Solange es nicht brennt, bleibt sie im Hintergrund

  25.06.2017 Frick, Persönlich, Oberes Fricktal, Porträt

Von Simone Rufli

Ambulant vor stationär – unter dieser Vorgabe arbeitet die Spitex. Dabei gilt es, den Bedarf der Gesellschaft zu erkennen und mit entsprechenden Massnahmen aufzufangen. «Die Anforderungen sind heute so hoch wie in einem anderen Unternehmen auch», stellt Rita Gafner fest. Sie macht an diesem Morgen einen Besuch am Sitz der Spitex Regio Frick. Im Februar 2016 ist die Organisation vom Kornhaus an die Dammstrasse umgezogen. In den ehemaligen Räumen der Swissgrid hat sie den Raum gefunden, den sie zur Bewältigung ihrer immer vielfältiger werdenden Aufgaben benötigt. Erst Anfang Mai wurde die palliative Pflege von der Krebsliga an die Spitex übertragen. Für die Verbandsgemeinden der Regio Frick wurde die Palliative Care in einer Leistungsvereinbarung an die Spitex Fricktal AG übertragen. Vom Tempo des Wechsels her, der eigentlich auf Mitte Sommer geplant war, «eine sportliche Leistung», wie Rita Gafner betont. Neue Aufgaben erfordern entsprechend qualifiziertes Personal. Aus- und Weiterbildung sind zentrale Punkte bei der Spitex. «Früher war die Spitex eine Aufgabe für den Frauenverein. Heute füllen allein die Dokumente mit den qualitativen Anforderungen ganze Ordner.» Apropos Qualität: «Am 13. Juli kommt es zu einem Audit durch den Kanton.» Ein Audit untersucht, ob Prozesse, Anforderungen und Richtlinien die geforderten Standards erfüllen. «Wir werden sehen, ob etwas bemängelt wird, oder ob wir so weiterfahren können.»

 

Ein schnelllebiges Geschäft

Als Vereinspräsidentin ist Rita Gafner im strategischen Bereich tätig. «Die Vorgaben sind von Aussen klar gegeben», sagt sie auf den Handlungsspielraum angesprochen. «Das Tagesgeschäft der Spitex ist sehr schnelllebig. Ich sehe das am Budget, das je nach Klientel extremen Schwankungen unterliegt.» Rita Gafner ist wie alle im Vorstand ehrenamtlich tätig. Bevor sie das Präsidium im März übernommen hat, hat sie schon an diversen Vorstandssitzungen teilgenommen, um sich auf ihre neue Aufgabe vorzubereiten. «Der Vorstand ist sehr gut besetzt, aber wir sind alle in einem Beruf und viele noch im Familienalltag eingespannt. Darum wollte auch niemand aus dem Vorstand das Präsidium übernehmen. Zu mir kam die Anfrage dann auf Umwegen.» Hat es sie nicht abgeschreckt, als sie erfuhr, dass sich niemand aus dem Vorstand um das Präsidium riss? Rita Gafner winkt ab. «Ganz und gar nicht. Ich sehe das als neue Herausforderung.» Um die operative Geschäftsleitung kümmert sich Daniela Teutsch. «Sie macht das souverän. Ich werde nur dann zugezogen, wenn etwas einmal nicht so gut laufen sollte.»

 

Von der Stadt aufs Land

Dass Rita Gafner einmal einen Spitex-Verein auf dem Land präsidieren würde, wurde ihr nicht gerade in die Wiege gelegt, wie man so schön zu sagen pflegt. Die 54-Jährige ist in der Stadt Zürich aufgewachsen. Ging in Zürich zur Schule und entschloss sich später zu einem Universitätsstudium in Geografie mit Schwerpunkt Geobotanik. Aus der Studienzeit hat sie eine starke Verbundenheit zur Natur und den unterschiedlichsten Oberflächen unserer Erde mitgenommen. «Beruflich aber kam ich zu keiner Zeit wieder mit dem Studium in Berührung.» Die junge Frau orientierte sich anders, fand ihre Berufung im Bereich der Beratung. An der Fachhochschule liess sie sich zur Sozialarbeiterin ausbilden. Bevor sie vor fünf Jahren nach Kienberg zog, arbeitete sie als Teamleiterin im Sozialbereich in Zürich. Heute ist sie in einem 70-Prozent-Pensum in der Sozialhilfe der Stadt Olten tätig und unterstützt Ratsuchende in wirtschaftlichen Fragen.

 

Mit dem Velo durch die Gemeinden

Mit ihrer Arbeit bei der Spitex Regio Frick betritt sie ein weiteres Mal Neuland. Sie mag Herausforderungen, ist flexibel und belastbar. Kraft schöpft sie immer wieder aus Ausflügen in die Natur. «Das gefällt mir hier auf dem Land. Ich kann meine Schuhe anziehen, vor die Tür treten und loslaufen.» Mit dem Velo hat sie auch bereits die neben Kienberg der Spitex Regio Frick angeschlossenen Gemeinden Frick, Gipf-Oberfrick, Oeschgen, Oberhof, Wittnau und Wölflinswil besucht. «Und ich habe im Rahmen eines Slow Up auch schon einen Einblick in die grenznahe deutsche Nachbarschaft bekommen.» Geografisch ist sie mit der Gegend schon recht vertraut. Im August, im Rahmen einer ersten Sitzung mit Gemeindevertretern, wird der Prozess des Kennenlernens in einem anderen Bereich fortgesetzt. Vermisst sie die Grossstadt Zürich nicht doch? Rita Gafner lacht: «Ich kann ja immer einen Ausflug in die Stadt machen. Die Verbindungen sind gut.»

 

Hochachtung und Wertschätzung

Hat sie je in Erwägung gezogen in der Pflege zu arbeiten oder Medizin zu studieren? «Nein, das kam nicht in Frage. Ich habe noch vor dem Geografie-Studium als Schwesternhilfe, wie es damals hiess, einen Einblick in diesen Beruf erhalten und da wusste ich, dass das nichts für mich ist. Aber ich empfinde grosse Hochachtung und Wertschätzung gegenüber jenen, die sich täglich von 7 Uhr früh bis 23 Uhr in der Nacht dieser anstrengenden Aufgabe widmen.»

 


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