Der nette Böse sagt Tschüss

  18.05.2017 Hellikon, Persönlich, Sport, Porträt, Unteres Fricktal

Von Hans Zemp

Jürg Mahrer war zehn Jahre alt, als ihn sein Bruder Urs mitnahm in den Schwingkeller. Er lacht und meint, dass es anfänglich schon etwas speziell war, wenn ihn das Sägemehl biss. Das nahm er aber gerne in Kauf, weil ihm der Zweikampfsport von Beginn weg viel Freude bereitete, er die Faszination des direkten Kräftemessens liebte. Und er liebte es besonders, stärker zu sein als seine ihm zugeteilten Gegner. Darum war es nicht besonders verwunderlich, dass er bereits an seinem ersten Schwingfestbesuch, es war im Roggenhusertäli, seinen ersten Zweig erkämpfte. Dies weckte das Verlangen nach mehr und war Ansporn, sich in den Trainings im Schwingkeller einzusetzen. So kamen an den Wettkämpfen regelmässig Qualifikationen für Schlussgangteilnahmen dazu. Oft verlor er den siegbringenden Kampf, weil damals sein Schlussganggegner, Samuel Schaffner, für ihn so etwas wie ein Angstgegner war. Dies änderte deutlich, als der starke Fricktaler merkte, dass man mit wuchtigem Kurz oder Gammen immer gewinnen kann.

 

Stark als Aktivschwinger

Schon mit fünfzehn Jahren verfeinerte der junge Bursche seine Fertigkeiten in den Reihen der Aktiven. Der Erfolg blieb nicht aus. Mit sechzehn Jahren, also im Jahre 2002, liess er sich nach dem Wettkampf am Kantonalschwingfest in Muhen von der Ehrendame seinen ersten Kopfkranz aufsetzen. Jürg Mahrer galt bereits damals als starker Schwinger. So war es nicht verwunderlich, dass im gleichen Jahr der Nordwestschweizer Kranz dazu kam.

Ganz erfreulich war seine Schlussgangteilnahme am Aargauer Kantonalschwingfest in Untersiggenthal im Jahre 2003. Der Freiämter Martin Rohrer erwischte ihn damals nach vier Minuten mit Fussstich. Jürg Mahrer blieb bis zum Eidgenössischen Schwingfest in Aarau sehr erfolgreich. Hier verpasste er den Kranz deshalb ganz knapp, weil er seinen achten Gang noch verlor. Nun musste Jürg Mahrer lernen, mit einem neuen Übel umzugehen. Sehr häufig war er verletzt und die Blessuren zwangen ihn mit grosser Regelmässigkeit zu pausieren. Jürg Mahrer wäre nicht Jürg Mahrer, wenn er sich nicht immer wieder aufgerafft, neu motiviert hätte weiter zu machen. So erschwang er sich bis zu seinem Rücktritt als Aktiver insgesamt 40 Kopfkränze. Darunter sind neun Teilverbandskränze, ein Bergkranz und dreissig Kantonalkränze. Mit diesen Auszeichnungen setzt er sich an die zweite Stelle der Bestenliste der Fricktaler Kranzgewinner.

 

Und immer wieder gute Resultate

Für Jürg Mahrer waren das Nordwestschweizer Schwingfest in Möhlin im Jahre 2008 mit dem zweiten Schlussrang, das Kantonalschwingfest 2013 auch in Möhlin mit dem dritten Schlussrang sowie das Baselbieter Kantonalschwingfest 2013 mit dem Schwingfestsieg, nun hatte er einen Kranzfestsieg, eigentliche Highlights. Seinen Bergkranz gewann er auf dem Weissenstein und die Teilverbandsschwingfeste in der Südwestschweiz und das Schwyzer Kantonale in Küssnacht am Rigi bleiben ihm in besonders guter Erinnerung. Insgesamt stand Jürg Mahrer an vier Eidgenössischen Schwingfesten im Wettkampf. Zum Kranz wollte es aber nie ganz reichen.

Jürg Mahrer liebte aber nicht nur die Kranzfeste. Er schätzte es, auch an Klubfesten in Aktion zu treten. Dabei denkt er an diejenigen in Kanton oder in der Nordwestschweiz, aber auch an die Abendschwinget im Fricktal, hier wird er seinen allerletzten Wettkampf bestreiten.

In seinem Haus in Hellikon zeugen viele Naturalgaben, Tische, Stabellen, Kästchen, Treicheln und anderes von seinen unzähligen Schwingfestbesuchen.

Seit 2014 ist Jürg Mahrer im Vorstand des Schwingklubs Fricktal. Als Technischer Leiter bringt er seinen Leuten das bei, was es braucht, um im Wettkampf erfolgreich zu sein. Diese Funktion will er behalten. Mit seinen Leuten wird er auch in Zukunft Schwingfeste besuchen und als Motivator im Einsatz stehen.

 

Familie und Gesundheit

Der Landschaftsgärtner mag seine Arbeit. Am liebsten macht er Gartengestaltung, weil er Freude hat, wenn etwas Schönes entsteht, das dann auch geschätzt wird. Neben seinem Schwingen hat er sich beruflich in Kursen so weitergebildet, dass er à jour ist.

Jürg Mahrer will mehr Zeit für die Seinen finden und zu seiner Gesundheit Sorge tragen. Sehr viele Stunden hat er trotz des Sports in die Erneuerung des vor ein paar Jahren gekauften Altbaus investiert, um etwas richtig Schönes entstehen zu lassen. Wenn er berichtet, merkt man, dass ihm die Familie sehr viel bedeutet, dass sie für ihn das Daheim ist. Die Söhne Jannick und Nino sowie Tochter Leila freuen sich zusammen mit Mami Martina, wenn der Vater bei ihnen ist, wenn sie ihm helfen können, die noch nicht ganz fertigen Arbeiten am und um das Haus zu vollenden.


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