Steine des Anstosses

  21.07.2017 Kultur, Möhlin, Kunst, Unteres Fricktal

Von Ronny Wittenwiler

Jetzt kommt die «Entwarnung» seitens der römisch-katholischen Kirchenpflege. Das Agustoni-Kunstwerk bleibt vorerst an Ort und Stelle, heisst es auf Anfrage der NFZ. Davon, dass die Steinkugeln bei Interesse bis Mitte dieses Monats gratis abgegeben würden, könne keine Rede sein. «Wir wurden von einigen Personen offenbar falsch verstanden», sagt Beat Conus von der Kirchenpflege. «Dafür entschuldigen wir uns.»

Was war geschehen?

«Solche Kunstwerke entsorgt man nicht!» Das sagte Claude Bühlmann, Mitglied der römisch-katholischen Kirche in Möhlin. Dem vorausgegangen war das: An der Kirchgemeindeversammlung im Juni, so Bühlmann, hätten die Anwesenden in einem kurzen Nebensatz erfahren, dass im Zusammenhang mit der Erneuerung des Treppenaufgangs zum Pfarreizentrum die ‹Kugeln› entsorgt würden. Bühlmann machte darauf sein Unverständnis kund: «Bei diesen Kugeln handelt es sich um ein Kunstwerk des weit übers Fricktal hinaus bekannten Steinbildhauers Paul Agustoni. Scheinbar wird der künstlerische Wert dieses Werkes von der Kirchenpflege nicht erkannt, geschätzt und respektiert.» Ein entsprechender Leserbrief in einer Zeitung war dann schliesslich der Stein des Anstosses für eine Welle der Empörung. Weitere Leserbriefe von anderen Personen folgten, die Rede war von einem «Affront», den sich die Kirchenpflege leiste, von einem schockierend «unsensiblen Vorgehen einer kirchlichen Instanz», «Gipfel der Respektlosigkeit».

Entscheiden im November

Es sei niemals Absicht gewesen, einen solchen «Aufruhr» auslösen zu wollen, sagt Beat Conus von der Kirchenpflege, «wir haben grossen Respekt vor dem künstlerischen Wert». Und auch Präsident Matthias Burkhardt hält auf Anfrage der NFZ fest: «Es war nie die Idee der Kirchenpflege, dieses Kunstwerk klangheimlich zu entsorgen und so die Kirchenversammlung zu umgehen. Es handelt sich dabei um ein Missverständnis, das wir in der Zwischenzeit geklärt haben. Wir haben nie solche Emotionen wecken wollen. Es sind in der Kommunikation Fehler gemacht worden, dafür entschuldigen wir uns.»

Kugeln möglicherweise versetzen

In der Tat wurde das Kunstwerk an der Kirchgemeindeversammlung wegen der bevorstehenden Reparaturarbeiten beim Treppenaufgang angesprochen. An ihrer jüngsten Sitzung hat die Kirchenpflege nun beschlossen, das Thema an der Kirchengemeindeversammlung vom 26. November offiziell zu traktandieren. Conus: «Uns schweben zwei Szenarien vor: Entweder wird das Fundament der Treppe verstärkt und das Kunstwerk bleibt an Ort wie es ist, oder wir lassen im Zuge der Reparatur die drei auf der Treppe platzierten Steinkugeln nach unten versetzen. Am Ende bestimmt die Versammlung und kann auch andere Vorschläge einbringen.»

Kirchenmitglied Claude Bühlmann sagt: «Ich bin froh und finde es richtig, dass das Thema an der Kirchgemeindeversammlung nochmals besprochen wird und die Versammlung darüber abstimmen kann, was mit dem Kunstwerk geschehen soll.» Und so dürfte um den Stein des Anstosses, um diese prägnanten Kugeln beim Pfarreizentrum Schallen, wieder etwas Ruhe einkehren.


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