser aus, dass das Bild vor allem auch Ausdruck seiner Entstehungszeit sei. «Der abgebildete Bauer weist auf eine, damals allerdings schon zu Ende neigende Epoche hin, in der die Landwirtschaft für die Ernährung und das Auskommen der Bevölkerung grundlegend war. Das Bauerntum prägte das Volk und seine Mentalität. Im weitesten Sinne verweist das Bild auch auf den Markt, der zur Hebung der wirtschaftlichen Situation der landwirtschaftstreibenden Bevölkerung eingeführt wurde. Zudem war Frick Standort einer Landwirtschaftlichen Schule. Das Bild des Bauern passt also bestens zur Vergangenheit von Frick.»

1950 wurde das damals neue Gemeindehaus von Frick eingeweiht. Für den künstlerischen Wandschmuck an der Nordfassade des Gebäudes wurde der Liestaler Künstler Otto Plattner (1886 bis 1951) beauftragt. Er erhielt für diesen Auftrag 1500 Franken. 43 Jahre nach der Erstellung wurde das abbröckelnde Gemälde von den beiden Malermeistern Christoph Vogel und Viktor Weiss originalgetreu neu auf der frisch gestrichenen Fassade aufgebracht.

Eine Sanierung wird der sich ausruhende Bauer mit dem Fricker Wappen zu Füssen in naher Zukunft ein weiteres Mal erleben. «Der Gemeinderat hat am Montagabend entschieden, das Gemälde als Zeitzeuge zu erhalten», erklärt Gemeindeschreiber Michael Widmer. Und Linus Hüsser hält fest: «Auch wenn das Gebäude zukünftig eine andere Funktion haben wird als bis anhin, darf man es ihm weiterhin ansehen, dass es einmal ein Gemeindehaus war.»


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